Ankunft

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(Sicht Michael Patrick Kelly)
Als ich aufwachte saß ich auf dem Mittelsitz der Rückbank eines geräumigen Wagens, und rechts und links neben mir saßen 2 Typen. Als ich langsam die Augen öffnete machte sich mein schmerzender Schädel bemerkbar und es dauerte einige Momente bis sich die Welt um mich herum nicht mehr drehte. Ich hatte noch nie in meinem Leben so starke Kopfschmerzen, und ich war schon wirklich oft verkatert aufgewacht. Als ich mich etwas aus meiner unbequemen Lage aufrichten wollte, sah ich an mir herunter und bemerkte Blutspuren auf meiner rechten Seite und erst jetzt merkte ich das ich von oben bis unten gefesselt war. Meine Hände waren immer noch auf meinen Rücken gebunden und meine Arme an meinen Oberkörper dran. Außerdem waren auch noch meine Beine aneinander gefesselt. Ich konnte mich kein Stück bewegen, hatte Kopfschmerzen des Todes und war diesen Typen im Prinzip Schutzlos ausgeliefert. Das waren ja blendende Voraussetzungen.

"Na sieh mal einer an wer da auch mal wieder wach ist! Und, gut geschlafen?". Ich brummte nur etwas unverständliches vor mich hin, mein Kopf schmerzte zu sehr als das ich wirklich etwas von mir geben konnte. „Jetzt brumm doch hier nicht so rum, hat man dir nicht beigebracht das man zu antworten hat?" ich lehnte nur vorsichtig meinen Kopf hinten am Sitz an, schloss meine Augen und antwortete auch dieses Mal nicht. „Warte ab, du wirst schon noch mit uns reden, Möglichkeiten gibt es da schließlich genug!"

Nach einigen weiteren Minuten Fahrt kamen wir an einem Waldgebiet an und fuhren in dieses hinein. Nach weiteren circa 30 Minuten Fahrt hielten wir vor einem riesigen Anwesen, und wären die Umstände andere, könnte es tatsächlich schön sein, so abgeschieden hier im Wald. Jetzt bereitete es mir aber mehr Sorgen... wie sollte man mich denn hier jemals finden? An mehr konnte ich nicht denken. Die rechte Tür wurde aufgerissen und der 1. Mann stieg aus. Der 2. schob mich zur Tür, so dass meine Beine aus dem Auto hingen. Der 1. Typ schnitt mir die Fesseln an den Beinen durch und zog mich auf die Füße. Dann packte er meinen Arm und ich wurde vor dem Kerl ins Haus geschubst. Ich wurde durch mehrere Zimmer gedrängt, aber als ich vom Boden aufschauen und mir alles ansehen wollte bekam ich von einem der Männer einen Schlag auf den Hinterkopf und so richtete ich meinen Blick wieder auf den Boden. Wir durchquerten einige Räume bis wir zu einer nach unten führenden Treppe kamen. Die ersten 2 Stufen gingen wir diese hinunter, bevor ich plötzlich einen Stoß in den Rücken bekam und die restlichen Stufen hinunterfiel. Logischerweise konnte ich mich wieder nicht abfangen und stöhnte auf als ich auf dem Boden aufschlug. Es war allerdings weniger schmerzhaft als erwartet, denn ich landete nicht auf meinen Kopf, sondern konnte glücklicherweise auf meinem linken Arm landen. Trotzdem stöhnte ich vor schmerzen erneut auf, worüber meine Entführer nur lachten. Als sie auch unten angekommen waren packte mich einer am Kragen meiner Lederjacke und zog mich in einen Raum wo nur ein Stuhl stand. Ich wurde auf diesen gesetzt und sie zogen mein Handy aus meiner Hosentasche. Sie hielten meinen Daumen an den Home-Button, aber da ich nur einen Pin eingespeichert hatte, funktionierte dies nicht. „Los, sag uns das Passwort!" sagte ein Typ und ich zögerte, sagte aber nichts. Er kam 2 Schritte auf mich zu und gab mir eine Backpfeife, die es in sich hatte, und da ich schon geschwächt von dem Knall gegen die Tür und dem Sturz die Treppe runter war, dauerte es wieder lange Sekunden bis ich mich wieder gefasst hatte. „Na sag schon kleiner!" ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Ich wollte einfach nur nach Hause. Zu meinen Kindern. Zu meinen Geschwistern, ja, ich vermisste sogar meinen nervigen Manager der mich eigentlich immer nur rum hetzte.
Ein weiterer Schlag traf mich und holte mich zurück in die Realität. Gefesselt auf einem Stuhl umringt von brutal aussehenden Typen. Er schlug erneut zu und der Schlag traf genau meine Lippe, welche daraufhin aufplatzte. Ich schmeckte Blut und spürte wie es mein Kinn hinunter lief. Ich wollte einfach nur das sie mich in Ruhe ließen. „573678" sagte ich leise und hoffte das sie mich jetzt alleine ließen. Zufrieden prüften sie ob es der richtige Code war und steckten das Handy dann in eine kleine Tüte. „So kleiner, ich werde dir jetzt mal sagen wie das hier abläuft. Du bist unser Gefangener, beziehungsweise von den Bossen, die lernst du schon noch kennen." plötzlich nahmen alle die Masken ab. „Ich bin übrigens Chris. Das kannst du ruhig wissen, lebend kommst du hier sowieso nicht mehr raus, und das sind Tom, Pascal, Jens, André und Thorsten." bei diesen Worten bekam ich einen Kloß im Hals. Das war definitiv nicht das Leben das ich leben wollte. Vielleicht hätte ich mich damals doch umbringen sollen. Er sprach weiter; „Wenn du machst was dir gesagt wird wird es definitiv weniger unangenehm für dich. Du wirst schön die Klappe halten, aber dafür sorgen wir schon. Hast du verstanden?" ich antwortete nicht sondern starrte nur mit leerem Blick auf meine Füße. „Ich seh schon wir werden viel Spaß zusammen haben..." sagte Chris weiter, doch ich sah gar nicht erst auf. „Na dann wollen wir mal die Familie informieren!" bei diesen Worten wurde ich hellhörig. Chris nahm mein Handy wieder in die Hand und suchte die Familiengruppe heraus. Er machte eine Sprachnachricht. „Soo, meine Lieben, wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, haben wir euren lieben Bruder Paddy in unserer Gewalt! Ihm geht es gut... noch... Ich gehe davon aus das die Polizei bereits informiert ist, aber sie werden nichts von unseren Gesprächen erfahren, ist das klar?! Falls ihr euch nicht daran haltet was wir befehlen, wird sich euer Bruder wünschen nie geboren zu sein! Heute Abend um 23 Uhr werden wir einen von euch per Videotelefonat anrufen, und ich würde euch raten ran zu gehen! Es können so viele dabei sein wie ihr wollt, aber keine Polizei! Dann werdet ihr auch Patrick wieder sehen, ob er noch lebt oder nicht liegt an ihm! Möchtest du noch irgendwas sagen Paddylein?" „I love y'all. And tell the kids that I love them and that I'm fine. Please help me..." sagte ich mit brüchiger, kratziger und schwacher Stimme ins Handy das Chris mir hin hielt. Er schickte die Nachricht ab, wandte sich wieder mir zu und schlug mir mehrfach ins Gesicht. Dann richtete er das Handy auf mich. Benommen, hilflos und vermutlich mit Angst im Blick sah ich zu ihm und hörte ein Kamerageräusch. „Das sieht doch gut aus!" er hielt mir das Bild vor die Nase. Ich sah mich auf einem Stuhl sitzen, Bewegungsunfähig, Blut lief mir die Lippe und die Schläfe hinunter, und an einigen Stellen war mein Gesicht unnatürlich verfärbt und angeschwollen, da wo die Schläge mich trafen, und mein Blick verriet genau das was ich schon vermutet hatte. Angst. Hilflosigkeit. Benommenheit von den Schlägen. Er schickte auch das Bild ab, bevor er das Handy wegsteckte, mich hochzog und in einen Nachbarraum schleifte, in dem ein Käfig stand. Ich wurde in diesen hineingeschubst und Chris und Thorsten kamen hinterher. Sie zwangen mich dazu mich in eine Ecke zu setzen. Meine Jacke wurde mir vom Leib gerissen und in die Ecke gepfeffert und ich bemerkte wie kalt es hier unten war. Als ich saß, spürte ich schon am ersten Handgelenk das kalte Metall von Handschellen. Mein Arm wurde soweit nach oben gezogen das ich gerade noch so sitzen konnte. Dann machten sie das andere Handgelenk ebenfalls in den Handschellen fest und fesselten auch meine Füße mit Handschellen aneinander. Ich beschwerte mich das es zu eng wäre, doch darauf hin zog Thorsten nur ein Stoffband hervor, steckte es mir in den Mund und band es in meinem Nacken so stramm zusammen, dass es jetzt schon in meinem Mund weh tat. Dann nahmen er noch ein weiteres Stofftuch und verband mir damit die Augen. „Na dann bis heute Abend kleiner!" lachte Chris gehässig auf und ich hörte nur noch wie die Käfigtür ins Schloss fiel, der Schlüssel umgedreht und herausgezogen wurde und sich die Schritte entfernten. Dann war alles still.

Hard TimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt