Kapitel 2

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Während er es sich auf dem Sofa gemütlich machte, stellte ich mich an den Wasserhahn, füllte den Wasserkocher und schaltete ihn an.

„Willst du Tee oder so?“ Im Treppenhaus hatten wir beschlossen uns zu duzen. Wohnzimmer und Küche waren in meiner Wohnung ein Raum, also beobachtete ich ihn, während ich zuhörte, wie das Wasser zu kochen anfing. Zwischen uns herrschte nun nicht mehr dieselbe Stimmung. Etwas hatte sich geändert.

„Kaffee wäre nicht schlecht.“

„Was ist mit Milch, Zucker?“

Er sah sich im Wohnzimmer um und stellte sich ans Fenster. Er sah das alte Haus und verlor sich in Gedanken. Ich wollte meine Frage wiederholen, als er antwortete.

„Ich trinke ihn schwarz.“

Ich stellte die zwei dampfenden Tassen auf den Tisch und setzte mich auf den Sessel.

Er setzte sich mir gegenüber wieder auf das Sofa und nahm die Kaffeetasse. Ich pustete in meine Tasse, während er in einem Zug austrank.

„Der Kaffee ist brühend heiß.“

„Es geht.“ Er schmunzelte. Ich wandte den Blick ab. Er legte den Kopf auf die Sofalehne und sah mich an. Ich zog die Beine an und stützte meinen Kopf auf meinem Knie. Wir sahen uns an. Ich wandte wieder den Blick ab. Er war ein Fremder, ich hatte mir einen fremden Mann in die Wohnung geholt und fühlte mich zu ihm hingezogen. Ich spürte, dass er mich noch immer ansah.

„Wie heißt du?“ Seine tiefe Stimme durchbrach die Stille und brachte meinen Tee zum vibrieren.

„Cloe.“

„Ich bin Samuel.“

„Also, Samuel, willst du hier übernachten?“

„Stand das nicht schon fest?“ Er lächelte. Das heißt, er zog einen Mundwinkel hoch und die Falten, die sich dabei bildeten, machten ihn noch attraktiver. Ich nickte, verließ den Raum und ging in mein Schlafzimmer. Aus dem Schrank holte ich einen Matratzenbezug, ein Kissen und eine Decke.

„Geht das auf dem Schlafsofa?“

„Ich habe monatelang auf einem Feldbett geschlafen. Mach dir um mich keine Sorgen.“ Ich war nicht sicher, ob ich lachen sollte, er selbst tat es nicht. Er sah mir nur in die Augen.

„Ich... muss morgen früh raus. Ich gehe jetzt schlafen. Gute Nacht.“         

„Ja, schlaf gut.“

Mich weckte ein lautes Fluchen und das schrille Piepen des Rauchmelders.

„Samuel?“ Ich stieg aus dem Bett.

„Cloe?“ Er stand in der Küche, Küchenbereich traf es eher.

„Was machst du?“

„Frühstück.“ Ich sah auf die zerbrochenen Eierschalen auf der Küchentheke und die teils angebrannte klebrige Masse in der Pfanne.

„Du schaffst es nicht Eier zu braten?“

„Ich hab das nie gelernt. Hilfst du mir?“ Er sah mir direkt in die Augen. Mein Herz setzte aus.

„Ich kann dir Müsli anbieten.“

Wir setzten uns an den Tisch und aßen gemeinsam Müsli.

Ich wich Samuels Blick aus. Nach einem Blick auf die Uhr, fiel mir ein, dass ich zur Arbeit musste.

„Ich muss los!“, Ich zog mich hastig an und verabschiedete Samuel außer Atem, „Bis Später.“

Samuel and CloeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt