1. Kapitel **

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Das blaue Eis blitzte und schimmerte silbrig. Der Vollmond strahlte es an. In diesem Saal, gemacht aus purem Eis wuchsen die Schatten nach oben, wie Dämonen, die bösartig auf den Mann nieder sahen, der mit den Händen an einem Tisch da stand. Sein Atem wurde zu einer weißen Wolke. Er liebte Kälte, nicht das er diesen Saal im Berg selber geformt hatte. Ein Werk des Gottes der Kälte, des Winters und des Schnees und Eises. Dieser war nach dem Erschaffen der göttlichen Welt allerdings nicht mehr da.

Doch er nutzte ihn. Den verlassenen Raum.

Falten und Pickel zierten sein Gesicht. In seinen eisblauen Augen war Wut zu erkennen. Wut darüber, dass er nicht immer jung sein konnte. In seinen kurzen, braunen Haaren sammelten sich Eisblumen. Sie ließen die Haare erstarren.

Auf einmal floss grauer Rauch an seinen Beinen hoch. Immer weiter zu seinem Gesicht. Es verschluckte ihn, als letztes waren seine blitzenden Augen zu sehen, dann war er in der Wolke eingehüllt.

Der Rauch kroch, wie Nebel von seiner Haut und verblasste im Eis. Er hob genießerisch seinen Kopf. Die unzähligen Falten waren verschwunden. Sein Gesicht, mit der blassen Haut war jung und straff. Neue Kraft strömte durch seine Gliedmaßen, doch so groß und mager blieb er. Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug mit voller Kraft auf den Tisch. Es rumste unf halte im ganzen Saal wieder.

„Es muss einen Weg geben....es muss ", flüsterte er zu sich und überlegte.

Genauso fahl unf kühl wie seine Art, war seine Stimme. Verzweifelt bildeten sich nachdenkliche Falten auf seiner Stirn. Konzentriert durchlöcherte er das Eis mit seinem Blick.

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und wirbelte herum. Seine Haare verloren die Eisblumen und lagen unkontrollierbar auf seinem Kopf herum. Vor ihm stand eine barfüßige, junge Frau, die ihn angrinste und zwinkerte, dann trat sie einen Schritt zurück. Ihr schwarzes Haar stand im Kontrast zu dem hellen Eis.

„Freust du dich nicht, mich zu sehen, Kelvin?", fragte sie provokant und strich durch ihre Haare, die wie Öl wirkten.

„Ich bin beschäftigt ", murmelte Kelvin und dachte er nach, um wieder auf keinen Entschluss zukommen.

„Suchst du immer noch Unsterblichkeit?", fragte die Frau gelangweilt und doch sah sie ihn triumphierend an.

Der Magier wirbelte erneut zu ihr und machte einen Schritt auf sie zu. Eindringlich starrte er sie an. „Du weißt etwas, Indra. Sag's mir. Sofort!", forderte er und spannte seinen Kiefer an.

Indra grinste. „Ich habe von einer Schriftrolle in Silberstadt gehört."

Kelvin dachte an die Stadt, die wie aus Silber wirkte und mächtig an einem Berg gebaut war. Bisher konnte niemand sie einnehmen.

„Wo genau ist sie? Was steht darin?"

Indra zuckte mit den Schultern. Sie schien keine Interesse zu haben. Kelvin packte sie an den Armen und rüttelte an ihr.
„Na gut. Sie liegt wohl in der Bibliothek und wurde von der Mondgöttin persönlich geschrieben. Ich würde einen Blick hinein wagen, wenn ich du wäre... Ich muss auch wieder los ", grinste sie.

Indra sackte in schwarzem Rauch zusammen, der gefährlich umher wirbelte und schließlich aus dem Holztor flog.

Kelvin schnaubte. In Silberstadt war er nie gern gesehen, dennoch stapfte er los. Hinaus aus dem Saal und weiter durch einen Flur. Die Schatten sahen lebendig aus und bewegten sich. Führten ihn hinaus und schrieen, durch die Mondstrahlen, die den Magier erhellten und den Schnee zum glitzern brachte. Der Saal befand sich auf dem höchsten Berg, aus ganz Taneth. Der Himmelsspitze. Er grinste in sich hinein. Erneut ließ er sich in Rauch hüllen, bis er nicht mehr zu sehen war und als der Rauch schwand, war er weg. In der Nacht verschwunden.

Die Schriftrolle der Mondgöttin- Best Writer Challenge Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt