Kapitel 46-Unverständnis

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Es reicht ein Wort, um einen Menschen zum Weinen zu bringen, aber es braucht 1000 Worte, um die Tränen wieder zu trocknen!

Dave

Kaum höre ich die Wohnungstür zuschlagen, kann ich mich nicht mehr halten.

"Sag mal, spinnst du?! Bist du völlig durchgeknallt?!"

"Was denn? Hab doch gar nichts gemacht."

Wie kann er nur so ruhig und kalt bleiben? Ich bin hier fast am durchdrehen!

"Hat man dir irgendwie ins Hirn geschissen?! Wie konntest du das gerade sagen? Weißt du nicht, wie sehr du René damit verletzt hast?!"

"Als ob. Er ist 18. Er schafft das schon. Ich weiß auch gar nicht, was du dich jetzt darüber aufregst."

"Warum ich mich so aufrege??! Du hast deinem BRUDER gerade ins Gesicht gesagt, dass er jetzt selbst auf sich aufpassen soll. Das wäre ja noch gar nicht schlimm. Alles gut. ABER du hast STÄNDIG auf ihn aufgepasst! Hast ihn wie einen kleinen Jungen behandelt und jetzt auf einmal behandelst du ihn wie einen Fremden?! Er liebt dich, Noel! Und eigentlich habe ich gedacht, dass du es auch tust. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Ich finde es einfach falsch von dir, dass du ihm das jetzt angetan hast. Du weißt genauso gut wie ich, dass er in seinem innersten noch ein kleiner sensibler Junge ist und er ziemlich liebebedürftig ist!"

"Kann schon sein."

Jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Wie kann Noel nur? Irgendwas muss passiert sein. So kenne ich meinen Cousin nicht. Er liebt seinen Bruder abgöttisch!

Ich muss einfach weiter versuchen, auf ihn einzureden. Vielleicht rückt er doch noch mit der Sprache raus.

"Bitte, Noel. Sag mir, warum du jetzt plötzlich so bist. Heute Morgen hast du dir noch furchtbare Sorgen um René gemacht. Und dann? Dann bist du 3 Stunden nicht mehr aufgetaucht. Wo warst du?"

"Das braucht dich doch nicht interessieren. Es ist meine Sache, wo ich meine Freizeit verbringe, oder? Und jetzt würde ich gerne gehen. Ich packe nämlich ein paar Sachen und schlafe bei einem Kumpel." Noel ist die ganze Zeit gefühlskalt und abweisend. Keine Chance, dass ich etwas von ihm erfahre. Aber mal wieder frage ich mich, warum er so ist.

Trotzdem lasse ich ihn das Zimmer verlassen. Warum auch nicht? Ich werde ja eh nichts mehr aus ihm rauskriegen.

Aber ich nehme mir fest vor, dass ich herausfinden werde, warum Noel jetzt plötzlich so zu René ist!

Jetzt jedoch muss ich mich um den Kleinen kümmern, auch wenn Moritz das mit Sicherheit auch kann. Wenn nicht noch besser! Aber ich werde ganz bestimmt nicht so sein wie Noel und ihn jetzt im Stich lassen. Ich werde immer für ihn da sein und alles machen, was ich für ihn tun kann. Zwar ist er nicht mein richtiger Bruder, aber in meinem Herzen wird er es immer sein. Ich liebe ihn abgöttisch. Manchmal sogar mehr als Paul oder mich selbst!

Es ist einfach komisch mit René. Ich liebe ihn. Ja. Vielleicht auch mehr, als ich einen Bruder oder beziehungsweise einen Cousin lieben sollte! Ich kann da aber wenig für! Es ist einfach so. Natürlich würde ich es niemanden verraten. Es ist ja auch immerhin gegen das Gesetzt! Aber nach wie vor liebe ich Paul. Schließlich ist er mein fester Freund!

Und weil ich René so stark im Herzen trage, haben mich Noel´s Worte umso mehr verletzt. Wie kann er dem so wundervollen René nur so verletzende Worte ins Gesicht sagen?! Er weiß doch ganz genau, dass er sehr sensibel ist! Jeder der René gut kennt, weiß, dass er nur so hart tut. Man muss liebevoll und sanft mit ihm umgehen, sonst verletzt man ihn ganz schnell.

Noch immer wütend hole ich mein Handy raus und wähle Moritz´s Nummer. Zum Glück geht er auch schon nach wenigen Augenblicken ran.

Moritz: Ja?

Dave: Hey, ich bin´s! Wo seid ihr und wie geht es ihm?

Moritz: Hey, Dave. Wir sind jetzt in meiner Wohnung. Das habe ich für das beste gehalten. Ich habe ihm gesagt, dass er sich lieber hinlegen soll und ich denke, dass er jetzt schläft. Er hat kaum mit mir gesprochen. Den ganzen Weg nicht! Und er hat irgendwie verstört gewirkt. So habe ich ihn wirklich noch nie gesehen!

Dave: Wirklich?

Moritz: Ja. Wirklich. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll! Noel hat ihn echt ziemlich verletzt.

Dave: Ja. Das habe ich geahnt. Aber dass es so schlimm ist?! Kannst du ihn bitte wieder hier her bringen? Ich will ihn jetzt einfach bei mir haben.

Moritz: Ja, das verstehe ich. Aber meinst du wirklich, dass es so eine gute Idee ist? Ich meine...

Dave: Alles gut, Moritz. Noel hat eben seine Sachen gepackt und schläft heute bei einem Kumpel. Hat er zumindest gesagt. Also bitte kommt hier her.

Moritz: Ich finde es zwar nicht besonders gut, aber okey. Wir sind gleich da.

Dave: Danke.

Sweety (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt