Du bist die Erste

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Ich stand grinsend im dunklen Gang. Gleich würde ich ihm wieder auf die Nerven gehen. Für mich total unverständlich, wenn ich nicht wüsste, dass er der Gott der Lügen und des Chaos ist, hätte ich gesagt, er ist der Gott des Sarkasmus und der Ironie. Aber ich besuchte ihn jetzt schon über einen Monat und ich kann es verstehen, dass ihm beim immer gleichen Thema langsam die Sprüche ausgehen.

Mein Grinsen wurde bei dem Gedanken noch breiter.

Ich atmete nochmal kurz durch, dann ging ich durch den Bogen und ein Glasgefängnis gam zum Vorschein.

Darin befand sich ein großer Mann, Loki, mit schwarzen, zurückgekämmten, mittellangen Haaren und smaragdgrünen Augen. Er hatte eine seltsame grünschwarzsilbergoldene Robe an. Ziemlich prolig. Aber es passt zu ihm, denn er ist einfach durch und durch von sich überzeugt.

Er lag auf einem.. Brett, das wohl sowohl Bett als auch Sitzgelegenheit darstellen sollte. Er hatte die rechte Hand auf seinem Bauch und die linke Hand hinter seinem Kopf. Als er mich sah, verdrehte er die Augen, schloss sie und rieb sich die Nasenwurzel mit der Hand, die unter seinem Kopf lag.

"Ich dachte, du bliebst mir heute verschont." seufzte er und setzte sich auf.

"Aber aber Loki. Du hättest mich vermisst. Gibs zu." grinste ich

Er überging meine Aussage.

"Was willst du schon wieder hier, Weib?" fragte er genervt.

"Sei froh, dass ich dich hier überhaupt besuchen komme." sagte ich ernst, dann lächelte ich gehässig.

"Thor oder Odin werden wohl kaum hier runterkommen."

Er schnaufte verächtlich.

"Ich kann auf deren Gesellschaft verzichten, ebenso wie auf deine."

"Aua, Loki, das tat weh. Wie kannst du nur so gemein sein?" fragte ich trocken und emotionslos.

"Wie kann jemand nur so nerven?" Ich merkte, dass ich ihn in die Verzweiflung trieb. Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht.

"Also..?" er sah mich an.

Ich hielt seinem Blick stand und verschränkte die Arme.

"Komm schon, du weisst, was ich wissen will. Möchtest du das übliche Prozedere oder willst du heute mal was neues sagen?"

Er hatte die Hände vor seinem Mund verschränkt und schwieg.

Ich setzte mich vor seine Zelle und seufzte.

"Warum musst du es mir so schwer machen? Du weisst, du wärst mich schon längst los, wenn du endlich sagen würdest, wo sie sind!"

"Es muss wahrlich verzweifelnd für dich sein, jeden Tag hier runterzukommen, um später dem Allvater nichts neues berichten zu können" spottete er. "Aber hör mir zu du elendiges Weib! Selbst wenn ich wüsste, wo sie sich zur Zeit aufhalten, würde ich lieber in dieser Zelle hier verrotten, als dir irgendetwas zu sagen! Selbst wenn mein eigenes Leben davon abhängen würde! Glaub'mir, eines Tages werde ich hier rauskommen. Und dann wirst du dir wünschen, niemals so aufdringlich, nervtötend und dickköpfig gewesen zu sein!" Mit seinen Worten hat sich auch die Lautstärke seiner Stimme angehoben und er war näher an das Glas herangetreten.

Ich stand auf, damit ich einigermaßen gleichauf mit ihm war, obwohl ich nur geschätzte 1,65m groß war. Ich musste ohnehin schon meinen Kopf ziemlich in den Nacken schmeissen, damit ich ihm ins Gesicht gucken konnte, doch das hielt mich nicht davon ab, ihn herablassend-spöttisch anzugucken.

Er sah mich wutentbrannt an, beruhigte sich aber wieder schnell und hatte seinen gewohnten: 'Ich-bin-genervt-von-dir-verschwinde'-Blick drauf.

Ich sah ihn weiterhin an. "Ich hab den ganzen Tag Zeit."

Er musste sich unglaublich beherrschen, man sah es an seinen Augen.

"Die solltest du besser nutzen, um zu lernen, dich zu verteidigen, wenn-" er brach ab.

Ich grinste "Ja?"

"Genug!" schrie er jetzt

"Du bist meiner nicht würdig, ich habe kein Interesse darin, mich weiterhin mit dir zu unterhalten!"

Ich lächelte ihn an.

"Hattest du das je?" und ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand ich, da ich befürchtete, dass ich es heute ein klein wenig übertrieben hab.

Loki -One shotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt