Willkommen an Bord der Black Pearl

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Willkommen an Bord der Black Pearl

Die Piraten zerrten Mila und Elizabeth an Bord und die beiden Schwestern sahen sich um. Dieses Piratenschiff war pechschwarz, sein Segel hatte teilweise riesige Löcher und die ganze Crew wirkte wie ein Haufen Irrer, die wohl noch nie das Wort Körperhygiene gehört hatten.
Das sollten also Männer sein, die ihre Freiheit im Piratenleben auskosteten und skrupellos Städte und unschuldige Menschen überfielen, um sich somit zu bereichern. Mila war entsetzt!

,,Ist mir ja ganz neu, dass wir Gefangene machen!", sprach ein großer Pirat mit dunkler Haut und tiefer Stimme.

Seine Augen funkelten zornig und er machte so einen düsteren und gefährlichen Eindruck, dass Elizabeth und Mila einen gewissen Sicherheitsabstand behielten.

,,Sie haben auf ihr Parley-Recht bestanden, mit Captain Barbossa zu verhandeln.", verteidigte sich der kleine dicke Pirat.

,,Wir sind hier, um...", setzte Elizabeth an, doch da verpasste ihr der dunkelhäutige Pirat eine schallende Ohrfeige.

,,Was fällt Euch ein?", schrie Mila den Piraten an, doch sie würde von dem dünnen Piraten mit dem Holzauge zurückgehalten.

,,Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst."

Der Pirat stand immer noch mit erhobener Hand da, als sich die Finger eines anderen Piraten um sein Handgelenk schlossen.

,,Und du, legst nicht Hand an jemanden, der unter dem Schutz des Parlay-Rechts steht.", befahl der Pirat, der einen großen Hut trug und somit ganz offensichtlich der Captain dieses Schiffes war.

,,Aye, Sir!", gab sich der Pirat geschlagen und trat etwas zurück.

Der Captain trat nun vor und Mila musterte ihn genauer. Er war natürlich etwas edler gekleidet, als seine Crew und musste so zwischen 40 und 50 Jahre alt sein. Er trug einen langen Mantel und auf seiner Schulter saß ein Affe, der die Schwestern mit seinen dunklen Augen beobachtete. Das war also Captain Barbossa! Er wirkte lange nicht so furchteinflößend, wie Mila befürchtet hatte.

,,Bitte um Vergebung, Miss!", sagte Barbossa an Elizabeth gewandt und brachte sogar ein Lächeln zu Stande.

Dieses entblößte jedoch seine gelb verfärbten und ungepflegten Zähne, was Mila anwiderte. Piraten mussten eindeutig an ihrer Körperpflege arbeiten.

,,Captain Barbossa, ich fordere Verhandlungen über die Einstellung der Kampfhandlung gegen Port Royal!", erwiderte Elizabeth.

,,Oh, Ihr habt eine feine Ausdrucksweise, Miss, doch wir sind nur einfache Piraten. Was also wollt Ihr genau?", fragte Barbossa und zog eine Augenbraue hoch.

Nun stellte sich Mila vor den Captain und baute sich leicht bedrohlich auf. Der Pirat sollte ja nicht glauben, dass sie Angst vor ihm hatte.

,,Wir wollen, dass Ihr verschwindet und nie wieder zurückkommt.", zischte sie Barbossa entgegen.

Der ließ die Antwort kurz auf sich beruhen und musterte die Dunkelhaarige, ehe er antwortete.

,,Ich bin gänzlich abgeneigt, Eurem Ersuchen die Einwilligung zu erteilen!", setzte er an und als die Schwestern schwiegen, fuhr er fort. ,,Das bedeutet Nein!"

,,Wir wissen, was das bedeutet!", fauchte Mila.

Doch Elizabeth hatte noch ein Ass im Ärmel und griff nach der Kette um ihren Hals, während sie zur Reling ging und das Medaillon drohend in die Luft hielt.

,,Wie Ihr wollt! Ich lasse es fallen!", drohte sie.

Mila beobachtete die Piraten, denn sie ahnte, was ihre Schwester damit meinte. Die beiden Piraten, die sie hierher gebracht hatten, hatten es ohne Zweifel auf die Kette abgesehen gehabt. Und auch, wenn die Piraten verzweifelt versuchten es zu verbergen, merkte Mila, dass ihnen dieses Medaillon wichtiger war, als sie zugeben wollten. Barbossa versuchte natürlich trotzdem, diese Tatsache zu überspielen.

,,Meine Kammern sind zum Bersten voll mit Gold. Kommt es uns da auf so ein kleines glänzendes Ding an? Warum?", fuhr er Elizabeth an.

,,Weil Ihr danach gesucht habt. Ich erkenne dieses Schiff! Ich habe es vor 8 Jahren auf der Überfahrt nach England gesehen.", erwiderte sie.

,,Ach, tatsächlich?"

Barbossa stellte sich also weiter dumm, doch Mila glaubte ihrer Schwester natürlich. Und diese setzte nun alles auf eine Karte und spielte einen weiteren Triumph aus.

,,Fein! Also, wenn es wertlos ist, besteht kein Grund, dass ich es weiter behalte!"

Mit diesen Worten ließ sie die Kette ein Stück aus ihrer Hand rutschen und der Trick funktionierte, denn die Piraten verloren die Fassung und starrten voller Entsetzen auf das Medaillon. Elizabeth hielt es weiter fest und setzte ein siegreiches Lächeln auf.

,,Nein!", entfuhr es Captain Barbossa.

,,Also doch nicht so wertlos, was?", rief Mila triumphierend.

Der Pirat sah nun Mila an, die sich mittlerweile neben Elizabeth gestellt hatte.

,,Habt Ihr einen Namen, Missy?"

,,Mila...Turner! Ich bin Dienstmädchen im Haushalt des Gouverneurs. Und dies ist meine Kollegin Elizabeth.", erklärte sie sich schnell.

Sie wusste nicht, warum sie sich jetzt den Nachnamen von Will ausgesucht hatte, doch er war ihr in den Kopf geschossen. Und sie durfte um keinen Preis ihre wahre Identität preisgeben. Captain Barbossa sah sie nun jedoch mit merkwürdigem Blick an, ehe er sich an seine Crew wandte.

,,Miss Turner!", wiederholte er und ein Raunen ging durch die Crew.

,,Stiefelriemen!", vernahm Mila die Stimme des kleinen dicken Piraten.

,,Wie kommt es, dass zwei Dienstmädchen so etwas wie dieses besitzen? Ein Familienerbstück... möglicherweise?", fragte Barbossa wieder an Mila gewandt, die ihn jetzt finster anblickte.

,,Es ist nicht gestohlen, wenn Ihr das meint!"

,,Na, schön! Gebt es mir, wir kehren Eurer Stadt den Rücken und kehrennie wieder zurück.", sagte Barbossa und streckte seine Hand in Richtung Elizabeth aus.

Diese warf Mila einen zweifelnden Blick zu und diese nickte. Zögernd kam Elizabeth dem Befehl des Captain nach und als sie das Medaillon in dessen Hand legte, schlossen sich seine langen Finger darum.

,,Abgemacht!", fügte Elizabeth noch hektisch hinzu.

Barbossa jedoch hatte sich bereits abgewandt und erteilte seiner Crew nun die Befehle, die den Rückzug einleiten sollten.

,,Stellt das Feuer ein und verstaut die Waffen. Setzt Haken, wir laufen aus!"

Der schwarze Pirat brüllte seine Kumpanen an, während er die Befehle wiederholte und Piraten gehorchten sofort. Elizabeth jedoch, hatte Mila am Arm gepackt und zog sie mit sich, als sie Barbossa über das Deck verfolgte.

,,Wartet! Und wer bringt uns an Land? Der Kodex der Bruderschaft besagt...", setzte sie um, da drehte sich Barbossa schwungvoll der Blonden entgegen und funkelte sie finster an.

,,Erstens: Eure Rückkehr an Land war weder Teil unserer Verhandlungen noch unserer Vereinbarung, also muss ich gar nichts! Zweitens: Ihr müsst Pirat sein, um Euch auf den Piratenkodex berufen zu können, und das seid Ihr nicht. Und drittens: Es handelt sich bei dem Kodex eher um sogenannte Richtlinien als um Regeln. Willkommen an Bord der Black Pearl, Elizabeth!", er warf noch einen Blick auf Mila. ,,Und Miss Turner!"

Er wandte sich wieder ab und ging seiner Wege, da wurden die beiden jungen Frauen von zwei Piraten gepackt, die ihnen nur allzu bekannt vorkamen und mitgezogen. Der Tag hatte so ruhig angefangen und nun.befanden sie sich in der Gefangenschaft von blutrünstigen und gnadenlosen Piraten! Mila wünschte sich unverzüglich Kate und David an ihre Seite. Die hätten jetzt genau gewusst, was sie tun sollten.

Adventures of the CaribbeanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt