„Agent Walker nehme ich an?", Clare lächelte leicht und bleibt vor dem Mann stehen.
Der Angesprochene nickt und hält ihr seine Hand hin. Sein stechender Blick entgeht ihr dabei nicht. Höflich erwidert sie seine Geste.
„Und Sie sind Clarissa Lewis, nicht wahr? Nett Sie kennen zu lernen."
„Ebenfalls."
Die Agentin macht ein Schritt zurück, um etwas Distanz zwischen sie zu bekommen. Sie weiß zwar noch nicht ganz, was der Grund dafür ist, aber irgendetwas stört sie an diesem Mann und das ist nicht seine indirekte Arroganz. Clare schüttelt leicht den Kopf und betritt den Klassenraum. Sie ist in letzter Zeit wirklich paranoid geworden...
Als die schwarzhaarige Frau schließlich vor ihrem Pult steht, muss sie sich erst einmal laut räuspern, bevor die Schüler sie bemerken. Augenblicklich wurde es still.
„Eure Unaufmerksamkeit ist erschreckend. Wärt ihr gerade auf einer Mission, wärt ihr vermutlich jetzt tot."
„Aber Ms. Lewis", ihr Blick wandert langsam zu dem grinsenden Schüler, welcher fast direkt neben der Tür sitzt, „wir sind hier in einem Klassenzimmer, welches sich in einem Gebäude des Geheimdienstes befindet. Da ist..."
Ein Klicken.
Der junge Mann wird blass und seine Augen weiten sich. Sein Grinsen verschwindeter und er muss schwer schlucken. Keiner in dem Raum rührt auch nur einen Muskel und etliche halten die Luft an.„Mr. Walker, ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn Sie meinem Schüler keine entsicherte Waffe an den Kopf halten würden."
Clares Stimme ist ruhig, doch ihr Ton ist bestimmt. Der angesprochene Agent lacht und sichert wieder seine Pistole, bevor er sie wegsteckt.
„Tut mir Leid. Ich habe dies nur als perfekte Gelegenheit gesehen, diesen jungen Mann hier zu unterrichten."
Während er das ganze anscheinend sehr amüsant findet, ist Clare alles andere als erfreut. Sie fixiert Walker mit ihren fast schon grauen Augen.
„Erstens, das hier ist meine Klasse und ich bin ihre Lehrerin. Das Unterrichten könne Sie getrost mir überlassen. Zweitens, ihr Verhalten ist unverantwortlich. Sie können froh sein, wenn ich das nicht melde."
Der Agent hebt lachend die Hände und tritt neben Clare.
„Alles klar, ich bitte um Vergebung. Aber Sie müssen zugeben, unser Kumpel da drüben hat jetzt seine Lektion gelernt. Ich glaube, er wird nie wieder unachtsam sein."
Die junge Frau seufzt leise und lässt ihren Blick über ihre Klasse schweifen. Einer der Schüler scheint zu fehlen. Vermutlich ist er krank. Dann fängt sie an zu reden.
„Guten Morgen alle zusammen. Der Agent neben mir ist Michael Walker. Er wird meistens für Undercover-Missionen eingesetzt. Doch heute ist er hier, um euch etwas von seiner Arbeit zu erzählen. Hört gut zu und merkt euch seinen Tipps. Aber haltet trotzdem immer Hinterkopf, dass seine Erzählungen vielleicht aufregend und spannend klingen mögen, er dabei jedoch immer sein Leben riskiert. Vergesst nicht, wie ernst dieser Job ist."
„Reden Sie immer so?"
Verwirrt sieht Clare den Gast an, der sie belustigt betrachtet.
„Diese Ermahnungen und Ihre entmutigenden Worte. Sie machen ja unseren zukünftigen Kollegen schon Angst, bevor diese überhaupt ihren ersten Auftrag erledigt haben."
Die Agentin zieht eine Augenbraue hoch und antwortet:
„Es ist nun mal die Wahrheit und daran lässt sich nichts Beschönigen."
Ihr ist bewusst, dass Walker das ganze in eine sinnlose Diskussion verwandeln würde, weshalb sie von dem Pult wegtritt.
„Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich sagen, dass Sie nun beginnen sollten. Wir haben schon genügend Zeit vertrödelt."
Ihr Gegenüber nickt und richtet seine Aufmerksamkeit auf die Schüler.
Clare folgt der Erzählung nur mit halben Ohr. Sie konzentriert sich eher darauf, wie sich die Zuhörer verhalten und wie sie die dummen Vorstellungen, auf die Walker sie bringen wird, wieder aus ihren Köpfen vertreiben kann.
„Und dann war ich gefangen. Wäre ich in dem Raum gefunden worden, wäre meine Identität aufgeflogen. Natürlich hätte ich auch die Männer erschießen könne, aber das hätte zu viele komplizierte Folgen mit sich gebracht. Meine letzte Möglichkeit war das Fenster, doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich den Sprung nicht überlebe, war nicht gerade gering."
„Hätten Sie sich nicht auch in dem Schrank verstecken können?"
Lächelnd betrachtet der Agent die Schülerin.
„Stimmt, keine schlechte Idee. Doch auch diese Option besitzt ein großes Risiko."
Plötzlich wendet er sich zu Clare.
„Sie waren doch auch mal als Undercover-Agentin tätig. Wie hätte Sie sich entschieden?"1. Aus dem Fenster springen
2. Im Schrank verstecken
3. Unmöglich zu sagen.
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Prosecution-Treffen mit dem Tod (pausiert)
Mystery / ThrillerEine junge Agentin, die nach einem Vorfall dem Außendienst für immer Lebewohl gesagt hat, soll plötzlich der Mordkommission aushelfen. Der genaue Grund ist ihr unbekannt. Zusammen mit ihrer Freundin und ihrem neuen Partner versucht sie die Täter der...