Kapitel 11

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Nachdem ich zu Ende geredet habe, hört man nichts. Die Jungs sind still, so betreten und schweigsam werde ich sie wahrscheinlich nie wieder erleben. Nach etlichen Minuten der Ruhe räuspert sich Falco und ergreift das Wort: „Wollen wir vielleicht rein gehen und eine Film zusammen schauen?"

Wir räumen alle zusammen den Tisch ab und die Spülmaschine ein. Danach setzten wir uns gemeinsam auf die Couch und beratschlagen was wir auf Netflix schauen wollen. Nach 20 Minuten entschließen wir uns für eine Folge Rick und Morty. Es ist zwar etwas eng zu fünft auf dem Sofa, aber dafür umso bequemer. Ich liege eingequetscht zwischen Rob und Simon.

Ich weiss nur noch das meine Augen immer schwerer wurden und ich irgendwann mit einer Decke zugedeckt wurde. Ich weiss nicht mehr wann genau ich einschlief, auf jeden Fall wache ich am nächsten Morgen neben Rob auf.

Im ersten Moment weiss ich nicht genau wo ich bin und krieg leicht Panik. Doch dann erinnere ich mich an gestern Abend. Ich betrachte Rob ganz genau. Sein Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig und er schaut friedlich aus, als würde er etwas schönes Träumen. Ein leichtes Lächeln ziert sein Gesicht oder bilde ich mir das nur ein?

Plötzlich entdecke ich Falco in der Küche, er lehnt lachend an der Arbeitsfläche mit einem Glas Wasser in der Hand: „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?" Ich rapple mich auf und hole mir auch etwas zu trinken: „Ja, du auch?" „Jaa natürlich, das war gestern ein sehr schöner Abend. Ich hoffe euch war nicht kalt, ich habe euch zugedeckt, weil ihr schon geschlafen habt. Dima und Simon sind dann gegangen."

Man merkt das Falco noch nicht lange in Deutschland ist. Natürlich ist sein Deutsch nicht perfekt, es ist aber sehr bewundernswert was er alles schon gelernt hat.

Eigentlich müsste ich beunruhigt sein, weil ich gestern mit vier Jungs einfach eingeschlafen bin. Aber hier, bei ihnen, fühle ich mich einfach wohl. Eine Frage brennt mir aber schon den ganzen Abend auf der Zunge: „Falco, bist du eigentlich auch so ein YouTuber?" „Ja bin ich, ich mache viele Formate dort, wo ich male." „Ach deswegen sitzt du so oft am Pc und malst etwas?" „Ja genau! Mein größter Wunsch ist es einmal eine komplette Serie zu animieren!" „Verdient ihr eigentlich gut damit?" Falco lächelt verschmitzt: „Naja eigentlich sollte man nicht über Geld reden, aber ja, wir verdienen nicht schlecht."

Plötzlich fragt er mich: „Hast du einen Freund?" „Nein, schon seit zwei Jahren nicht mehr." „Achso Okey." „Warum fragst du?" „Ach egal..." „Rück raus mit der Sprache! Ich werde dir bestimmt nicht böse sein."

Doch gerade als er seinen Mund aufmacht und etwas sagen will schreckt Rob hoch und schaut uns verschreckt an. Seine nussbraunen Augen sind weit aufgerissen. An seiner Stirn laufen Schweißperlen herunter und die sonst immer frisch gestylten Haare stehen in alle Himmelsrichtungen ab.

„Bruder, alles in Ordnung?", fragt Falco besorgt und beugt sich zu ihm herunter. Rob fast sich an den Kopf, schließt die Augen und seufzt: „Ne ne alles gut, hab nur schlecht geträumt." Er steht auf und geht ins Bad, wahrscheinlich um sich zu duschen. „Der ist ja komplett neben der Spur", stelle ich tonlos fest und sehe Falco an. „Ja in letzter Zeit passiert das öfter. Ich weiss auch nicht was mit ihm los ist."

Der nette Dude von nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt