Die Mondstrahlen schienen auf das kleine Holzhaus hinab. Nach ihrer Bändigerin suchend. Die Sterne glitzern vor sich hin, wie lustlose Diamanten. Der Magier ging im Kreis und dachte scharf über sein Ziel nach.
Das Ziel, für immer und ewig zu Leben. Die Lösung war zum greifen nah, aber wenn er danach schnappen wollte, war sie weg. Sauer fuhr er sich durch die Haare.
„Wie kann ich sie zum Reden bringen?", fragte er sich.
Plötzlich hörte er Getuschel. Sein Umhang wirbelte herum. Zwei Schatten huschten an seinen Wänden lang. Er sah die freien Lücken und Linien auf ihren dunklen Häuten. Verwundert runzelte er die Stirn.
„Was gibt es? Wer hat euch so zu gerichtet? Ich hoffe, diese Personen sind den quälenden Tod eueres Blutes gestorben."
Die Schatten zischten und huschten umher. Kelvin sah sie fragend an.
„Zwei ", flüsterte der eine.
„Eine Frau und ein Mann ", tuschelte der andere.
„Sie suchen euch." Kelvin lachte auf.
„Wer sollte mich suchen? Hilfe sollten sie nicht erwarten."
„Fluch ", zischte der eine.
„Was für einer?", fragte Kelvin nach.
„Der Fluch liegt auf dem Mann." „Er ist unsterblich." „Das kann jeder Dämon...." „Auf Anhieb feststellen...."
Er dachte nach. Ein unsterblicher Mann auf dem Weg zu ihm? Wie schön.
Dann hätte er zwei Gefangene, die ihm ewiges Leben schenken könnten. Er brauchte ihn! Wütend strich er über seinen Koefer und nahm das rote Buch aus dem Regal. Es schob sich quietschend zur Seite. Der Magier ging die Steintreppe nach unten und nickte den beiden flüsternden Schatten zu, die vor der Tür umher huschten. Sie verschwanden. Kelvin verdrehte die Augen und sah durch das Gitterfenster.
Luna saß an der gleichen Stelle. Er stieß mit dem Fuß an die Tür und machte somit auf sich aufmerksam.
„Langsam fließt die Geduld zwischen meinen Fingern davon. Sag's mir, oder du wirst niemals heraus kommen."
Luna sah verträumt auf. Ihre weißen Augen sahen ins nichts. Ihr silbernes Haar klebte an ihrem Kopf. Ihre Haut war blasser als sonst und ihr Körper abgemagerter und dünner als eh und je. Trotzdem lächelte sie. Trotzdem träumte sie von dem Mond und ließ sich nicht beirren.
„Magier Kelvin, langsam vergeht mir auch die Geduld. Ich frage mich, wann du verstehst, dass ich dich nicht unsterblich machen kann."
Kelvin schnaubte. „Doch, dass wirst du. Jetzt!"
„Ihr Magier seit so stur. Lasst auch andere Meinungen zu."
„Ich weiß das du es kannst, also, mach es."
„Selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht tuen." Sie hob ihre dünne Hand und strich die zerzausten Strähnen hinters Ohr.
„Wieso nicht?" fragte der Magier sauer.
„Du bist der Unsterblichkeit nicht würdig. Außerdem ist es eine große Bürde. Irgendwann muss man sterben. Das lässt sich nicht herauszögern."
„Ach, natürlich. Du wirst es schon sehen." Er brummte und machte kehrt.
Luna seufzte frustriert. Wann würde er es endlich verstehen? Wann? Sie vermisste den Mond und seine kitzelnden Strahlen. Es war Balsam. Sie brauchte ihn. Ihre Mutter machte sich bestimmt schon Sorgen, dennoch gab es im Moment nichts, was sie tuen könnte. Sie musste warten. Taneth war ein friedliches Land, allerdings störten kleinere Risiken den Frieden. Außerdem stammte alles von Göttern ab, und sie waren meist auch Drahtzieher der Probleme. Nur aus Langweile. Ihre Mutter war wegen ihr noch bei Sinnen und sie selbst war eine Untergöttin, so bezeichneten die Mythen die Töchter, Söhne oder Verwandte der Götter.
Immerhin gab es den Sonnenkönig, ein Untergott, der über das Land herrschte und die Debakel löste, doch in diesem Bereich konnte es bald auch ein paar Probleme geben...
Währenddessen lag Jack auf seinem Rücken und starrte in den Nachthimmel. Rubi schnarchte auf der anderen Seite des Feuer. Ihr Pferd döste an einem Baum. Er überlegte, ob er eventuell abhauen sollte. Das war besser für alle Beteiligten. Für Rubi, ihn, diesen Magier und das arme Pferd.
Schließlich konnte er sich keine Verletzung anderer verzeihen.
Er konnte nicht schlafen und lag die ganze Nacht überlegend auf dem Laub, bis die Sonnenstrahlen Rubi weckten und sie sich gähnend aufsetzte. Sie sortierte ihre Haare und sah sich um.
„Morgen ", murmelte sie und stand auf.
Vielleicht war es garnicht schlecht, den Fluch zu vergessen und Rubi als Mitglied anzusehen. Eventuell verschaffte es ihm eine neue Freundin.
„Morgen ", entgegnete der Verfluchte. Er setzte sich hin und holte etwas Brot hervor. Seine Leibspeise.
„Ich fass es nicht, das gerade du
Vegetarier bist ", seufzte sie und schnappte sich ein Stück.Zusammen löschten sie das Feuer (das sowieso schon verglüht war) und streckten sich. Rubi setzte sich auf ihr Pferd und Jack schulterte seine Tasche.
„Wie weit ist es noch?", fragte Rubi. Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern.
„Hoffentlich nicht mehr weit ", erwiderte er. Jack spielte mit dem Fell an seinem Mantel, dann war es soweit. Jack sah sich um und entdeckte ein kleines, helles Licht in der Ferne. Er streckte einen Arm aus und hielt das Pferd auf. Rubi blinzelte.
„Ist das unser Ziel?"
„Wahrscheinlich. Dein Pferd ist zu laut. Binde es da hinten an."
Jack zeigte auf einen Baum. Sie verdrehte die Augen und führte es an einen Ast, band es fest und schlich zu Jack.
Zusammen huschten sie auf das Haus zu. Das Licht wurde größer, das Haus wirkte immer kleiner. Rubi und Jack versteckten sich hinter einem Busch und beobachteten. Alles schien friedlich. Rubi's Gesicht war ernst. Eine Hand auf ihrem Schwert und konzentriert. Der Verfluchte musterte sie kurz und dachte nach. Sollte man jetzt einfach klopfen?
Er stand auf und ging auf die kleine Holzhütte zu. Die Sonnenstrahlen waren warm. Jack begann zu schwitzen.
„Was machst du?", fragte Rubi zischend und lief ihm nach.
„Ich klopfe."
Er atmete durch, bevor seine Finger das Holz berührten. Er wartete, seine Hand lag sicher an seinem Schwert. Auch Rubi sah grimmig aus und wartete auf irgendeine Reaktion.
Jack war nicht geduldig. Er klopfte noch einmal und noch einmal. Jedes Mal wurde es lauter und intensiver. Letzten Endes ging er einen Schritt zurück und trat mit voller Kraft die Tür ein. Sie riß aus den Angeln und flog ins Häuschen. Sauer lief Jack hinein und sah sich um. Bücherregale, Tisch, Sofa. Hier sollte dieser Magier leben? Wo war Luna? Und wieso war er nicht da?
Die Gardinen waren zugezogen. Rubi drängelte sich an ihm vorbei und begutachtete das Haus von innen.
„Ich geh oben nachsehen." Sie verschwand die Treppe hoch.
Jack sah sich vorsichtig um, dann kam Rubi von oben. Sie warf ihre Zöpfchen nach hinten und schüttelte den Kopf.
„Nichts, aber jetzt wissen wir, dass hier wirklich ein Magier lebt. Oben steht ein Kessel und viele Regale mit irgendwelchen Flüssigkeiten."
„Vielleicht gibt es einen Geheimgang?", schlug der Schwarzhaarige vor. Rubi biss sich auf die Lippe und fing an zu suchen.Jack ging zum Regal und suchte unter dem Sofa.
Plötzlich lief Rubi schnurstracks auf das Regal zu.„Ich habe mal gesehen, wie Jemand einen Gang hinter seinem Regal hatte. Vielleicht ist das hier auch der Fall." Sie nahm Bücher hinaus und wenn nichts passierte, schmiß sie die alten Bände über ihre Schulter.
So ging es weiter, bis Rubi ein Buch zur Hand nahm und es plötzlich quietschte. Hinter ihr lag schon ein ganzer Haufen Bücher.
Verwundert sahen beide das Bücherregal an, das laut zur Seite fuhr.„Hoffen wir mal, das es keiner gehört hat ", murmelte Jack und stiefelte voraus. Seine schwarzen Schuhe fanden den Weg eine Steintreppe hinunter. Rubi blieb lieber oben.
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Die Schriftrolle der Mondgöttin- Best Writer Challenge
FantasíaMein Beitrag zur Best Writer Challenge. Beendet. Unsterblichkeit. Wir alle kennen es, doch kann man sich das vorstellen? Diese große Bürde zu tragen, jeden sterben zu sehen? Jack hatte keine Wahl. Sein Fluch ist Alltag. Doch als er etwas von der Sc...