Kapitel 2

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Eren

Ich verstand es einfach nicht. Was machte ich falsch? Ich habe die ganzen letzten Tage stundenlang abwechselnd mit Mikasa, Armin, Connie und Jean geübt, habe sogar Hanji verzweifelt um Rat gefragt, wie ich stärker werde. Sie besiegt den Hauptgefreiten ja sogar im Schlaf wenn es drauf ankommt, aber nicht  einmal ihre Ratschläge, für die ich die ganze Nacht bei ihr verbracht habe, da es echt viele gewesen sind, halfen mir im Kampf gegen Levi. Immer und immer wieder lag ich am Boden und der Hauptgefreite machte mich fertig. »Du bist wirklich ein Nichtsnutz, Eren.« »Was macht jemand so schwaches eigentlich bei den Soldaten? Dir wäre vermutlich sogar die Arbeit eines Bäckers zu anstrengend!« »Hast du überhaupt irgendwas drauf, außer diesen Titanenscheiß?« Solche Dinge bekam ich die ganze Zeit zu hören und dann lässt er mich auf dem Trainingsplatz zurück. Man sah es ihm in seinen Augen an, dass er jedes einzelne Wort ernst meinte. Frustriert lag ich in meinem Bett und dachte nach. Wenn ich nicht diese Titannummer drauf hätte, wäre ich dann jemals im Aufklärungstrup aufgenommen worden? Vermutlich nicht. Hätte ich diese Kräfte nicht wäre ich schon längst gestorben, als ich damals Armin aus dem Rachen des Titans gezogen hatte. Also bin ich ohne diese Kräfte tatsächlich nutzlos. Ich sollte vielleicht anfangen auf eigene Faust zu trainieren und besser zu werden! Genau! Dachte ich und stand auf. Ich zog mich an und packte mir etwas für unterwegs ein. Draußen, hinter der Mauer Rose müssten genug Titanen zum trainieren sein. Wenn ich wirklich zu Nichts zu gebrauchen bin gehe ich dabei drauf und vielleicht ist das letztlich sogar am besten so. Fest entschlossen verließ ich mein Zimmer und ging leise die Treppen hinunter. Die Leute vom Aufklärungstrup hatten die miese Angewohnheit sich einen sehr leichten Schlaf anzugewöhnen und dann könnte sie eine Maus auf zehn Meter Entfernung durch ein kleines Niesen aufwecken. Ich lief langsam und leise die Treppe hinunter und schlich im Erdgeschoss durch den Flur. Hier irgendwo war das Zimmer vom Hauptgefreiten. Die anderen aus dem Aufklärungstrup hatte ja schon einen leichten Schlaf, aber bei ihm hatte ich Glück wenn er überhaupt schlief. Ich glaubte, dass Zimmer des Hauptgefreiten war direkt neben dem Eingang. Na ganz Super... Leise versuchte ich mich zur Tür zu schleichen, hatte auch schon den Türknauf in der Hand, als die Tür neben mir plötzlich geöffnet wurde und Levi mies gelaunt wirkend neben mir stand. »Und was soll das werden wenn es fertig ist, Jeager?« fragte er und ich schaute ihn ertappt an. Er trug eine schlichte schwarze Jacke, darunter ein Hemd und eine schwarze Hose. Es war das erste Mal, dass ich ihn nicht in der Uniform des Aufklärungstrups sah. Außerdem sah er müde aus. Im schlimmsten Fall hatte er tatsächlich Mal Schlaf gefunden und ich habe ihn geweckt. Ich bin am Arsch, wenn es so ist. »Oh! Hauptgefreiter! So spät noch wach? Haha... Was ich mache? Ähm...ich gehe spazieren- oder so?« stammelte ich nervös vor mich hin und Levi hob skeptisch die Augenbrauen. »Also erstens Mal geht es dich rein gar nichts an, um wie viel Uhr ich noch wach bin, kleiner. Und zweitens:« er packte mich am Kragen und zog mich grob aus dem Haus. An der Türschwelle ließ er mich abrupt los und ich verlor das Gleichgewicht, stürzte und landete im Dreck. »wenn du denkst ich bin dumm oder so, dann Versuch ruhig weiter an deiner lächerlichen Ausrede festzuhalten. Aber vertrau mir, ich erkenne eine Lüge mit geschlossenen Augen bei Sturm und Regen, also denk garnicht erst daran mich zu belügen, das könnte böse für dich enden.« ich rappelte mich auf und sah den Hauptgefreiten ernst an. Wenn er es so wollte! »Ich wollte hinter die Mauer! Das Training mit ihnen funktioniert aus irgendeinem Grund nicht bei mir und ich bin es langsam sowieso leid von ihnen rumgeschubst und als nutzlos beschimpft zu werden! Wenn ich so nutzlos bin wie ihr behauptet, dann werde ich da draußen sterben! Lieber gebe ich nicht auf und sterbe bei dem Versuch besser zu werden als hier zu bleiben, wo ich sowieso nur am Rande des Versagens auf sämtlichen Ebenen stehe!« ich hielt den Blick gesenkt. Er war mit Sicherheit wütend, weil ich ihn so angeschrien hatte. Ich sah es schon vor mir, wie er mich wieder verprügelt und dann wahrscheinlich wieder als nutzlosen Idioten im Dreck liegen zu lassen. Plötzlich hörte ich ein schallendes Geräusch. Es klang wie ein Lachen und das direkt vor mir. Verwirrt sah ich auf und erstarrte. Der Hauptgefreite... Lachte? Er hatte die Augen zugekniffen und hielt sich vor lachen den Bauch. Es war ein lautes und ehrliches Lachen, was ich zuvor bei Levi nie gesehen oder auch nur davon gehört habe, dass er Mal so gelacht haben soll. Ich war erschrocken. Wieso lachte er denn auf einmal? Lachte er mich aus? Lachte er wirkliche darüber, dass ich es leid war mich unterkriegen zu lassen? »Ähm... Hauptgefreiter?« sprach ich ihn zögerlich an und er hörte tatsächlich auf zu lachen. Seine Mine wurde wieder ernst und er sah mich kalt an. »Weißt du Eren,« er machte einen Schritt auf mich zu, griff mich am Kragen und schubste mich zu Boden. »Der Trick dabei zu gewinnen, liegt nicht nur dabei es immer wieder zu versuchen,« er holte aus und trat mir in den Bauch, ich keuchte auf und krümmte mich zusammen. »sondern darin, es auch zu wollen!" In diesem Moment stürzte er sich auf mich und fing an auf mich einzuschlagen. Ich wehrte mich so gut ich konnte, wich aus und versuchte zurück zu schlagen, doch dazu ließ er mir keine Chance. Plötzlich zog er ein Messer aus seiner Hosentasche und richtete es mich. Vor Panik begann mein Herz schneller zu schlagen und ich reagierte wie aus Reflex als er mit dem Messer zu stechen wollte. Ich packte sein Handgelenk und drückte seinen Arm zurück. Ich konnte in diesem Moment nicht unterscheiden ob er ernst machte oder ob das nur Training für mich war, aber egal wie ich durfte nicht verlieren. Heute nicht! Als er nur ganz kurz an Kraft nachließ, nutzte ich die Chance und verdrehte ihm den Arm, bis er das Messer fallen ließ, dann stieß ich ihn von mir setzte mich auf ihn und wollte gerade zuschlagen, aber ich hielt inne. Ich konnte nicht. Wieso konnte ich ihn nicht schlagen? Plötzlich setzte er ein zufriedenes Lächeln auf und nickte. »Siehst du. Es klappt doch ganz wunderbar, wenn du es wirklich willst.« meinte er und setzte sich auf. Irgendwie war das hier ein wenig falsch! Wie ich hier auf seinem Schoß saß und sein Gesicht war meinem auf einmal viel zu nah. Meine Wangen erhizten. Schnell stand ich auf und nahm etwas Abstand, hielt ihm meine Hand hin und half ihm auf die Beine. »Denk bitte daran morgen pünktlich zu sein. Ich hasse es warten zu müssen und wasch dich vorher! Du bist ganz dreckig.« damit ging er wieder ins Haus und ich sah ihm nur verdutzt hinterher. Er war doch selbst total dreckig!

Truth (LevixEren)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt