Kapitel 3

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Ich wollte eigentlich nie von hier wegziehen, weil ich so viele Erinnerungen mit dieser Wohnung verbinde. Gute, genau so wie schlechte. In diesen vier Wänden ist viel passiert. Egal in welchen Winkel der Wohnung ich gehe, sehe ich eine Situation die sich hier abgespielt hat.

Nach einer Stunde habe ich keine Lust mehr meine Sachen einzupacken. Außerdem sind schon fast alle Sachen verstaut, Umzugskartons beschriftet und die meisten Möbel schon abgeschraubt. Ich schaue auf mein Handy. Vielleicht hat mir ja schon der Typ von der Wg zurückgeschrieben. Zwei Snaps, vier Whatsapp Nachricht... und eine... Tatsächlich! Eine neue Nachricht von ihm: „Hey Leonia, schön dich kennenzulernen. Ja, du kannst dich sehr gerne mal umschauen, wenn du willst sogar jetzt schon. Bin noch bis 15:00 in der Wohnung. Kannst einfach mal vorbeikommen wenn es passt :)"

„AHHHHHHHH!" Ich freue mich so sehr und springe im Kreis auf und ab. Auch wenn ich natürlich noch nicht einmal die Wohnung gesehen habe, geschweige denn die beiden Jungs kenne, freue ich mich wie ein Schnitzel. Ich schreibe sofort zurück: „Danke für die Einladung, ich komme dann gleich mal."

Ich konnte es kaum glauben. Ich hatte schon so viele Absagen bekommen, weil ich nicht in die Wg gepasst habe oder weil sie keine Studentinnen wollten. Ich kann dass verstehen wenn nicht jeder mit meiner, etwas komplizierten, Art zurecht kommt. Es kränkt aber schon ein wenig, wenn niemand mit dir in einer Wohngemeinschaft leben will.

Meine ehemalige Mitbewohnerin und ich haben uns rein zufällig kennengelernt. Den ersten Monat meines Studiums habe ich bei einem Kumpel geschlafen, er lebt alleine, hat schon eine Ausbildung hinter sich und studiert jetzt. Er sagt seine Tür stünde immer offen. Er hatte kein Problem damit das ich bei ihm war, ich hingegen hasste es aber das ich ihm zur Last fiel. Er fand es dafür nicht schlimm, es war sogar ziemlich lustig. Es stand für mich trotzdem fest: ich brauche eine eigene neue Wohnung.

Lilly habe ich in der Cafeteria an der Uni kennengelernt, weil sie mir ausversehen einen Becher Tee über meine Klamotten geschüttet hat. Zum Glück war es kalter Tee, sonst wäre es etwas kritisch geworden. Sie fand es total peinlich und lief feuerrot an, stotterte die ganze Zeit und schämte sich richtig. Ich habe gelacht und abgewunken das es wirklich nicht schlimm sei, da es ja nur Klamotten sind, welche man waschen könne. Sie war wirklich froh das ich es ihr nicht übel nahm und entschuldigte sich pausenlos. Als wir in der Toilette, versuchten mich einigermaßen abzutrocknen, kamen wir ins Gespräch und fanden uns gleich auf Anhieb recht sympathisch. Dann kam eins zum anderen und wir sind zusammen in eine Wg gezogen.

Der nette Dude von nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt