18. Kid in Love

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Ganz vorsichtig drehte ich den Schlüssel um, damit ich die Tür aufschließen konnte, ohne dabei großartig Geräusche von mir zu geben.

Nicht zu erdenken, wie meine Eltern reagieren würden, wenn sie rausfinden, dass ich mich Nachts raus geschlichen hatte, vor allem um einen Jungen zu treffen.

Dad würde.. oh nein ich will gar nicht erst darüber nachdenken.

Doch so weit so gut, das Haus schien ruhig zu sein, also lief ich durch den Flur, um den Schlüssel, den ich mir vorhin genommen hatte, wieder in die Schale zu legen.

Wäre auch komisch, wenn Dad ihn gestern dort abgelegt hatte und er am nächsten Morgen auf mysteriöse Weiße an einen anderen Platz geflogen wäre.

Ich beschloss mir noch was zu trinken zu holen, bevor ich endlich ins Bett gehen würde, also ging ich durch den Flur nach rechts und drückte auf den Lichtschalter, nur um plötzlich meinen Bruder direkt vor meiner Nase vor der Küchenzeile stehen zu sehen.

Dass ich nicht laut los geschrien habe, war glaube ich Alles, denn ich dachte mein Herz würde sich nie wieder von diesem Schock erholen.

Shawn sah mich vorwurfsvoll an und ich begann eingeschüchtert zu grinsen. Das wird Ärger geben, und wie viel Ärger das geben wird.

"Sag es nicht Mum und Dad." sagte ich direkt leise und er verschränkte die Arme vor seiner Brust.

Oh oh.

"Shawn bitte.. Ich hab ihnen damals auch nie was gesagt." flehte ich ihn an und zog einen Schmollmund, denn als ich noch kleiner war, hat das immer funktioniert.

"Da war ich aber auch nicht erst 15, Aaliyah! Du bist noch ein Kind, du kannst dich nicht einfach Nachts rausschleichen." zischte mein großer Bruder und ich wich seinem Blick aus.

Na schön, vielleicht bin ich noch nicht so alt, aber wir Mädchen sind viel reifer, als Jungs.

"Nur weil du zurück geblieben bist." ich verdrehte die Augen und begriff dann, dass das vielleicht nicht die beste Methode war, ihn davon zu überzeugen es für sich zu behalten.

"Wie hast du das überhaupt angestellt?" fragte er nun und ging nicht auf meinen Kommentar ein.

"Naja, hab mich zur Hintertür raus geschlichen, die ist nicht so laut, wenn man sie schließt." erklärte ich.

"Und was hast du dann gemacht? Und sei ehrlich, sonst wecke ich Mum und Dad sofort." ich atmete genervt aus, denn ich weiß, er würde das wirklich durchziehen.

"Ich war bei.. meinem Freund." gab ich schließlich zu und Shawn legte den Kopf schief, während sein linkes Auge begann zu zucken.

Vielleicht sollte ich wegrennen.

"Dein.. was?" fragte er erneut und ich verdrehte schon wieder die Augen.

Als ob das jetzt so eine große Sache wäre, wenn ich eben mit 15 einen Freund habe.

"Wo kommt denn jetzt plötzlich ein Freund her? Du hast mir nie was davon erzählt!" beschwerte sich mein Bruder nun.

Aber naja.. sollte man mit sowas auch direkt zu seinem Bruder gehen? Ich denke nicht.

"Nein, wir haben uns erst kennen gelernt." erzählte ich und Shawn's Miene wurde noch unentspannter.

"Ihr habt euch erst kennen gelernt und du schleichst dich Nachts raus um zu ihm zu gehen? Du weißt selbst, dass das dumm ist?" warf er mir nun vor und so langsam habe ich das Gefühl, ein Gespräch mit meinen Eltern wäre noch angenehmer gewesen.

"Ja vielleicht. Aber als ich ihn das erste Mal gesehen habe wusste ich direkt, dass da Etwas ist." begann ich zu schwärmen und mein Bruder verzog sein Gesicht als müsste er sich gleich übergeben.

Okay, kann schon verstehen, dass er sowas vielleicht nicht hören will, aber er hat schließlich gefragt.

"Du bist doch noch ein Kind." schmollte er jetzt und wollte anscheinend nicht wahrhaben, dass auch ich älter und erwachsener werde.

"Dann bin ich vielleicht ein verliebtes Kind? Das kannst du doch nicht ändern. Du warst genau so, als du deine erste Freundin kennen gelernt hast." sagte ich nun in der Hoffnung, er würde sich endlich mal ein bisschen entspannen.

"Ja und du hast gesehen, wie das ausgegangen ist. Ich will dir das so lange wie möglich ersparen." sagte er und nun konnte ich ihn schon wieder gar nicht mehr anzicken, weil es doch süß von ihm ist und er sich nur Sorgen macht.

"Glaub mir, das verstehe ich aber ich werde eben älter. Und ich mag ihn wirklich sehr. Er ist nicht so wie die anderen Idioten aus der Schule. Er ist reifer und echt anständig." erklärte ich und begann zu grinsen, bei dem Gedanken an ihn.

"Und wie habt ihr seine Eltern ausgetrickst?" fragte er und zog eine Augenbraue nach oben.

Oh oh.. schnell Aaliyah, denk nach..

"Hat er nicht erzählt." sagte ich schließlich und lächelte dann.

"Und jetzt die Wahrheit."

Verdammt, ich kann einfach nicht lügen..

"Seine Eltern waren nicht Zuhause." ich zuckte mit den Schultern und versuchte kein großes Ding daraus zu machen, doch Shawn sah das leider etwas Anders.

"Ihr ward bei ihm Zuhause? Alleine!? Oh gott bitte sag mir, dass ihr nicht.." schnell unterbrach ich ihn, weil es mir langsam echt zu privat wurde.

"Shawn hör auf! Darüber rede ich nicht mit dir." sagte ich angewidert und nahm mir eine Cola aus dem Kühlschrank.

"Kannst du mir bitte antworten, sonst drehe ich durch!" sagte er ernst und nahm mir mein Trinken weg.

"Nein. Die Antwort ist nein, okay? Er ist wirklich in Ordnung und drängt mich zu gar nichts. Genug jetzt von dem Thema."

Ich nahm mir eine neue Cola und wir schwiegen uns eine Weile an, bis mein Handy vibrierte und ich darauf sah.

"Geht's dir gut? Du wolltest mir schreiben, wenn du Zuhause bist. Ich mach mir Sorgen, bitte melde dich noch kurz.
Ich liebe dich."

Ich begann zu Grinsen wie eine Bekloppte und hielt Shawn schließlich mein Handy hin. Er las die Nachricht und verdrehte die Augen.

"Siehst du? Er sorgt sich um mich und will dass es mir gut geht. Kein Grund zur Aufregung. Bitte lern ihn kennen, Shawn. Für mich.." wieder schmollte ich und diesmal ließ ihn mein Blick nicht kalt zu lassen, denn er atmete laut aus.

"Du magst ihn wirklich, oder?" fragte er leise.

"Wenn ich ein verliebtes Kind bin und das Liebe ist, will ich niemals erwachsen werden." sagte ich und mein Bruder lächelte leicht, bevor er mich kurz in den Arm nahm.

"Und jetzt ab ins Bett. Du machst mir morgen Muffins, dann halte ich die Klappe."

"Einverstanden." sagte ich lachend und wir schlichen uns nach oben, um endlich Beide ein wenig Schlaf zu bekommen.

S.M.|| Adventskalender||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt