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Ich kam gerade aus meinem Minijob im Café nach Hause. Ich versuchte meinen Vater ein wenig zu unterstützen, da das Geld vom Kiosk meines Vaters gerade noch für die Wohnungsmiete ausreichte. Wir hatten zwar noch etwas übrig, was genügte, jedoch richtigen Luxus könnten wir uns nicht leisten. Ab und zu half ich meinem Vater auch im Laden. Meine Mutter starb noch als ich kleiner war. Geschwister hatte ich auch nicht, weshalb mein Vater der einzige war, den ich hatte.

Angekommen vor unserer Wohnung, schaute ich ob wir neue Briefe in unserem Briefkasten hatten. Da war ein Brief für meinem Vater. Es kam aus einem Krankenhaus. Verwirrt öffnete ich die Wohnungstür und trat ein. Ich begrüßte meinen Vater mit einem Wangenkuss.

„Hoşgeldin kızım" (Schön dich zu sehen/Willkommen, meine Tochter)

„Hoşbuldum Baba. Hier ist ein Brief für dich"

Er entnahm mir den Brief und als er auch gelesesen hatte, dass es vom Krankenhaus war, blickte er zu mir. Ich schaute ihn Erwartungsvoll an. Wann war er ins Krankenhaus gegangen und wieso wusste ich nichts davon ? Ich gab ein Besorgten Seufzer von mir.

„Ich hab Tee gemacht, komm lass uns im Balkon reden."

Wir setzten uns im Balkon auf die Stühle hin. Es war schon dunkel und man hatte eine perfekte Sicht auf die Sterne. Heute sah man besonders viele Sterne am Himmel. Die Sterne zogen einen förmlich in den Bann. Sie erhellten den Dunkeln Himmel mit Licht. Nach einem Schluck seines Tee's öffnete mein Vater den Brief. Er sah entsetzt aus.

„Baba? Alles in Ordnung?"

Er antwortete nicht und schaute mich undefiniert an. Ich schluckte schwer und griff nach dem Brief, um selbst zu lesen, was drin stand.

Ich riss die Augen auf und mir fließten unkontrolliert unzählige von Tränen aus den Augen.

„Baba, du hast Krebs?" schluchzte ich.

Mein Vater presste die Lippen zusammen. Ich wusste, ja, dass er Atemprobleme hatte und wir gingen davon aus, dass er Asthma hat. Er hatte zwar auch immer dieses ständige Husten, was von seiner Bronchitis kommen sollte, so wie wir dachten, doch das er Lungenkrebs hat, hätte ich niemals gedacht.

„Baba, ich hab doch nur dich" sagte ich mit zitternder Stimme. Ich kniete mich vor ihn.

Er nahm mein Gesicht zwischen seinen beiden Händen.

„Ich kenne gute Ärzte. Auch das kann behandelt werden."

Ich wusste, dass er mir nur Hoffnung geben wollte.

Ich legte mein Kopf auf seine Knie. Sanft strich er mir durchs Haar.

„Tamam, kızım. Noch gehts mir gut!" lachte er. Doch ich hörte die Verzweiflung in seinem Lachen.

„Zehra, hör mir zu kleines."

Ich blickte hoch zu ihm. Er nahm meine Hände in seine.

„Du kennst sicherlich noch Hamit, meinen guten Freund?"

Hamit Korkmaz. Der reiche Amca. Ihm gehört ein Unternehmen, wo Schuhe designed und hergestellt werden. Ich hatte öfters als Kind immer Schuhe für ihn gezeichnet. Früher hatte ich immer mit seinen Kindern gespielt und seinem Neffen. Sein Neffe war sehr oft immer bei Hamit Amca. Später habe ich auch gehört, dass beide Eltern von ihm gestorben sind und er dann zu Hamit Amca vollständig ziehen musste. Zuletzt hatte ich die Familie Korkmaz zu der Beerdigung meiner Mutter gesehen.

„Ja, was ist mit ihm?"

„Sein Neffe, Ensar, ist jetzt ein großer Mann geworden."

Ich nickte verstört. Ich verstehe nicht wie er jetzt über ihn reden konnte.

MeftunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt