"Sie wird mit mir reden, wenn sie wieder hier ist. Ich werde ihr dann sagen, ...was passiert ist und dass ich dich wieder gesehen habe. Ich werde ihr auch sagen, dass ich mich von ihr trennen möchte, weil ich in der Beziehung sowieso keinen Sinn mehr sehe."
Emilia runzelt ihre Stirn und blickt mich etwas fragend an. Ich versuche, ihr zu erklären, dass es lange gedauert hat, ehrlich mit mir selbst zu sein. Doch ich habe jetzt erkannt, dass eine gute Beziehung viel mehr ist, als ein kaltes und emotionsloses "Ich liebe dich".Diese vielen Jahre an Erfahrung, die mir Sharon ja irgendwie geschenkt hat, haben mir einfach gezeigt, dass die wahre Liebe anders ist, als das, was das zwischen uns war oder besser gesagt ist. Noch am gleichen Abend, als Sharon mich anrief habe ich Emilia nach Hause geschickt .. und diese Verabschiedung von ihr fühlte sich irgendwie sehr komisch an. Es war irgendwie so wie am Abend meines Abschlussballs - man wusste, dass auf beiden Seiten viele Gefühle dahinter stecken, doch irgendwie war auch beiden bewusst, dass dies eventuell das letzte Mal sein könnte, dass sie sich sehen. Dieser Abend ist jetzt 3 Tage her und Sharon hat mir zwischendurch eine SMS geschrieben, wo drin steht, dass sie heute ankommen wird. Ich warte seit ungefähr einer Stunde auf dem Sofa vor dem Fernseher und hoffe, dass mich diese unsinnigen, teilweise lächerlichen Programme des TV's irgendwie ablenken können. Doch es bringt nichts, ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren und meine Nervosität steigt immer mehr an. Es ist ein anderes Gefühl wie damals, als ich Emilia sagen musste, dass ich sie auf einer Party betrogen hatte. Klar: früher war ich auch deutlich jünger und ich hatte kaum Erfahrungen und das mit Emilia.. das war einfach kompliziert. Aber trotzdem waren die Gefühle da und ich habe sie deutlich gespürt. Dass mich das nicht davon abgehalten hat, diese Frau im Club an dich heran zu lassen, kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Und es verfolgt mich bis heute noch, ich kann mir das auf jeden Fall nicht verzeihen. Noch irrsinniger ist es, dass ich meine jetzige Freundin mit Emilia betrogen habe. Eigentlich hört sich das Ganze doch wie eine schlechte Komödie an. Ja, manchmal wünschte ich mir, es wäre einfach nur ein Film, in dem ich die Hauptrolle spiele. Doch wenn ich morgens aufwache und um mich herum schaue, spüre ich, dass das alles Realität ist. Dass ich nichts drehen und wenden kann und das vor allem ich nicht die Regisseurin bin. Es macht mich fertig zu wissen, dass ich Sharon in wenigen Minuten oder Stunden sagen muss, was ich getan habe. Es spielt keine Rolle, was sie mir angetan hat oder wie viel Zeit sie mir schenkte: ich habe diesen schrecklichen Fehler getan. Und um ehrlich zu sein fühlt sich das Wort -Fehler- gar nicht passend an. Denn im Grunde genommen wollte ich es ja und ich habe mich schon seit langer Zeit wieder danach gesehnt. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann weiß ich auch, dass ich nie richtig mit Emilia abgeschlossen hatte und ich denke, dass gerade das dazu geführt hat, dass es zu einem Kuss und sogar mehr gekommen ist. Jedenfalls kann ich mich überhaupt nicht auf etwas anderes konzentrieren und mein Herz schlägt unglaublich schnell, gleichzeitig tut es auch weh. Ich weiß nicht genau, wie Sharon reagieren wird und vor allem bin ich natürlich auch gespannt, was sie mir denn zu sagen hat. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was sie mir verheimlicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass es etwas Positives ist, was sie vielleicht erreicht hat.. vielleicht hat sie ihre Beförderung endlich erhalten oder sie hat irgendein Angebot in einer anderen Firma bekommen, wo sie deutlich besser bezahlt wird und in einer höheren Positionen arbeiten kann oder was auch immer.
Plötzlich höre ich das Türschloss unserer Haustür knacken. Wenige Sekunden darauf höre ich Schritte, die immer näher kommen. Sofort schalte ich den Fernseher aus und richte mich anständig auf. Normalerweise würde ich jetzt aufstehen und meiner Freundin in die Arme laufen.. Schon merkwürdig, was in knappen 4 Wochen passieren kann....
Kurze Zeit darauf steht Sharon vor mir, die stirnrunzelnd zu mir runter schaut."Ehm.. Hey. Ist alles ok?"
Ich schüttel nur zögerlich den Kopf und sage ihr, dass sie sich bitte setzen soll. Ich möchte das hier möglichst schnell hinter mich bringen. Also beginne ich zu reden und erzähle ihr erstmal, wie unglücklich ich in den letzten vielen, vielen Monaten eigentlich war und woran dies liegt.
"Allein deine vielen, langen Geschäftsreisen haben uns doch total auseinander gezerrt. Wenn du mal zu Hause warst, dann hatte ich nie das Gefühl, dass du wirklich bei mir bist - es war, als wären wir WG-mitbewohner, die sich gerade erst kennengelernt haben..." Sharon hört mor aufmkersam zu, was nicht allzu oft vorkommt.
"Und an Silvester haben wir nicht mal miteinander telefoniert. Klar, ich hätte auch anrufen können, aber ich hatte nie das Gefühl, dass Du Dich darüber freust, wenn ich mich bei dir melde. Ich dachte in letzter Zeit einfach immer, ich bin ein Klotz an deinem Bein und ich wäre dir kaum noch wichtig. Und dann habe ich Emilia wieder gesehen.. Ich habe dir ja von ihr und von unserer Geschichte erzählt.. Es fällt mir verdammt schwer, das zu sagen und ich fühle mich selbst nicht wirklich gut dabei, aber ich will ehrlich zu dir sein.... Ich war dir seit Silvester nicht mehr treu..."Ich reibe nervös meine zitternden Hände an meinen Oberschenkeln entlang und kneife ein wenig meine Augen zusammen, weil ich Angst vor ihrer Reaktion habe. Denn wer hört, dass er betrogen wurde, ist wahrscheinlich zu allem fähig. Damit meine ich keine Aggression oder Wutausbrüche, sondern eher, dass Sharon vielleicht jetzt seit Monaten mal wieder ihre verletzliche Seite zeigt. Und wie ich vermutet habe, setzt sie sich erstmal auf das Sofa - natürlich einige Meter von mir entfernt, fässt sich mit ihren Händen an die Stirn und bleibt still.
Es dauert vielleicht 3, 4, 5 oder vielleicht sogar mehr Minuten, bis sie etwas dazu sagt."Weißt du eigentlich, warum ich so lange und so oft arbeiten bin, weshalb ich jedes Angebot annehme und überall auf der Welt herum Reise?? Hast du dir denn nie die Frage gestellt, ob ich das für dich tue? Wahrscheinlich bin ich für dich einfach nur zu einer egoistischen Frau geworden, die sich natürlich absichtlich immer weiter von dir distanziert. Aber ich wollte dir auch noch etwas sagen, ich wollte sowieso mit dir über unsere Beziehung sprechen. Ich habe einfach gemerkt dass du dich nicht richtig darüber freuen kannst, wenn ich auf meiner Karriereleiter weiterhin aufsteige. Mag sein, dass du die Ausrede benutzt, dass Du Dich einsam gefühlt hast, aber die Arbeit steht nun mal an erster Stelle bei mir. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht und...", sie atmet tief ein, ".. auch ich habe gemerkt, dass wir irgendwie nicht die gleiche Vorstellung von unserer Zukunft oder unserem zukünftigen Leben haben. Es ist scheiße, wie es gelaufen ist und ich weiß auch nicht, ob ich dir das jemals verzeihen kann, nicht treu gewesen zu sein. Denn ich finde, egal, was zwischen einem steht oder wie schlecht ist gerade läuft, dann... dann sprich doch vorher mit mir, anstatt zur nächst besten zu laufen!"
Ich werde wütend und enttäuscht zugleich: "Ich hätte dir also sagen sollen, dass ich unglücklich bin? Du hast mir nie zugehört, wenn ich angefangen habe davon zu reden, wie es mir geht. Besonders wenn ich gesagt habe, mir geht es schlecht, hast du sofort das Thema gewechselt oder musstest plötzlich auflegen oder wurdest natürlich urplötzlich müde und musstest dich unbedingt schlafen legen! Und Emilia ist garantiert nicht die nächstbeste, wäre ich zur nächstbesten gelaufen, dann hätte ich dich viel eher betrogen. Dadurch, dass ich sie wieder gesehen habe, habe ich einfach gemerkt, dass ich noch nicht fertig bin mit ihr. Es ist einfach noch viel Gefühl in mir drin, das es für mich einfach unmöglich gemacht hat, vernünftig zu handeln.. Das musst du nicht verstehen und mir auch nicht verzeihen, denn ich verzeihe es mir auch nicht. Aber ich verstehe es, denn mit dir an meiner Seite war ich nie wirklich vergeben..."Nach meinen letzten Worten schaut Sharon mich ungläubig an, sehr wütend blickt sie mir in die Augen, bleibt stumm, aber steht auf und geht ins Schlafzimmer. Ich gehe ihr hinterher und frage, was sie macht. Sie kramt nur in ihrem Nachttisch und nimmt sich ihre Schmuckstücke mit. Da ihr Koffer von der Geschäftsreise noch gepackt ist, nimmt sie diesen und verabschiedet sich von mir: "Du solltest vielleicht mal überlegen, ob du überhaupt eine Beziehung führen kannst, wenn du jetzt schon das zweite mal jemanden betrogen hast. Und wenn man bemerkt, dass Emilia ja anscheinend deine ach so große Liebe ist, dann frage ich mich: Wieso hast du sie denn schon am Anfang betrogen?! Und dies mit einer nächstbesten im Club. Vielleicht denkst du darüber mal nach. Oder am besten denkt Emilia mal darüber nach!"
Ich bin mir sicher, dass sie sich nie wieder blicken lassen wird, wenn sie aus dieser Tür heraus ist. Aber vielleicht ist das besser so..
"Ich habe für dich solange gearbeitet. Ich habe meine Beförderung erhalten! Das hatte ich dir noch gar nicht erzählt! Wir hätten uns jetzt zusammen noch viel mehr leisten können, wir hätten tollere Ausflüge machen können, Urlaub nach.. sonstwohin!! Doch jetzt ist mir bewusst, dass ich die ganze Zeit nur für mich und meine Zukunft geschuftet habe. Du hättest meine Liebe sowieso nicht verdient!"Und so verlässt sie anschließend unsere ehemalige, gemeinsame Wohnung. Ich kann nicht genau sagen, warum, aber in meinen Augen bilden sich gerade Unmengen an dicken Tränen die drohen, herunter zu laufen. Natürlich habe ich mich selbst auch damit enttäuscht, wieder nicht treu gewesen zu sein, doch vielleicht hat Sharon ja auch recht und Emilia sollte darüber nachdenken, ob ich wirklich gut für sie bin....
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(Titel: "Ich will die Karriereleiter erklimmen.")
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I fall into your Hazel Eyes again. (Gxg)
Storie d'amore**Fortsetzung von HAZEL EYES** // "Wenn ich dich in einigen Jahren wieder sehen würde - wenn du nicht mehr meine Schülerin bist, ich weiß, ich würde dich immer noch lieben und wollen." Emilia gibt mir einen sanften Kuss auf meine Wange: "Ich werde...