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Jay wachte um 4:00 Uhr auf. Er stand auf und lief ins Bad. Er sah sich an. Er konnte seine Sommersprossen nicht ausstehen und auch seine Augenfarbe fand er schrecklich, obwohl er ein Glück hatte, grüne Augen zu haben.

Er atmete tief durch und liess die Tränen über sein Gesicht laufen. Er schluchzte ab und zu mal, aber es schliefen sowieso alle. Jay lief in die Küche und nahm das sehr scharfe Messer und schnitt sich in den Arm. Er schnitt tiefer und öfter.

Er verspürte ein Glücksgefühl. Er lächelte. Das Blut lief über seinen Arm und tropfte auf den Boden. Er hatte zu tief geschnitten. Jay wusste, dass es aufhören würde, weshalb er einfach alles aufwischte und mit einem Verband den Blutfluss stoppte.

Die Zeit verging schnell. Bald schon stand Lee in der Küche, welcher Jay suchte. "Seit wann bist du wach?", er setzte sich neben Jay und sah ihn an. Jay lächelte immer noch. Dass die Schnitte brannten, blendete er komplett aus. "Keine Ahnung", kicherte er.

"Warum bist du so gut gelaunt?", Lee wurde misstrauisch und sah Jay an. "Darf ich nicht?", lächelte dieser und umarmte kommentarlos Lee. Lee war sehr besorgt. Er konnte Jays gute Laune nicht erklären.

Sie sassen wie gewohnt im Bus. Heute setzte Chantal sich zu ihnen und sah Lee fragend an, als Jay lächelnd aus dem Fenster sah. Heute hatten sie Sport. Letzte Stunde. Antonio wurde von der Schule subspendiert. Allerdings konnte keiner sagen, wie lange.

Die Beleidigungen fingen wieder an. Jays Glücksgefühl verschwand seiner Meinung nach viel zu schnell. Er musste wieder Schläge von Brian und Henri einstecken, doch das war sein kleinstes Problem. Er hatte sein Sportzeug vergessen und durfte wie ein Idiot zuschauen.

Jay wollte es beenden. Sein erbärmliches Leben. Er hatte schon die Idee seines Lebens. Er borgte sich dafür ein Seil aus, welcher er in der Umkleide bereit machte. Herr Stift erlaubte es ihm, fünf Minuten früher zu gehen. Jay verfrachtete das Seil zu den Toiletten, wo er es anband und sich aufs Spülbecken stellte.

Er steckte seinen Kopf durchs Seil und atmete tief durch. Die Klingel erklang und durch die Tür wurde es lauter. Dann sprang er ab. Im selben Moment wurde die Tür geöffnet, durch die Lee kam, welcher Jay vor dem Tod bewarte.

"Verdammt, Jay!", rief er und band das Seil ab, welches er dann wegwarf. "Mach das nie wieder!", rief Lee zerbrechlich und brachte Jay in die Umkleide, wo die Jungs schon gegangen waren. "Mach das nie mehr", flüsterte Lee und drückte Jay einen Kuss auf die Wange. Dieser sah dann Lee zu, wie er sich umzog.

"Ich will aber nicht mehr leben", murmelte Jay und fing an leise zu weinen. "Wir schaffen das, Jay", Lee umarmte ihn. "Wenn du stirbst, sterbe ich auch. Vergiss das nie", nun legte Lee kurz seine Lippen auf Jays. Dann zog er den schon irritierten Jungen zum Bus. "I-Ich gehe heute nach Hause", murmelte Jay und sah unsicher Lee an.

"Hm, na gut", der Bus fuhr durch alle Stationen. Lee umarmte Jay zum Abschied und stieg aus. Jay war wieder alleine. Er lief in sein Zimmer und nahm seinen Block raus. Dann fing er an zu zeichnen. Er wollte einen Plan aufzeichnen, wie er am besten sein Leben beenden würde. Jay konnte recht gut zeichnen, weshalb das Zeichnen kein Problem war.

Sobald er fertig war, lief er in die Stadt. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, weshalb er nicht bemerkte, dass vor ihm jemand stand, welcher mit seiner Freundin am Diskutieren war, ob sie nach Hause gehen oder weiter shoppen.

Jay lief in den Typ rein und zuckte zusammen. Er blickte sofort in das Gesicht der Person. "Alles okay?", es war der YouTuber Luca. Jay zuckte mit den Schultern. Jay ging Luca aus dem Weg, aber es wäre ja sogar schön, wenn es klappen würde.

Luca nahm seine Freundin an der Hand und folgte ihm. In der Stadt begegnete Jay zu seinem Pech Antonio. "Na Schwuchtel", er verpasste ihm eine. "Hey!", Luca mischte sich sofort ein. "Oh mein Gott, Luca!", rief Antonio. "Was sollte das eben?", Luca sah verärgert Antonio an.

"Er ist schwul!", rief dieser. "Ach, und das ist ein Grund, ihn zu schlagen? Was stimmt mit dieser Gesellschaft nicht?", wollte Luca wissen. "Bei unserer Schule ist das normal", Antonio zuckte mit den Schultern. "Er tut mir leid", kam es aus Lucas Freundin, welche Jule war.

Jay lief weiter und liess die drei alleine weiter diskutieren. Er wollte raus. Er wollte nicht mehr. Aber er musste noch einige Tage durchhalten. Er kam bei dem Viertel von Köln an, wo alle am Kiffen und Saufen waren. Jay setzte sich zu seinem Kumpel Jason, welcher er mal zufällig kennengelernt hatte.

"Na Jay", begrüsste dieser ihn. "Jason, ich will sterben", murmelte er. "Ich würde dich ja hindern, wenn ich könnte, aber ich kann nicht 24/7 bei dir sein", Jason zuckte mit den Schultern. "Ich weiss, aber kannst du mir was besorgen?"

Jay erklärte Jason, was er brauchte und dieser würde es ihm zuschicken. "Danke Jason", lächelte Jay. "Bro, aber wenn du dich wirklich umbringen willst, überleg vorher gut nach, wem du damit weh tun könntest und ob es sich lohnt, dass es ihr oder ihm dann schlecht geht", Jason sah Jay besorgt an. Jay nickte und lief dann wieder nach Hause, wo er wieder von Luca abgefangen wurde.

"Komm bitte zu mir, ich will mit dir reden", sagte dieser. Jay sagte nichts, er liess sich nur von Luca mitziehen, der zu seinem Pech der Nachbar von Lee war. "Wirst du in der Schule gemobbt?", Luca sah ihn besorgt an. Jay nickte. "Kannst du auch reden?", Jule setzte sich dazu.

Jay schüttelte den Kopf. Er wollte nicht reden. Er hasste es. Er wollte zu Lee. "Luca, hat Frau Klewar nicht einen Sohn, der in seinem Alter ist?", wollte Jule wissen. Bitte nicht!, dachte Jay und riss sich zusammen, nicht los zu weinen. Luca nahm Jay am Handgelenk und klingelte dort. Wie zu erwarten öffnete Lee die Tür. "Jay?", Lee sah verwundert den Rotbraun-haarigen an.

"Gut, ihr kennt euch also", kam es von Luca. "Ja, was ist denn los?", Lee sah verwirrt und besorgt Luca an. "Das probiere ich ja rauszufinden", Luca war leicht überfordert. "Kommt erstmal rein", murmelte Lee. Er führte alle ins Esszimmer.

Er umarmte Jay, welcher sich an ihn ran drückte. "Es geht ihm momentan nicht sonderlich gut", murmelte Lee dann. "Warum?", besorgt sah Jule Jay an. "Nun, ähm. Er ist schwul und wird gemobbt. Zuerst wurde er für den Tod eines Mitschülers verantwortlich gemacht und jetzt wissen die, dass er schwul ist", kam es von Lee.

"Was ist das für 'ne Schule? Realschule?", wollte Luca wissen. "Nein, das Gymnasium", Lee sah Jay an. "Was stimmt mit denen nicht?!", kam es empört von Luca. "Wenn ich das nur wüsste...", murmelte Lee. "Wir gehen dann mal wieder, können wir ihn hier lassen?", wollte Luca wissen. "Klar", Lee verabschiedete sich von den beiden und zog Jay in sein Zimmer.

"Was machst du nur, Jay?", er küsste Jays Wange kurz. "D-Du weisst es", murmelte dieser. "Bitte, bleib am Leben... Für mich", murmelte Lee verzweifelt. Er legte sich hin und zog Jay nahe an sich ran. Jay war unsicher, was er tun sollte. Einerseits wollte er sterben, aber andererseits wollte er Lee nicht verletzen.

Jay setzte sich auf und sah verlegen weg. Lee setzte sich ebenfalls auf und sah verwirrt Jay an. Dieser stand auf und lief in die Küche, wo er das Messer rausnahm. Lee folgte ihm und sah ihn irritiert an. Jay lief ins Bad und schloss ab. Lee klopfte energisch und versuchte rein zu kommen.

Jay zog seinen Ärmel hoch und warf den mit Blut eingezogene Verband weg. Dann schnitt er sich in den Arm und fing an zu weinen. Lee riss die Tür aus dem Schloss und erstarrte. Er blieb einige Sekunden stehen. Dann riss er Jay das Messer aus der Hand. "H-Hör auf", Lee fing an zu weinen und umarmte Jay.

Jay befreite sich von Lees Griffen und fuhr sofort nach Hause. Ich kann das alles nicht mehr, dachte er. Er ging bei sich in die Küche und nahm sich das schärfste Messer, welches er fand. Dann lief er in sein Zimmer und schnitt unglaublich tief in seinen Arm.

Er atmete tief durch und schnitt sich dann seine Pulsader auf. Er liess das Messer über seinen Hals fahren und gegen die Oberschenkel. "Ja, ich bin ein Mörder, denn ich bringe mich selber um", flüsterte Jay. Er nahm den Zettel, den er vorbereitet hat. Er war gefaltet. Es stand gross Lee drauf.

Es war ein Rätsel, welches zu Jays Tagebuch führte. Das Bettlaken färbte sich rot ein. Jay spürte ein Glücksgefühl. Er war glücklich. Er musste sein Leben beenden. Er tat es. Er nahm das Messer und zögerte. Da er aber sowieso keine Schmerzen spürte, stach er mit dem Messer in seinen Brustkorb, während er seinen aller letzten Atemzug nahm.

Er atmete nicht mehr, sein Herz hörte auf zu schlagen und das Blut strömte weiter aus ihm raus. Seine Klasse hatte es geschafft. Sie hatten ihn zum Tod gedrängt. Er war nun offiziell Tod. Niemand könnte ihn noch retten.

R.I.P. Jay Smith.

Glücksgefühle || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt