Kapitel 20

2.4K 73 17
                                    

Caroline's P.o.V

... und ich fing einfach an zu heulen.

Es war aussichtslos. Irgend etwas in meinem inneren sagte mir, ich solle einfach aufgeben und mich dem hingeben,  was geschehen sollte. Was das ,, Schicksal" für richtig hielt. Ich solle dies nicht aus eigener Kraft verhindern wollen, sondern die Zeit einfach weiterlaufen laufen lassen. Durchhalten. Weitermachen. Überleben.

Es war früh am Morgen. Ich wusste nicht wie früh genau. Die Sonne ging auf und ich konnte den orange gefärbten Himmel durch die Vorhänge sehen.
Ich war am Ende.
Schlapp lag ich in meinem Krankenhausbett und starrte ausdruckslos an die Decke.
Ich spürte gar nichts. Es war, als wären alle Gefühle, alle Zuversicht auf ein besseres Leben, alle Hoffnung darauf allem endlich zu entkommen, aber auch alle Wut, Trauer, sowie Angst einfach aus meinem Körper hinausgesogen worden.
Ich fühlte mich wie eine leere Hülle, nicht mal wirklich wie ich selbst.
Ich bekam es noch nicht einmal richtig mit, als ein Arzt, anscheinend zur Visite, hinein kam und versuchte mit mir zu sprechen.
Doch das alles nahm ich nur aus dem Augenwinkel war. Ich sah weiter teilnahmslos an die Decke und reagierte nicht. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich nicht reagieren konnte oder es einfach nicht wollte. Aber die Zeit verging.
Entweder ich war wach oder ich schlief. Mehr Veränderung gab es an meinem Zustand nicht. Ich aß nicht, ich redete nicht.

Irgendwann wurden mehr Schläuche angeschlossen.
Mehr Leute kamen und redeten mit mir, fassten mich an und versuchten etwas zu bewirken, was ich nicht verstand.
Ihr reden war ein Geräusch, irgendwo ganz weit weg.
Oft waren diese Menschen da. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.

Wie lange lag ich hier schon?
Tage? Wochen? Monate?

Phil's P.o.V

,,Nichts"
Unsere Psychologin kam aus dem Zimmer unseres derzeitigen ,,Sorgefalls" hinaus. Ich hatte auch ,,nichts" anderes erwartet.
Konnte man innerlich tod sein? Wäre das erwiesen hätte ich wahrscheinlich schon eine Diagnose abliefern können. Alles was sie tat war liegen, schlafen und atmen.  Wobei ich mich fragte, ob wir das Letztere vielleicht auch bald übernehmen mussten.
Doch ich kannte sie bereits.
Manches nahm man einfach mit nach Hause und zerbrach sich dort den Kopf darüber. Völlig Menschlich.
Doch so hatte ich sie nicht kennengelernt. Damals war sie ängstlich, fast panisch, und hat sich quasi mit Händen und Füßen gegen alles gewehrt was um sie herum passierte.
Ein kleiner Teil von mir hatte verstanden warum, als ich ihre Hämatome und Narben zu Gesicht bekam.
Jetzt war es anders. Sie schien es nicht mal richtig mitzubekommen, wenn eine Schwester die Schläuche überprüfte oder ein Kollege die Visite machte.
Als wäre sie durchgehend stark eingetrübt,  doch an ihrem Allgemeinzustand änderte sich, abgesehen von Nährstoffmangel und den Folgen darauf, nichts.
Psychisch.

,,Soll ich nochmal reingehen?", fragte ich meine Kollegin.
,,Mach ruhig. Wird zwar nichts bringen aber nach ihr schauen kannst du ja trotzdem. " Und damit verschwand sie in der Tür zwei Zimmer weiter.
Ich klopfte, ohne eine Antwort zu erwarten, an die Tür und trat in das Zimmer.
Das Mädchen war fast so blass wie ihre Bettdecke und sie hatte tiefe Augenringe. Auch die zwei relativ großen Narben unter Auge und an der Stirn wurden durch die helle Gesichtsfarbe betont.
,,Hallo, wie geht es dir?", fragte ich routinemäßig. Auf eine Antwort wartete ich erneut nicht. Doch eine Sache, auch wenn sie noch so klein war, veränderte sich.
Sie hob den Blick und schaute mir direkt in die Augen.
Ich bekam fast schon eine Gänsehaut, weil es so komisch war, dass auch nur irgendeine Art von Reaktion von ihr kam.
Ich lächelte aufmunternd und trat einen Schritt ans Bett heran. Sie folgte mir mit ihrem Blick und fixierte mich.
,,Wie geht es dir?", fragte ich wieder.
Keine Antwort. Einen Versuch war es Wert gewesen.
Ich holte meine Diagnostikleuchte aus der Kitteltasche und leuchtete ihr in die Augen.
,,Kannst du deine Augen einmal schließen, bitte?"
Zu meiner Verwunderung tat sie sogar, was ich sie gefragt hatte.

Caroline's P.o.V

,, Kannst du deine Augen einmal schließen, bitte? ", fragte mich der Arzt mit einem Tonfall, als würde er diese Frage um die 200 Mal am Tag stellen. War ihm nicht zu verübeln, denn ich vermutete, dass er das wohl wirklich tat.
Ich schloss die Augen. Er zögerte kurz, bevor er fortfuhr.
Als er fertig war, trat er zwei Schritte zurück und schaute mich an. Ich erwiderte seinen Blick, glaubte ich. Kurz schien er
nachzudenken, doch dann lächelte er mir noch einmal zu, wünschte mir eine gute Nacht und verließ den Raum.
Es wurde so still im Zimmer, dass ich meine eigenen Gedanken wahrnahm. Ich verstand, was so eben passiert war. Was die letzten Wochen passiert war.

--------------
So, neues Kapitel🖤
Ist irgendwie ein bisschen anders als die anderen hab ich das Gefühl. Bei mir kommt auch gerade sehr viel Stress mit Schule, Essstörung etc. zusammen. Daraus ist es wohl entstanden haha
Sorry wenn es scheiße geworden ist.
Kommentare und Kritik natürlich wie immer erwünscht 🌹
Bis dann💜

Broken  (ASDS/KAS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt