t h r e e

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Jay wachte pünktlich um 5:45 Uhr auf. Er lief die Treppe runter in die Küche und frühstückte wie gewohnt sein Müsli. Er stylte sein Haar, putzte seine Brille und packte seinen Rucksack.

6:20 Uhr verliess er das Haus. Er lief an die Bushaltestelle, wo heute Jess stand. "Morgen", lächelte dieser. Er war freundlich. Aber er dachte nur an sich. Er wollte nicht, dass die anderen ihn auch verurteilen würden, wenn er zu Jay stehen würde. Deshalb tat er es auch nicht.

Der Bus kam und Jay setzte sich an seinen Stammfensterplatz, wo er immer sass. Jess sass ganz vorne im Bus. Mit seinem blonden Undercut und seinem Luca-Merch könnte er locker als Fanboy durchgehen. Zwei Stationen später stieg Lee ein. Er lief zu mir und setzte sich neben mich.

"Lee?", Jess drehte sich um. "Ja?", Lee sah ihn an. "Dir scheint Jay ja wichtig zu sein, warum eigentlich?", Jess stand auf und lief zu uns. Der Bus hielt an. Die Mädels stiegen ein. Jay zuckte zusammen, als Zofia ihn vom Platz zerrte.

"Bereit Jenni?", grinste sie und stiess ihn zu ihr. "Ach Jay, ich lasse nicht zu, dass du Jay verseuchst...", grinste sie frech und nahm ein Messer raus. "Es wird nur ein wenig weh tun, mehr nicht", grinste sie. Sie schnitt eine Strähne mit dem Messer ab. Es war ein Taschenmesser, also recht klein.

Dann schrieb sie mit Edding "Ich bin schwul und es ist mir peinlich" auf seine Stirn. Dann stiess sie ihn weg, so dass er seinen Kopf an etwas hartem stiess. Rovena zerrte Lee zu den Mädchen. "Er tut dir nicht gut", kicherte sie. Bei der nächsten Haltestelle stieg Jay aus. Es schneite. Es war ihm egal. Er lief über die Strasse und suchte den Weg aus der Stadt. Er wollte in den Wald. Er wollte alleine sein.

Er zog die Kapuze über den Kopf. Sein Blick war auf den Boden gerichtet. Seine Seele war schon immer zerbrechlich wie Glas gewesen. Doch er wusste, dass er Lee aufgeben musste. Seine Mitschüler würden ihn von ihm wegnehmen. Sie würden ihn körperlich verletzen. Er würde für immer alleine bleiben.

Er kam am Waldrand an und setzte sich auf eine zugeschneite Sitzbank. Er zitterte. Er hatte kalt. Aber es interessierte ihn nicht. Er wusste, dass er kämpfen sollte. Wenn er aufgeben würde, würde er viele Menschen verletzen. Seine Mitschüler hätten ihr Ziel erreicht. Er wollte nicht, dass sie es schaffen würden.

Er musste weitermachen. Er blickte auf und sah die weisse Landschaft. Er war alleine. Kein Mensch war zu sehen. Jay hörte ein gedämpftes Winseln. Er sah sich um, doch er konnte nicht sagen, woher das Geräusch kam. Er stand auf und lief näher an den Wald. Das Winseln wurde lauter. Jay lief in den Wald rein und sah sich weiter um.

Er befand sich bei der Waldhütte, wo auf der Veranda ein scheinbar kleines Tier lag. Jay sah nach, was es war. Es war ein junger Hund. Jay kannte die Rasse nicht. Er berührte den Hund leicht. Dieser zuckte zusammen und setzte sich auf. Jay bemerkte, dass er fror. Er zog seine dicke Winterjacke aus und umhüllte den Hund mit dieser.

Dieser kuschelte sich dort ein. Er bellte, als Jay zitterte. Er bewegte sich von der Jacke weg, damit Jay sie wieder anziehen konnte. Der Hund winselte wieder. Jay bemerkte eine Verletzung. "Armes du", flüsterte er und zog die Jacke an.

Dann lief er weiter, doch der Hund folgte ihm. "Ich kann dich nicht mitnehmen kleiner", flüsterte er und setzte sich wieder auf die Sitzbank. Jay stand auf und nahm den Schnee in die Hand und rieb an der beschrifteten Stelle. Der Schnee schmolz viel zu schnell.

Jay lief wieder in die Stadt und lehnte sich an der Bushaltestelle an. "Jay!", erklang eine ätzende Stimme. Der Hund war immer noch bei ihm. Jay sah sie um und entdeckte Antonio. "Schwänzt wohl auch die Schule", lachte er fies und verpasste ihm eine. "Schwuchtel", grinste er. Der Hund fing an laut zu bellen und zu knurren.

"Aww, so ein süsser Hund", kicherte er und schmiss den Hund auf die Strasse. Ein Auto bremste scharf. Der Hund konnte sich nicht bewegen. Er stand unter Schock. "Ich hätte dich auf die Strasse schmeissen sollen, du hast es nicht verdient zu leben", Antonio verpasste ihm wieder eine. Der Autofahrer stieg aus und hob den Hund hoch.

"Wer war das?!", rief er. "Er", Antonio zeigte auf mich. "BIST DU VON ALLEN GUTEN GEISTER VERLASSEN WORDEN?! WO GEHT ER ZUR SCHULE?", schrie der doch ältere Mann. "Kaiserin-Augusta-Schule", antwortete Antonio. Es war ihm egal, dass Jay wohl möglich Ärger kriegen würde.

Plötzlich fing der Hund an, laut zu bellen. Der Mann stellte den Hund auf die Pfoten. Dieser sprang auf die Sitzbank und knurrte Antonio an. "Ich habe das Gefühl", der Mann sah Jay an, "dass der Hund dich als Lügner entlarvt hat. Das kannst nur du gewesen sein, schau dir den armen Jungen an."

"Stimmt nicht!", Antonio sprang auf. Der Hund setzte sich neben Jay hin und kuschelte sich an ihn ran. "Stimmt sehr wohl", der Mann nahm sein Handy raus und schien jemanden anzurufen. "Ähm, guten Tag, ich habe hier jemanden, der einerseits ein Tier misshandelt hat, aber andererseits eine Person körperlich verletzt hat", begann der Mann.

"Ja, das wäre nett", fuhr er nach kurzer Zeit fort. Dann bestellte er die angerufene Person zur Bushaltestelle hin.

Weder Jay noch Antonio wussten, wer es war. Als dann die Sirenen erklangen, war es klar. Ein Polizist kam raus. Sie mussten weder fragen, wer angerufen hat, noch wer die Tat begannen hatte. Sie nahmen sofort Antonios Personalien auf und erteilten ihm eine Verwarnung, allerdings würden seine Eltern davon erfahren.

Sobald die Polizei weg war, fuhr auch der Mann weiter. "Das wirst du so bereuen Smith!", Antonio verpasste Jay eine und verschwand dann.
Jay wartete bis es Mittag war und der Bus kam. Er stieg mit dem Hund ein und setzte sich an seinen Stammfensterplatz.

"Jay", plötzlich setzte sich jemand ihm vertrautes neben ihn. Es war Lee. "Was- Ist das normal bei dir? Herr Krämer hatte nicht mal gefragt, wo du bist", Lee war sehr besorgt. Jay nickte nur und drehte seinen Kopf zum Fenster. Lee legte einfach seinen Arm um ihn.

Der Bus hielt an Lees Haltestelle. Lee zog Jay raus, denn er würde jetzt bei Lee sein. Seine Eltern hatte es vor einem Jahr aufgegeben, zu kontrollieren. Er war immer weg. Selten war er mal Zuhause. Lee hatte reiche Eltern. Sie wohnten in einem grossen Haus, das relativ zentral in der Innenstadt in Köln lag.

Lee schloss das Haus auf. Es war still. "Meine Eltern arbeiten noch", erklärte er. Er führte Jay in die Küche, wo ein Esstisch stand. Jay setzte sich hin und sah Lee zu. "Willst du was trinken?", Lee öffnete den Kühlschrank und sah nachdenklich rein. "J-Ja", murmelte Jay.

Lee nahm zwei Energys raus und stellte eine Dose vor Jay ab. Dieser öffnete diese und fing an zu trinken. "Mach doch etwas gegen sie?", Lee sah Jay an. "Nein, wozu denn... Wenn die Schule vorbei ist, bin ich alle los", Jay zuckte mit den Schultern. Er redete, auch wenn er es hasste. "Ach", Lee legte einen Arm um ihn.

"Du weisst nicht, ob die Schule Homophob ist, oder?", Lee sah Jay an. "D-Doch", stotterte Jay. Er war nervös. Weiss Lee es?, schoss es Jay durch den Kopf. "Hm, okay", Lee schwieg. Lee stand auf und zögerte. "Ich mache uns Chicken Nuggets, passt das?", er drehte sich zu Jay. Dieser nickte nur.

Lee nahm eine Pfanne raus und holte eine Packung Chicken Nuggets raus. Diese fing er dann an, in der Pfanne zu braten. Jay zögerte, stand dann aber auf. Lee machte Fried Rice dazu, weshalb er ständig am Kochherd stehen musste.

Jay lief zu Lee hin und zögerte wieder. Dann umarmte er ihn einfach von hinten. Lee musste lachen. Er kochte einfach weiter. Jay legte seinen Kopf auf Lees Schulter ab und zog sich näher an ihm ran. Er wusste nicht, warum er tat, aber er fand es angenehm.

Jay liess Lee los, welcher lächelte. "Tut mir leid?", murmelte Jay verwirrt. "Nein, es ist okay", lächelte Lee, welcher gerade mit Kochen fertig geworden war. Er stellte die Teller hin und setzte sich hin. "Das sieht lecker aus, Lee", lächelte Jay. "Ach, das ist nichts", lachte Lee.

"Finde ich schon, ich kann nicht mal kochen", kicherte Jay. "Für meine Freunde koche ich auch immer", kicherte Lee und sah Jay an. "Du hast übrigens echt schöne Augen", lächelte er schief. "Ich bin aber ein Junge", murmelte Jay und fing an zu essen.

"Ich weiss, aber man kann trotzdem sagen, was schön und was hässlich ist", grübelte Lee und fing auch an zu essen. "Ja schon, aber das hat noch niemand zu mir gesagt", Jay sah in Lees Augen. "Dann bin ich froh, es gesagt zu haben", lächelte Lee, "denn wer es abstreiten würde, wäre einfach neidisch auf dich, Jayie."

Glücksgefühle || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt