-07- Konfrontation

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Der Schrei bleibt mir im Hals stecken.

Mit schockgeweiteten Augen starre ich Oliver an. Seine Fangzähne sind tief in mein Handgelenk gebohrt und ich kann spüren, wie mir das Blut ausgesaugt wird. Es ist ein widerliches Gefühl, welches ich abschütteln möchte. Mit jedem Schluck, den Oliver nimmt, wird mein Kopf schummriger.

„Hör auf, Oliver", keuche ich verängstigt.

Ich versuche ihn mit der freien Hand an der Schulter wegzustoßen, doch er bewegt sich kein Stück. Panik kommt in mir auf. Wenn Oliver mich nicht bald loslässt, dann wird er noch mein ganzes Blut leersaugen!

Ein leises Wimmern entweicht mir und ich bekomme blanke Angst. Eher am Rande höre ich ein Rascheln aus dem Wald, welches immer näherkommt. Mit einem Mal legt sich ein Schalter in meinem Kopf um und ich spüre, wie meine Gedanken klarer werden. Mein Herzschlag beruhigt sich. Ich schaue zu Oliver und ziehe die Augenbrauen zusammen.

„Ich habe Stopp gesagt!", brülle ich und packe ihn am Haarschopf.

Mit einem gewaltigen Ruck ziehe ich ihn an den Haaren von meinem Handgelenk und stoße ihn mit solch gewaltiger Kraft von mir, dass Oliver verwirrt einige Schritte zurücktaumelt. Erstaunt blicke ich auf meine Hand und bin selber verwundert, woher diese plötzliche Stärke herkommt.

Als ich plötzlich ein Knurren vernehme, drehe ich den Kopf zur Seite. In diesem Moment springt auf einmal eine große Gestalt auf Oliver zu und reißt ihn zu Boden.

Keuchend weiche ich zurück.

Oliver schreit auf und ich sehe, wie er und der dunkle Wolf gegeneinander kämpfen. Der Wolf will mit einem lauten Knurren seine Zähne in Oliver vergraben, als dieser laut faucht und dem Wolf mit der Faust ins Gesicht schlägt.

Mir ist sofort klar, dass er zum Rudel meines Vaters gehört, aber ich kann nicht sagen, wer es ist. Dafür habe ich die Männer zu wenig in ihrer tierischen Gestalt gesehen. Dennoch habe ich Angst um diesen Wolf – gleichzeitig sorge ich mich aber auch um Oliver.

„Nicht! Hört auf zu kämpfen!", rufe ich und muss mich am Baum hinter mir abstützen. Der Blutverlust hat mich ziemlich geschwächt. Der plötzliche Kraftschub ist vergangen.

Doch die beiden hören mich gar nicht.

Auf einmal ist der Wolf wieder in der Oberhand und ehe ich mich versehe, beißt er plötzlich in Olivers Schulter, welcher einen qualvollen Schrei ausstößt. Der Wolf weicht von ihm ab und Oliver setzt sich auf.

Meine Augen weiten sich. In meinem Kopf macht es Klick.

Ein Vampir kann nicht nur durch Verbrennung und das Abtrennen des Kopfes sterben. Es gibt noch eine dritte Option: Der Biss eines Werwolfs.

„Nein!", hauche ich schockiert.

Der Wolf wendet sich von Oliver ab und schaut mich an. Seine dunkelgrünen Augen scheinen in der Dunkelheit zu leuchten und ich balle meine Hand zur Faust, als ich erkenne, wer es ist. Mit einem Satz verschwindet der Wolf wieder in den Wald zurück.

Ich stolpere auf Oliver zu, wobei mir fast schwarz vor Augen wird. Nur mühsam bleibe ich vor ihm stehen. Er schaut zu mir hoch und in seinen Augen kann ich Tränen erkennen.

„Das hat Vardis also damit gemeint", erkennt er und presst die Zähne aufeinander. Er hat wieder ein normales Gesicht ohne rote Augen und Fangzähnen.

„Nein. Das kann nicht sein. Das ist viel zu früh", entgegne ich vehement.

Wenn ein Vampir von einem Werwolf gebissen wird, dann hat dieser nur noch 24 Stunden, ehe er an hohem Fieber stirbt. Es verbrennt ihn dann innerlich. Es sei denn...

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⏰ Last updated: Feb 14, 2019 ⏰

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