Schnell richtet sie sich auf. Zum einen hat sie gerade keine Lust irgendjemand zu treffen und zum anderen schreit alles in ihr, sich in Sicherheit zu bringen. Ihr ist es heute bereits schon mal aufgefallen, aber sie ist echt paranoid geworden. Obwohl das für eine Agentin nichts ungewöhnliches ist...
Langsam und möglichst leise zieht Clare sich weiter in die Dunkelheit des Seitengangs zurück. Unbewusst legt sie ihre Hand auf ihre Waffe. Sie hätte nicht gedacht, dass sie diese zweimal an einem Tag nutzen würde.
Der Hall der Schritte kommt immer näher. Die Agentin nimmt die Pistole aus der Gürteltasche und presst sich an die Wand. Dann verharrt sie in dieser Position, atmet so leise und ruhig wie möglich. Mittlerweile sind die Schritte ganz nah. In Clares Kopf rattert es. Die Person trägt wahrscheinlich flache Schuhe, die Abstände zwischen den Schritten lässt auf jemand großes schließen. Zudem sind diese schwer, als vermutlich ein Mann.
Jeder Muskel in ihrem spannt sich an. Sie weiß selber nicht, warum sie so argwöhnisch reagiert. Sie ist schließlich nicht auf irgendeiner Mission, sondern im Ausbildungszentrum des Geheimdienstes. Doch obwohl sie sich das zuredet, kann sie die Angst, die sich in ihr breit macht, nicht unterdrücken.
„Agent Lewis?"
Clare zuckt zusammen. Sie betrachtet den Mann im Hauptgang, der sich suchend umsieht. Anscheinend hat er sie noch nicht bemerkt. Eigentlich sollte sie jetzt Erleichterung spüren, doch das ist nicht der Fall. Stattdessen bleibt sie an der Stelle stehen wo sie ist und macht kein Geräusch.
„Wo sind Sie denn nur?", hört Clare den Mann murmeln, bevor dieser weitergeht.
Auf eine Suchmission sollte man ihn nicht schicken, er ist nicht gerade gut in sowas. Kopfschüttelnd entspannte sich die Agentin und steckt ihre Waffe weg. Erst jetzt bemerkt sie, dass sie leicht zittert. Was ist bloß mit ihr los?
Seufzend bückt sie sich und zieht ihre hohen Schuhe aus. Sie will hier weg und das möglichst ohne bemerkt zu werden. Barfuß schleicht sie zurück, immer mal wieder bleibt sie stehen und horcht auf die Schritte. So schafft sie es wirklich ohne gesehen zu werden aus dem Trakt in die Haupthalle. Zu ihrer Überraschung ist diese leer, nur eine rothaarige Frau steht hinter den Tresen und tippt etwas in ihren Computer. Als Clare die Halle betrat sieht sie auf. Ihre Augen weiten sich. Sofort verlässt sie ihren Arbeitsplatz und rennt auf die Agentin zu.
„Clare! Dir geht es gut! Als du so plötzlich verschwunden bist, habe ich mir solche Sorgen gemacht. Walker ist dir zwar hinterher, aber er ist immer noch nicht zurück. Hast du ihn nicht getroffen?"
Jetzt erst scheinen ihr die Schuhe und die verschwitzte Stirn ihrer Freundin aufzufallen.
„Clare, alles okay?"
Die Angesprochene schweigt, als ein schmerzhaftes Pochen von ihrem Arm ausgeht.
„Das Adrenalin hat wohl nachgelassen..."
Die Sekretärin scheint erst verwirrt zu sein, doch dann fällt ihr Blick auf Clares Arm.
„Du hast es immer noch nicht verarzten lassen?!"
Ohne auf die Antwort der anderen zu warten, zieht sie diese durch die Halle.
„Clark! Übernimm mal kurz meine Platz! Ich muss kurz was erledigen!", rief sie laut und verschwindet dann mit ihrer Freundin im Gang zur Krankenstation.
Ohne zu Klopfen stürmt sie in den großen Raum und eine Ärztin dreht sich erschreckt um.
„Ms. Martins. Sie können nicht einfach..."
Ihr Blick fällt auf Clare und sie bricht ab. Schnell eilte sie zu Vanessa und half ihr die Agentin auf einen Stuhl zu ziehen.
„Ich hab Sie bereits erwartet. Wo waren Sie so lange?"
Mit vorwurfsvollem Blick behandelt die Ärztin die Wunde. Clare schweigt weiterhin.
„Clarissa Lewis, sag uns endlich, was du getrieben hast."
Die Stimme der Sekretärin erlaubte keine Widerrede und die Verletzte hat im Moment keine Kraft, sich mit ihr zu streiten.
„Der Vorfall hat Erinnerungen hoch gebracht, die ich eigentlich vergessen wollte. Ich brauchte nur etwas Zeit für mich, das ist alles."
Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Walker betritt den Raum.
„Endlich habe ich Sie gefunden. Wie geht es Ihnen?"
Unwirklich spannt sich alles in Clare wieder an. Sie kann diesen Typen einfach nicht leiden. Lag es daran, dass er ihm einfach zu sehr ähnelt?
Den beiden anderen Frauen entging Clares Anspannung nicht, doch bevor irgendjemand etwas sagen kann, wird nun zum dritten Mal die Tür mit Schwung geöffnet.
„Das hier ist ein verdammtes Krankenzimmer und keine Versammlungshalle!"
Die Ärztin ist nun so richtig genervt. Doch als sie erkennt, wer den Raum betritt, werden ihre Züge wieder weicher.
„Tut mir Leid, Mrs. Moore, aber ich muss mit meiner Agentin sprechen."
Der Chef des Ausbildungszentrum kommt auf Clare zu und betrachtet sie ausdruckslos. Dann sagt er etwas freundlicher:
„Das war gute Arbeit vorhin. Auch wenn Sie sich zurück gezogen haben, haben Sie es immer noch drauf. Ohne ihre Hilfe hätte es vielleicht mehr Verletzte oder sogar Tote gegeben. Ich finde es eine Verschwendung, wenn sie die ganze Zeit hier herum lungern. Und anscheinend sehen es die Bosse über mir genauso."
Clare zeigt es nicht, doch sie ahnt schon schlimmes.
„Deshalb wirst du wieder in den Außendienst versetzt."
Der Ex-Agent hält inne, um auf Clares Reaktion zu warten. Doch diese schließt einfach nur die Augen und schweigt. Ihr Chef sieht sie nachdenklich an und redet dann weiter:
„Natürlich wirst du nicht sofort wieder als Geheimagent arbeiten, sondern wirst der Kriminalpolizei bei ihrer Arbeit helfen."
Jetzt sieht Clare überrascht auf. Sie starrt in die Augen von Hughes, um irgendein Hinweis auf einen Scherz zu finden. Doch da ist nichts. Es ist also wirklich sein Ernst...1. Sie akzeptiert die Entscheidung einfach ohne Widerrede.
2. Sie gibt keinen Hinweis, ob sie zustimmt oder nicht, sondern will erst einmal den Grund wissen.
3. Sie lehnt die Entscheidung ab und sagt das dem Boss auch.
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Prosecution-Treffen mit dem Tod (pausiert)
Mistério / SuspenseEine junge Agentin, die nach einem Vorfall dem Außendienst für immer Lebewohl gesagt hat, soll plötzlich der Mordkommission aushelfen. Der genaue Grund ist ihr unbekannt. Zusammen mit ihrer Freundin und ihrem neuen Partner versucht sie die Täter der...