Kapitel 7: „Paradise Lost"

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Die Sonne schien durch die großen Fensterfronten des Hauses und wärmten Elenas Haut. Der Schnee blendete grell und verlieh dem Panorama einen dezenten Glanz. Elena stand in der Küche und bereitete das Frühstück zu. Sie wollte Rekkon überraschen und eine kleine Freude machen. Außerdem wollte sie ihn etwas wichtiges fragen und sie hoffte, die kleine Aufmerksamkeit würde ihn gesprächiger machen. Während sie gerade den Tisch deckte begann sie sich selbst zu fragen, ob man Rekkon überhaupt eine Freude machen konnte. Er war immer höflich und freundlich, aber Elena hatte immer das seltsame Gefühl, dass ihn nichts wirklich berührte. Nur wenn sie miteinander schliefen, hatte er diesen besonderen Ausdruck in seinen Augen.

Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Verdacht. Was wenn er sie bloß ausnutzte, sie bloß als eine Affäre betrachtete. Denn was konnte sie ihm schon bieten? Ihm, der eine teures Luxusapartment in den Bergen besaß? Ihm, der...

Bei der Berührung zuckte Elena zusammen. Rekkon hatte einen Arm um ihren Bauch geschlungen und seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt.

„Frühstück? Das hat mir ja schon ewig keiner mehr gemacht.", flüsterte er in ihr Ohr und küsste sanft ihren Hals. Kurz schoss Elena der irrsinnige Gedanke durch den Kopf, er könne ihre Gedanken lesen. Dann musste sie kichern und all die Befürchtungen waren vergessen.

Gemeinsam frühstückten sie. Es war ein wundervoller Tag und eigentlich wäre es ein romantischer Moment gewesen, wenn Elena nicht diese eine Frage quälen würde. Sie nahm all ihren Mut zusammen und fragte ihn einfach:

„Wer ist der weiße Drache von Osaka?"

Sie hatte erwartet, dass er sauer werden würde oder das er wenigsten überrascht reagiert. Sie hatte sich sogar gewünscht, dass Rekkon eine Reaktion zeigen würde, dass sie ihn endlich aus der Reserve locken konnte.

Doch er zuckte nicht zusammen. Er verzog nicht einmal sein Gesicht. Ruhig schmierte Rekkon etwas Marmelade auf die Hälfte eines Croissants.

„Woher kennst du diesen Namen?", fragte er seelenruhig. Dann biss er in das Gebäck.

„Ich.. also... Ach Damien. Ich wollte einfach etwas über dich herausfinden. Du sprichst nie über dich und ich will dich auch nicht drängen. Aber ich muss einfach ein paar Dinge wissen!"

Nachdem er zu Ende gekaut hatte, nahm Rekkon einen Schluck seines Kaffees.

„Ich bin dieser weiße Drache. Damals in Osaka nannten sie mich so. Jetzt kennt man diesen Namen aber nur noch in der Unterwelt und selbst da nur mehr als ein Gerücht. Ein Mythos um meine Person."

„Aber warum erzählst du mir nichts von dir? Ich will dich kennen lernen, dich als Person! Wer bist du?", fragte sie leise. Sie griff nach seiner Hand.

„Vielleicht erzähle ich dir nichts, weil ich dich beschützen will. Die Welt in der ich lebe ist rau und voller Gewalt. Doch eigentlich erzähle ich nichts, weil ich Angst habe, Elena. Ich habe Angst, dass du dich von mir abwendest. Dass du nicht ertragen kannst, wer ich bin. Ich war immer alleine. Und bisher wollte ich es auch so..."

Seine Worte berührten sie. Sie konnte ihm ansehen, dass er ehrlich wahr.

Elena streichelte Rekkons Hand. „Ich möchte dich nicht alleine lassen. Ich möchte bei dir sein. Aber dafür muss ich wissen, wer du bist."

Sein Lächeln war so warm, wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte, als er sagte:

„Dann frage mich alles, was du wissen möchtest."

Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:

„Aber du solltest keine Frage stellen, deren Antwort du nicht kennen möchtest."


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