Kapitel 4

72 1 0
                                    

Ich blickte von Britta zu Samuel und wieder zurück. Also war sie einfach gegangen. Helena war abgehauen und hatte, ohne zu Zögern, ihre Tochter zurückgelassen.

„Das war geplant. Ich hab gehört, wie sie es Oma erzählt hat. Sie wollte mich loswerden, um mit ihrem neuen Freund ins Ausland zu gehen. Ich weiß nicht wohin.“ Ich wusste nicht, was ich tun sollte und sah hilfesuchend zu Samuel. Er sah mit leerem Blick die Wand an.

„Samuel.“ Er sah weiterhin an die Wand

„Samuel.“ Diesmal sagte ich es lauter. Er wirkte, als erwache er aus einem Traum.

„Sie hat Recht, sie ist weg.“, sagte er und sah dabei Britta an. Ich ließ die beiden alleine und ging zurück ins Wohnzimmer. Es klingelte an der Tür. Als ich öffnete, standen ein paar Koffer und Kartons vor der Tür. Obendrauf ein Brief an Britta, wahrscheinlich von Helena. Ich trug die Sachen rein und ging ins Schlafzimmer, um Britta den Brief zu geben.

„Deine Sachen standen vor der Tür. Dieser Brief war auch da.“

„Ich will ihn nicht.“

„Wenn deine Mutter wirklich weg sein sollte, ist das das Einzige was du noch von ihr hast.“

„Ich will ihn nicht.“ Samuel nahm mir den Brief aus der Hand. Er setzte sich zu seiner Tochter und nahm sie in den Arm. Ich wusste nicht, was ich zu tun hatte, also räumte ich in meiner Abstellkammer auf und richtete ein Bett aus mehreren Matratzen ein. Ich packte Brittas Koffer aus und brachte die Sachen in einem umfunktionierten Bücherregal unter.

„Danke.“ Ich drehte mich erschrocken um. Britta stand hinter mir und betrachtete das Zimmer. Auch ich betrachtete nun stolz mein Werk.

„Irgendwo musst du ja hin.“ Ich lächelte schwach und ließ sie allein. Das hatte genervter geklungen, als es sollte. Samuel saß auf dem Sofa und starrte ins Leere. Ich setzte mich zu ihm und sah ihn so lange an, bis er etwas sagte.

„Es soll ihr wohl nicht gegönnt sein mit beiden Elternteilen zu leben.“

„Du glaubst nicht, wie viel Kraft du mich kostest.“

„Du glaubst nicht, wie dankbar ich dir bin.“ Ich machte eine wegwerfende Handbewegung, als wäre es für mich selbstverständlich.

„Sie hat mir nie verziehen, obwohl ich zurückgekommen bin und jetzt hat sie das Unfassbare getan.“ In seinem Gesicht war nichts. Weder Schmerz, noch Trauer, Wut oder sonstiges. Wie leergefegt. Dieser sonst so selbstbewusste Mann, wirkte jetzt extrem verletzlich und schwach. Es wirkte, als würde er bald anfangen zu weinen. Ich hatte Angst davor, da ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Ich starrte ihn an und mal wieder wusste ich nicht, was ich tun sollte. Also klopfte ich ihm auf die Schulter.

„Das hilft mir unheimlich.“ Er grinste. Das erste Mal sah ich ihn grinsen und ich wollte, dass er damit nie aufhörte. Es war mir lieber, wenn er, trotz der derzeitigen Situation, lachte.

„Ich bin dir so dankbar.“ Mein Blick streifte sein Gesicht und blieb an seinen Lippen hängen. Ich lächelte so gut es ging. Mein Atem ging jetzt viel schneller.

„Ich will dich küssen.“

Ich wollte etwas sagen, etwas Verführerisches antworten, aber ich kriegte den Mund nicht auf. Ich nickte nur und starrte weiter auf seine perfekten Lippen. Er näherte sich mir und mein Herz schlug schneller. Dann berührten seine Lippen meine, sie waren weich. Er war sehr zart und vorsichtig, aber ich drängte nach mehr. Ich presste schon fast meine Lippen auf seine. Er zog mich an sich und ich vergrub meine Hände in seinem Haar. Wir atmeten hektisch, laut. An den Stellen, an denen er mich berührte, kribbelte meine Haut. Meine Hände glitten an seinem Oberkörper herunter zu seinem Gürtel. Ich öffnete ihn und er zog sich die Hose aus. Ich tat das Selbe und so ging es weiter, bis wir in Unterwäsche dasaßen. Er legte sich sanft auf mich. Ich drückte ihn kurz weg, um meine Lippen zu lösen, doch er legte seine Lippen wieder auf meine. Wir wurden unsere letzten Kleidungsstücke los. Es war schnell vorbei, weil wir Angst hatten von Britta erwischt zu werden. Wir hatten es nicht ausgesprochen, aber wir beide wussten, dass das hätte passieren können. Andererseits hatte es, aufgrund der ganzen sexuellen Spannung zwischen uns, die sich seit er hier wohnte angestaut hatte, nicht lange gedauert, bis wir beide auf unsere Kosten kamen. Er war sehr einfühlsam und vorsichtig. Er legte sich neben mich. War das wirklich passiert? Oder war es nur eine dieser Fantasien, die ich manchmal von Samuel hatte? Ich konnte ihn schließlich nicht bitten mich zu kneifen. Nur wenige Wochen. Es hatte nicht mal einen Monat gedauert, bis wir im Bett gelandet waren. Auf dem Schlafsofa. Es herrschte Stille. Keiner sagte was. Das lag daran, dass es nichts mehr zu sagen gab zwischen uns. Aber auch daran, dass Samuel eingeschlafen war. Ich schlich aus dem Zimmer, duschte und legte mich in mein Bett.

Samuel and CloeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt