-04- Montag

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Natan bemerkt sofort, dass ich nicht gut gelaunt bin.

Es ist Montag und noch nicht einmal acht Uhr morgens, also habe ich jeden Grund schlechte Stimmung zu haben. Noch dazu kommt, dass mich Kopfschmerzen plagen, weil ich die ganze Nacht wach gelegen habe und die Wörter der Hexe in meinem Kopf spukten.

„Wenn du willst, können wir auch deine Musik hören", meint Natan und deutet auf das AUX-Kabel, welches mit seinem Smartphone verbunden ist. Er glaubt, dass ich so schlecht gelaunt bin, weil mich sein wirklich furchtbarer Musikgeschmack nervt.

„Alles gut. Ich habe einfach einen miesen Tag", erwidere ich und lasse mich tiefer in den Beifahrersitz sinken. Natan hat die Sitzheizung für mich aufgedreht und mein Rücken wird angenehm warm.

„Der Tag hat doch noch gar nicht richtig angefangen", bemerkt er und hebt eine Augenbraue.

„Umso schlimmer."

Irgendeine Girlband trällert von der Liebe und Natan summt leise mit. Ich lasse den Kopf gegen die Fensterscheibe sinken und nehme kaum wahr, wie die Umgebung an uns vorbeizieht. Ich möchte Gewissheit über mein Schicksal haben, aber bis zum Black Friday muss ich mich noch gedulden.

„Soll ich am Freitag eigentlich mitkommen?", fragt Natan auf einmal.

Verwirrt schaue ich ihn an. „Wohin?"

„Na zu deinem Treffen mit diesem Oliver. Ich könnte mich im Hintergrund aufhalten und aufpassen", bietet er an.

Ich grunze. „Ich habe Oliver schon einmal kennengelernt. Er ist wirklich nett. Also danke, aber ich verzichte auf deine Unterstützung."

Natan runzelt die Stirn. „Magst du ihn also?"

Am liebsten würde ich genervt aufstöhnen und die Augen verdrehen. Diese verdammten Wölfe sind immer so penetrant und lästig mit ihrer Fragerei.

Ich drehe meinen Kopf zu Natan. „Wenn ich mit dir über meine Gefühle zu anderen Jungs diskutieren möchte, dann sage ich dir Bescheid. Aber im Moment möchte ich einfach nur den Tag überstehen."

Meine Güte, ich kann echt zickig klingen.

Ich runzele die Stirn und wende mich wieder dem Fenster zu. Vielleicht ist diese schlechte Stimmung ein Hinweis darauf, dass ich mich tatsächlich in einen Wolf verwandeln werde. Die Hexe hat gesagt, dass es schon langsam anfängt. Was genau, das hat sie natürlich nicht verraten.

Natan schweigt betreten. Ich weiß, dass es ihm schwerfällt den Mund zu halten, aber wenn er weiter blöde Fragen stellt, dann weiß ich nicht, ob ich mich beherrschen kann. Er tippt mit seinen Fingern zum Takt der Musik auf dem Lenkrad und ich bin froh, als wir den Parkplatz der High School erreichen.

Eilig steige ich aus und Natan läuft schweigend neben mir in die Schule. Ich habe das Gefühl, dass zwischen uns eine seltsame Anspannung hängt, weshalb ich schließlich ergeben seufze. Als ich an meinem Spind ankomme und Natan sich von mir verabschiedet, halte ich ihn auf.

„Warte. Es tut mir leid, dass ich so mies drauf bin. Ich sollte das nicht an dir auslassen", entschuldige ich mich.

Er dreht sich zu mir um und lächelt schief. „Schon okay. Wahrscheinlich bekommst du bald deine Tage oder so. Obwohl... hattest du die nicht erst letzte Woche?"

Verblüfft schaue ich ihn an. Manchmal ist Natan ein wenig zu direkt. „Woher weißt du, wann ich meine Tage habe?"

Sein Lächeln wirkt auf einmal verlegen und er antwortet leise: „Wir können so etwas riechen."

GejagtWhere stories live. Discover now