Sanft strich der Mann eine Strähne aus dem Gesicht der jungen Frau, fasziniert von ihrem Schlaf. So ruhig und friedfertig, trotz seiner Nähe. Schon fast hatte er den Eindruck seine Anwesenheit würde ihren Schlaf beruhigen, doch verjagt er diesen Gedanken schnell wieder.
Warum sollte ihm so viel Glück widerfahren? Er war ein Niemand, bestimmt dazu, ein Leben zu fristen welches nicht seines natürlichen Ursprungs entstammt.
Das Licht seiner Hände verblasst, als seine Macht nicht mehr von Nöten war. Und mit einem Mal spürte auch er das erdrückende Gefühl einer durchwachten Nacht. Das Erleben in Asgard war langatmig geworden.
Es bestand aus Training und Ausbildung. Die Tage der großen Kriege waren vorbei und so hatte es immer wieder neue Techniken gegeben, um zu schlafen und der Erstickung von Energie. So haben sich manche dem Trank hingegeben und andere, belesenere, wanden sich der durchwachten Nacht zu. Ein Ritual, das den Tag zum Lernen verlängert und die Müdigkeit hervoruft. Nur wenige wendete sich diesem Rhythmus zu, schmeckte doch der Met hervorragend und hielt das Volk auf Trab.
Und doch versagte sich der schlanke Mann nicht der Köstlichkeit eines reifen Weines.Zu allem Übel wollte er das schlafende Wesen, welches sich halb auf seinem Körper befand, nicht wecken, wo es doch diese besinnliche Wärme produzierte. Es war lange her, das er sich erlaubt hatte sich das Bett zu teilen. Und war seine Wahl wohl eher zu den traurigen Gestalten gewandert, denn er hatte nie im Beischlaf oder dem Erwachen eine solch angenehme Wärme wahrgenommen.
"Du bist Teil etwas Besonderem."
Ein Seufzen entglitt seinen Lippen als er mit schweren Lidern eine weitere Strähne zur Seite schob. Die Geste hatte etwas fürsorgliches, welches ihm selbst wohl entfiel, denn nur die Tiere, die das Bett am Wand und Boden säumten, spürten wie sie hier nicht mehr gebraucht wurden. Und als auch die Augen des hargeren Mannes zufielen, ertönten hunderte kleine Füße, die über goldenen Boden tripelten. Vorsichtig schlugen auch die Echsentiere mit ihren Flügeln und flatteren geschwind wie Fledermäuse zum Fenster raus.
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Der große Mann schritt mit verhangenen Blick durch die Gänge. Eine tiefe Zerrissenheit speiste sein Denken. Er wusste das sein Adoptivbruder ihn anlog, oder zumindest etwas verschwieg. Er wollte ihm vertrauen, doch hatte er Angst vor dem was sein Bruder ihm ihm nicht anvertraute. War es das was Frigga prophezeit wurde? Oder vertuschte er etwas anderes? Etwas schlimmeres? Weniger schlimmes?
Perplex verfolgte er seinen Gedankengang. Als er vor einigen Stunden die Geschichten über die Seelentiere las, wusste er nicht wieso. Er hatte keine Ahnung gehabt, aus welchem Grund er diese Fabel lesen sollte. Noch lange war er dagesessen, hatte sich die Texte wieder und wieder angesehen. Dabei waren ihm zwei besondere Namen aufgefallen, Aurora und Totentänzer. Und eben diese Namen machten ihn stutzig. Thor's Schritte stockte als ihm klar wurde, daß in der Prophezeiung seiner Mutter auch von einer Aurora die Sprache war.
Bewundernd dachte er an Loki, der diese Verbindung sofort erkannte.Er jedoch rätselte nur an der Bedrohlichkeit der Seelentiere und ihren Seelenverwandten. Fragte sich aus welchem Grund Odin sie jagen ließ. Die Kontrolle der Elemente oder dem Gedankenlesen sind durchaus mächtige Waffen, aber nicht Grund genug sie zu töten.
Mit einmal zog ein Schatten über ihn hinweg. Er befand sich auf einem Balkongang, denn nicht jeder Winkel des Schlossen wurde mit inneren Gängen gespeist. Verwirrt blinzelte der Prinz ins helle Licht der drei Sonnen von Asgard. Im ersten Moment sah er nichts ausser einen klaren blauen Himmel, so wie jeden Tag. Doch dann nahm er aus dem Augenwinkel den riesigen geflügelten Schatten wahr. Langsam und mächtig schlugen die Flügel in den sanften Winden der werdenen Nacht. Ein schwarzer Schatten gegen rot-orangen Himmel. Entsetzt trat Thor einen Schritt zurück, tiefer in die Schatten des Palastes. Ohne ein Laut segelte das Tier davon über den Wald hinweg, in die Bergtäler. Ein Feuerdrachen! Thor glaubte seinen Augen kaum.
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Das Tor zum Himmel
FanfictionEin Treffen im Park. Eine Weinflasche zu viel und schon sind zwei beste Freundinnen nicht mehr von dieser Welt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Was Asgard für Geheimnisse verbirgt und wie fantasievoll die Asen wirklich sind, finden hier zwei Mädchen w...