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Er war stets draussen. Ob es nun schneite, es fast 40°C warm war oder es doch gewitterte. Er liebte es draussen zu sein. Er. Jay Smith. Jay war eigentlich ein echt netter 15-jähriger. Mit dreizehn hatte er seinen Stimmbruch.

Er besuchte die neunte Klasse der Kölner Oberschule. Seine Schulkameraden hatten drei Jahre zuvor ein stets wachsendes Verhältnis aufgebaut. Niemand wurde ausgeschlossen. Doch das änderte sich vor eineinhalb Jahren.

Jay war unschuldig. Doch keiner würde ihm glauben. Jeder dachte, es sei seine Schuld, doch das stimmte nicht. Vor eineinhalb Jahren verliess der damalig beliebte Schüler Jonas Meyer die Welt. Er wurde von einem herzlosen 40-jährigen ermordet.

Es war der Bruder von Jays Vater. Michael. Michael nahm sich kurz nach seiner Tat das Leben. Es war eine furchtbar schwere Zeit für Jays Familie. Aber Jay war still. Er redete kein Wort mit seinen Eltern. Ihn belastete etwas komplett anderes.

Er hatte es niemals jemanden gesagt. Es war sein kleines, gefährliches Geheimnis. Es reichte ihm schon, dass alle ihn für Jonas' Tod verantwortlich machten. Er wurde von seiner Schule ausgeschlossen. Er war einsam. Niemand wollte mit ihm was zu tun haben.

Jeder dachte, er sei gefährlich. Jays grösstes Geheimnis war, dass er schwul war. Er wusste genau, dass es nur noch schlimmer werden würde, wenn seine Mitschüler davon erfuhren. Das war seine aller grösste Angst.

Die Sportferien waren vorbei. Ein neues Jahr würde beginnen. Er sass am Frühstückstisch und ass seelenruhig sein Müsli. Er sagte kein Wort. Seit eineinhalb Jahren sprach er mit keinem mehr. Nur mit den Lehrern redete er. Er schwieg sonst immer. Seine kleine Schwester Molly war sechs Jahre alt.

Manchmal dachten seine Eltern, er würde wegen Molly nicht sprechen. Seine Noten waren einst mal sehr gut, doch dies nahm ab. Seine Eltern machten sich schreckliche Sorgen um ihn, doch er würde niemals ihnen sagen, warum. Jay stand auf und wusch sein benutztes Geschirr ab, welches er dann wie gehabt in den Geschirrspüler stellte.

Dann stieg er die Treppen hoch und lief in sein Zimmer. Sein Zimmer war kahl. Kein Bild schmückte die Wände. Es war komplett farblos. Nur aus seinem Kleiderschrank strahlten leichte Farben. Er zog sich wie gewohnt einen blauen Hoodie an. Das Blau war blass und nicht stark. Jay trug eine Brille.

Sie war ebenfalls blau. Sommersprossen zierten sein recht bleiches Gesicht. Er lächelte nie. Er stylte kurz seine Haare und nahm sich seinen Rucksack. Er musste seinen Bus erwischen. Er war beinahe ein Musterschüler. Allerdings waren seine Noten viel zu schlecht. Er hatte im Schnitt eine knappe 3. Früher hatte er eine 1.5.

Jay sah sich kurz im Spiegel an. Seine rotbraunen Haare sass heute ausnahmsweise mal gut. Seine grünen Augen waren blass. Sie hatten ihre Farbe verloren. Jay lief die Treppen runter und verliess das Haus ohne sich bei seinen Eltern zu verabschieden. Er legte einen fünf-minütigen Fussmarsch ein und kam pünktlich an der Bushaltestelle an.

Der Bus fuhr gerade ein, als ein anderer Junge noch herangesprintet kam. Jay zuckte zusammen und stieg in den Bus ein. Er liess sich auf einen Fensterplatz fallen und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Er spürte den Blick des anderen Jungens. Ich bin doch nicht so interessant..., dachte er verwundert.

Jay blickte kurz zu dem anderen Jungen, welcher ihn immer noch ansah. Er hatte etwas längere Haare. Er hatte sie oben zusammengebunden, wie Jay es schon mal aus einem Film gesehen hatte. Zwei Haarsträhnen zierten sein Gesicht. Er lächelte Jay freundlich an, doch Jay konnte es nicht erwidern.

Er war fast so bleich, wie es Jay selber auch war. Der Bus hielt an einer Station, wo die Zicken aus Jays Klasse einstiegen. Sie entdeckten den Jungen. "Gehst du zufällig aufs Gymnasium, Kaiserin-Augusta-Schule?", Jennifer liess ihre falschen Wimpern klappern. Jennifer war blond. Sie hatte blaue Augen und trug heute pink mit schwarz.

Glücksgefühle || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt