Was hast du dir dabei gedacht?

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Paddy's Sicht

Zuhause angekommen rannten Maite und Patricia zu mir und hielten mich fest. "Wo warst du? Wir haben uns sorgen gemacht. Vorallem als wir deinen Brief gelesen haben.", sagte Maite und war den Tränen nahe. "Kann ich bitte erstmal ankommen?", fragte ich die beiden. Patricia sah mich an und zog mir etwas Heu aus dem Haar. "Hast du im Heu geschlafen?" Ich winkte ab und humpelte ins Wohnzimmer. Alle sahen auf als ich kam. Ich setzte mich aufs Sofa und schaute zu Boden. "Was hast du am Arm gemacht?", fragte Paul. Ich sah jetzt erst, dass man an meinen Arm den Verband sah. "Ich habe mich unterwegs verletzt und war beim Arzt.", log ich. John legte seinen Arm um mich und sagte:"Heute um 15 Uhr ist sie Beerdigung." Ich nickte und ging dann in mein Zimmer. Jetzt war ich alleine und sah mich um. Alles hier erinnerte mich an Joelle. Wie kann ich hier weiterleben? Weinend sackte ich zu Boden. Ich muss stark bleiben. Das habe ich Denise versprochen.

Tief durchatmen. Ich stand wieder auf, ging zum Kleiderschrank und suchte meinen Anzug heraus. Den zog ich dann schon an und setzte mich aufs Bett und betete stumm.

Gegen halb drei kamen wir alle beim Friedhof an. Wir gingen zu der Kapelle und dort stand ein weißer Sarg, der mit roten Rosen geschmückt war. "Gefällt dir der Sarg? Den haben Patricia und Angelo ausgesucht.", wollte Jimmy wissen. "Ja, der ist perfekt.", sagte ich leise. Langsam ging ich auf ihn zu und legte meine Hände darauf. Ich kann es nicht glauben, dass Joelle hier drinnen liegen soll. Stumm liefen mir die Tränen. "Paddy?" Ich drehte mich um und sah Denise. Sie trug ein schwarzes, knielanges Kleid, dazu eine schwarze Strumpfhose und schwarze Stiefeletten. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie fest an mich. "Danke, dass du hier bist.", sagte ich. "Ich hab es dir doch versprochen." Traurig sah Denise mich an. Sie weiß, wie ich mich fühle. Wir setzten uns zusammen in die erste Reihe. Nach einiger Zeit kamen auch meine Geschwister und die anderen Trauergäste. Niemand schien Denise zu bemerken.

Bis wir zur Kapelle gingen, bekam ich kaum etwas mit. Mein Blick hing am Sarg und Denise hielt meine Hand. Später, als wir am Grab standen, stand Denise etwas abseits, genauer gesagt, bei dem Grab daneben. An dem Datum erkannte ich, dass das, das Grab ihres Verlobten war. Denise guckte mich mit ihren weinenden Augen an. Irgendwann gingen alle weg, nur Denise blieb bei mir. Langsam kam sie auf mich zu. In ihrer Hand, hielt sie Blumen, die sie in Joelle's Grab schmiss. Wir nahmen uns in den Arm und schwiegen. Wir waren in unserer Trauer versunken. Ein Unfall, zwei Tote und ein gemeinsames Schicksal, dass Denise und mich für immer verbinden wird.

Ich spürte, wie sie am zittern war. Es war einfach zu viel für sie. Mein Griff um sie, verstärkte sich. Ich hatte Angst, dass sie umkippt. Und Angst, sie loszulassen, weil sie mein Halt ist. Ich brauche sie gerade so sehr. "Wir schaffen das. Zusammen.", flüsterte ich ihr ins Ohr. Denise nickte und sagte dann:"Aber das wird so schwer werden." "Ich weiß. Aber wir sind zusammen." Wir sahen uns tief in die Augen und ich wünschte mir, dass dieser Augenblick nicht enden würde. Aber dann musste ich an unser gemeinsames Schicksal denken und wurde wieder traurig.

Out of the Dark (Michael Patrick Kelly)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt