17. Like This

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Diese Geschichte wird ein bisschen anders als das, was ich bisher geschrieben habe. Aus dem einfachen Grund, dass Like This eine sehr persönliche Geschichte von mir erzählt.

Beziehungsweise ziemlich gut die Trennung von mir und meinem Exfreund beschreibt. Deshalb wird das für euch vielleicht ein bisschen komisch, weil ich den Namen durch Shawn's Namen ersetze und er deshalb sozusagen den bösen Part in dieser Geschichte übernimmt, was ja eigentlich keiner will.

Ich sage euch - ich habe versucht eine andere Geschichte zu diesem Lied zu schreiben, doch es war mir fast unmöglich, deshalb hoffe ich, es wird euch trotzdem gefallen.

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Ich habe nie gedacht, dass Liebeskummer körperliche Schmerzen verursacht. Ich dachte Sätze wie "Es fühlt sich an als ob mein Herz zerbricht" wären reine Metaphern.

Aber wisst ihr, das stimmt nicht. Wenn man wirklich geliebt hat und diese Liebe zerfällt ist ein Gefühl als würde man sterben.

Ich lag in meinem Bett und hatte Angst zu sterben, weil die Schmerzen in meiner Brust so groß waren, dass ich dachte ich könnte es nicht überleben ihn verloren zu haben.

Doch habe ich ihn verloren? Hat er mich nicht vielmehr fallen gelassen? Oder habe ich ihn fallen gelassen? Ich hätte für ihn da sein müssen. Aber hätte ich es ihm recht machen können? Hätte ich irgendwas machen können, das ihn zufrieden stellt?

Ich habe Shawn geliebt. Und wenn ich ehrlich bin ist diese Liebe bis zum heutigen Tage nicht verflogen.

Und doch frage ich mich, wie das sein kann.

Wie ich einen Menschen, der mich durch sein eigenes Wohlbefinden in ein so tiefes Loch gerissen hat, noch immer lieben kann.

Das hier ist keine Geschichte darüber, wie mein Exfreund die Kontrolle verloren hat und begann mich zu schlagen. Doch ihr könnt mir glauben, dass unsere Beziehung für mich genau so ein Gift war, als wäre es so gekommen.

In manchen Momenten wünschte ich mir einen Schlag ins Gesicht, denn es wäre angenehmer zu ertragen. Was er getan hat, hat nicht auf Einmal weh getan. Es war ein Prozess.

Der Prozess mich von Kopf bis Fuß zu zerstören und mir bis heute das Gefühl zu geben, es wäre Alles meine Schuld gewesen.

Zu seiner Verteidigung, Shawn ist krank geworden. Psychisch krank. Er wusste es bereits als wir zusammen gekommen sind und hat es vor mir versteckt.

Doch sowas kann man nicht verstecken. Es ging ihm immer schlechter und mit seinem Wohlbefinden, sank auch seine Laune.

Und seine Art mit mir umzugehen verschlechterte sich von Tag zu Tag.

Mit jedem Satz, den er sagte zerstörte er mein Selbstbewusstsein, meine Standhaftigkeit, meine Fröhlichkeit. Egal welches Thema angesprochen wurde, es endete im Streit.

Und es war immer meine Schuld. Er hat diese verdammte Art mich selbst glauben zu lassen, ich wäre die Schuldige, ich wäre die Böse, die kein Verständnis hat, die immer auf ihm rumhackt.

Jede negative Eigenschaft die er an den Tag legte, projezierte er auf mich.

War er egoistisch, beschimpfte er mich als egoistisch. Hatte er schlechte Laune behauptete ich würde ihn mit meiner schlechten Laune runter ziehen.

Und das Schlimme? Ich glaubte ihm jedes einzelne Wort.

Bis ich nicht mehr konnte.

Ich setzte einen Schlussstrich und hatte plötzlich das Gefühl endlich wieder frei zu sein. Doch dann kam dieser eine Satz.

"Du hast versprochen, mich nicht fallen zu lassen. Du hast dein Versprechen gebrochen."

Mit diesem Satz hatte er Alles zerstört, was ich mir je an Stärke, Selbstvertrauen und allem Möglichen aufgebaut hatte.

Ich war ein Nichts. Eine leblose Hülle, die mit der großen Schuld lebte, Jemanden fallen gelassen zu haben, der meine Hilfe gebraucht hatte.

Ich habe versucht ihn zu ignorieren, mich selbst irgendwie wieder aufzubauen. Doch jedes Mal, wenn er mir geschrieben hast, habe ich mich wieder in seinen Worten verloren. Habe gedacht, es könnte Alles wieder gut werden.

Die Schuld wuchs mit jedem Tag. Ich bin selbst zu einem Wrack geworden beim Versuch ihm zu helfen.

Ich dachte ich könnte es. Ich habe gedacht, ich könnte das was ihn kaputt macht aufhalten. Doch dafür hat es mich kaputt gemacht.

Und irgendwann konnte ich nichtmehr. Ich habe aufgegeben. Ich musste aufgeben. Ich habe den Kampf verloren. Ich dachte ich wäre stark genug für uns Beide. Doch ich konnte die Wahrheit nichtmehr verstecken.

Ich bin unter gegangen.

Ich habe seine ehrliche Art geliebt. Er war manchmal so ehrlich, dass es mich zur Weißglut gebracht hat, weil ich mich gefragt habe, wie man sowas sagen kann.

Doch ich habe es wert geschätzt. Und auch wenn es stimmt und er nicht der perfekte Mann war, für mich war er es.

Zumindest am Anfang, als noch Alles gut war und ich überglücklich über meine erste Beziehung war. Ich bereue es nicht. Das denke ich zumindest.

Denn wenn ich darüber nachdenke, wie viel ich leiden musste, bin ich mir da nichtmehr so sicher.

Doch nach der Zeit, in der Alles perfekt wirkte, begann er mit seinem Terror meiner Psyche gegenüber.

Bis heute weiß ich nicht, ob nicht vielleicht doch ich Schuld an Allem bin.

Es tut mir leid, es war nie meine Absicht dich fallen zu lassen. Aber ich musste aufgeben, denn hätte ich es nicht getan, wäre ich komplett unter gegangen.

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Ja, wie gesagt, es ist keine wirkliche Kurzgeschichte, es ist mehr wie ein Storytime-Kapitel. Es ist auch nicht so lang wie sonst, aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Das musste mal raus und es ist wirklich das ehrlichste Kapitel, das ich je verfasst habe.

S.M.|| Adventskalender||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt