Der Traum

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(Sicht Michael Patrick Kelly)
Das Wasser tropfte von meinen nassen Haaren auf mein klitschnasses T-shirt und auch auf den Boden. Tropf. Tropf. Tropf. So ging das jetzt schon eine ganze Weile. Ich atmete schwer. Es fiel mir schwer bei Bewusstsein zu bleiben. Mein Kopf dröhnte und tat weh. Eigentlich tat mir alles weh. Ich hatte das Gefühl das mein ganzer Körper übersäht war von Blutergüssen und anderen Verletzungen.
Außerdem war ich hungrig. Das letzte mal hatte ich vor dem Konzert etwas gegessen. Wie lange das schon her ist habe ich keine Ahnung. Mein Zeitgefühl ist komplett weg. Es hätte schon eine Woche vorbei sein können. Vielleicht mehr. Vielleicht waren es aber auch erst einige Stunden.
Auf meiner Haut breitete sich eine Gänsehaut aus. Es war sowieso schon kalt hier unten und in den nassen Sachen würde ich bestimmt krank werden. Als ich wieder an vorhin dachte hatte ich plötzlich wieder das Gefühl Wasser würde auf mein Gesicht prasseln. Ich keuchte in den Knebel hinein auf und versuchte Ruhe zu bewahren. Keine Luft wollte in meine Lungen gelangen. Panisch atmete ich durch die Nase ein. Doch es wurde nicht besser. Ich dachte daran das meine Kinder mich brauchten. Und ich konnte noch nicht sterben. Alleine wegen den Kindern. Aber ich wollte auch noch nicht sterben. Dazu war ich noch zu jung. Hektisch atmete ich. Mir wurde plötzlich speiübel. Nachdem ich einige lange weitere Minuten nach Luft japste, beruhigte ich mich langsam wieder. Mein Atem regulierte sich und ich konnte schließlich wieder normal atmen. Ich schloss die Augen, obwohl diese ja sowieso verbunden waren und atmete erleichtert mehrere Male tief ein und aus.
Innerhalb der nächsten, geschätzt 20 Minuten hatte ich noch 4 weitere Panikattacken, das mir einfach die Luft wegblieb. Erschöpft und nass geschwitzt fiel ich in einen Traumlosen Schlaf.

Als ich aufwachte hatte sich meine Situation nicht verändert. Ich versuchte die Lage meiner Beine zu verändern, da diese in einer sehr unangenehmen Position fixiert waren, doch durch die Fesseln konnte ich mich kein Stück bewegen. Ich rüttelte und zerrte verzweifelt an den Handschellen die über meinem Kopf gebunden waren. Nichts bewegte sich. Und dann blieb mir wieder die Luft weg. Es kam aus dem nichts. Aber es wurde jedes Mal schlimmer. Trotzdem, ich wusste jetzt ungefähr wie ich es einigermaßen gut überstehe. Als ich wieder Luft bekam drehte sich in meinem Kopf alles. Ich versuchte mich aus den Handschellen zu lösen, aber sie waren sowieso schon so eng angelegt das sie mir das Blut abschnürrten. Das hatte alles keinen Sinn. So wurde das nichts. Ich gab schließlich auf und wollte mich schon einfach meinem Schicksal hingeben.

Nach einer Weile schlief ich wieder ein. Auch im Traum saß ich gefesselt in diesem Käfig im Keller der Villa. Plötzlich erschien ein helles Licht das ich sogar durch die Augenbinde erkennnen konnte und Gesang ertönte. Es hörte sich wunderschön an. Die klaren und kraftvollen Stimmen sangen ein Lied, das mir zwar bekannt vor kam, ich aber nicht zuordnen konnte. Dann hörte ich eine tiefe, aber freundliche und wohlklingende Stimme sagen: "Du bist schon durch sehr schwierige Zeiten gegangen, Paddy. Sei geduldig und habe Vertrauen. Du wirst auch dies überstehen. Denke scharf nach und du wirst eine Lösung für deine missliche Lage finden." plötzlich spielte sich vor meinem inneren Auge eine Szene ab, die ich schon einmal erlebt hatte. Ich musste so ungefähr 10 gewesen sein. Ich stand mit meiner kleinen Schwester Maite und meinem kleinen Bruder Angelo vor unserem Vater der uns eine Standpauke hielt. Er wollte wissen wer die neue Gitarre von unserem Bruder Jimmy kaputt gemacht hatte und sah uns eindringlich an. Wir drei hatten geschworen nichts zu sagen, aber wir brauchten eine Erklärung. Wir kommunizierten über eine Art Geheim-Zeichen-Mimik-Sprache miteinander die wir uns überlegt hatten damit wir uns ungestört von unseren Geschwistern unterhalten konnten. Da benutzen wir sie aber bei unserem Vater.
Der Gesang verstummte nach und nach. Die tiefe Stimme sagte noch einmal "Hold on" bevor sie schließlich verstummte.

Ich wachte wieder auf. Und dann kam mir eine Idee. Vielleicht keine gute, aber einen Versuch war es ja wohl wert. Ich hatte nichts zu verlieren. Wenn es noch ein Videotelefonat geben sollte, würde ich versuchen Maite und Angelo etwas über meinen Standort zu sagen. Zumindest so viel ich noch wusste.

Mit diesen Gedanken verlor ich das Bewusstsein.

Hard TimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt