Kapitel 51

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Eren

Es war bereits Tage, wenn nicht sogar schon gute zwei Wochen her, dass ich von Berthold und Reiner geschnappt und eingesperrt wurde. Sie hatten sich in den Kerkergewölben von Shiganshina eingenistet und mich in eine der für Verbrecher vorgesehenen Zellen gesperrt, was es nun zum vierten Mal macht, dass ich in einer Zelle vor mich hin gammelte. Den ganzen Tag über sagte ich kein Wort. Ich saß schweigend in einer Ecke der Zelle, rührte nichtmal das Essen an und wartete darauf zu verhungern, was sich als Titanenwandler als ausgesprochen schwer rausgestellt hatte. Scheint ganz so, als würde mein Körper nicht nur Wunden heilen, sondern mich auch vor schnellem verhungern bewahren. Hanji wäre begeistert von dieser Entdeckung. Ich wünschte fast ich könnte ihr davon erzählen... Dann fiel mir aber ein, dass Hanji keine Theorie Wissenschaftlerin war, sondern an die Praxis glaubte, was bedeutete, dass sie mich als Versuchskaninchen für Operation 'Wie lange überlebt ein Titanenwandler ohne Essen?' nutzen würde und darauf konnte ich gut verzichten, weshalb ich mich dazu entschied es ihr lieber nicht zu erzählen, auch wenn die Chance sie je wieder zu sehen praktisch bei null Prozent lag. Sie, meine Freunde und Levi... Ich würde sie vermutlich alle nie wieder sehen. Und dass alles nur, weil ich einmal an die Aufrichtigkeit eines Menschen glauben wollte. Ich habe wirklich geglaubt, dass Lisa mir die Wahrheit gesagt hat und dass ihre Geschichte war ist. Obwohl, ihre Geschichte war vermutlich schon wahr, nur der Grund warum sie mich her gelockt hat nicht. Sie wollte nicht mit mir Reiner und Berthold besiegen und ihre Familie zurück zu bekommen, sondern mich an sie ausliefern. Ich bin so ein Idiot... Ich hätte auf Levi hören sollen. Statt bei ihm in seinen Armen zu liegen, von der Wärme seines Körpers umhüllt, saß ich hier auf einem kalten Steinboden in einer Zelle, fror und wartete darauf, dass noch irgendetwas mit mir passierte. Wieso lebte ich überhaupt noch? Sobald Reiner und Berthold mich festgenommen hatten war ich davon ausgegangen, dass sie mich töten würden. Warum also? Wieso behielten sie mich am Leben? Sollte ich gar nicht sterben? Ich verstand es nicht. In der ganzen Zeit die ich bisher hier eingesperrt war, hatte auch keiner von ihnen etwas zu mir gesagt. Sie brachten mir abwechselnd morgens und abends etwas zu essen holten den nicht angerührten Teller dann später wieder ab, allerdings ohne ein Kommentar abzugeben. Es schien sie nichtmal zu kümmern, dass ich nicht aß. Vermutlich wussten sie, dass ich längere Zeit ohne essen klar kam. Sie sind schließlich auch schon sehr lange hier draußen. Wie viel essen können sie hier schon haben? Hier war ja nichts mehr. Kein Vieh, alle Felder waren tot getrampelt oder eingegangen und Vorräte aus den Häusern sind bereits seit Jahren vergammelt.
An diesem Nachmittag wartete ich schon seit mehreren Stunden darauf, dass einer der beiden mir mein Frühstück brachte, dass ich im Endeffekt sowieso nicht essen würde, aber sie kamen nicht. Hatten sie es aufgegeben mir essen zu bringen? Das machte natürlich Sinn, nachdem ich diese Geste zwei Wochen lang mit Füßen getreten hatte, aber wollten sie nicht mal nach mir sehen? Ich verbrachte Stunden damit darauf zu warten, dass einer der beiden kam. Stundenlang tiegerte ich in meiner Zelle auf und ab, sah ab und zu zwischen den Gitterstäben nach draußen, aber sie kamen einfach nicht. Waren sie etwa weg? Nein. Sie wären nicht dumm genug mich hier alleine zu lassen, wissend, dass ich ihnen ohne Probleme entwischen könnte, wenn ich es wollte. Sie konnten nicht weit weg sein. Lisa war bestimmt auch noch hier irgendwo. Ich wette, dass sie wirklich es einfach nur aufgegeben hatten nach mir zu sehen.
Eine Stunde später lief ich an der Zellentür auf und ab und wurde langsam wirklich nervös. Wo waren diesen verdammten Arschlöcher denn? Ich griff nach den Stangen der Zellentür und presste mein Gesicht so weit dagegen, sodass ich so viel wie möglich des dunklen Ganges sehen konnte. »Hey!! Reiner! Wo steckt ihr Mistkerle?! Seid ihr verreckt?!!« meine Stimme schallte den Gang runter und darauf folgte nichts als Stille. Frustriert knurrte ich und löste mich von den Gitterstäben, als plötzlich die Tür zum Gang geöffnet wurde. Ich wich in der Zelle ein Stück zurück. Schritte kamen auf meine Zelle zu und es klang, als wären es zwei Leute. Als sie vor der Zelle standen, wurde ich von dem hellen Licht der Zelle geblendet und wandte genervt die Augen ab. Die eine Person war sehr groß, weshalb ich vermutete, dass es Berthold war. Er schloss die Tür zu meiner Zelle auf, öffnete sie und stieß seinen Begleiter grob zu mir in die Zelle. Es war ein Mann. Er stürzte schwach zu Boden und blieb einen Moment liegen. »Hier ein bisschen Gesellschaft für dich.« Sagte Berthold und verschwand dann wieder Richtung Tür. Die Tür schloss sich und bis auf unsere Atmung war wieder alles ruhig. Der Mann rappelte sich langsam auf und als er mich an blickte, blieb mir der Atem im Hals hängen. »Levi?!« der schwarzhaarige blickte mir mit seinen grauen Augen entsetzt entgegen und bevor er reagieren konnte, lief ich auf ihn zu, ging vor ihm auf die Knie und nahm ihn fest in die Arme. »Eren-« »Ich hab dich so vermisst!« Es bildeten sich Tränen in meinen Augen und sie fingen an mir in Strömen über die Wangen zu laufen. Ich hatte gedacht ich würde ihn nie wieder sehen, dass das letzte was ich von ihm sah sein besorgter und enttäuschter Blick war, als ich Lisa mehr vertraut hatte als ihm. Ich hätte einfach auf ihn hören sollen. Levi ließ mich ihn eine Weile einfach nur halten und sagte nichts. Er hatte sanft seine Arme um meine Schultern gelegt und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Es half mir mich wieder zu beruhigen und als ich aufhörte zu weinen, blickte ich ihn schuldbewusst an und senkte dann den Blick. »Es tut mir so leid-« »Sag das nicht, ich hätte dich aufhalten müssen. Ich habe dich gehen lassen, also trage ich mit Schuld.« wir lösten uns voneinander und ich setzte mich wieder in meine übliche Ecke der Zelle. Levi lief die Zelle ein paar Mal ab und sah sich alles genau an. Er versuchte durch die Gitterstäbe etwas erkennen zu können was sich im Flur befand und seufzte dann frustriert. »Sieht nicht besonders gut aus.« meinte er dann und ich senkte wieder den Blick. »Bist du alleine gekommen?« fragte ich und er gab ein verneinendes »Mhmh« von sich. »Der halbe Aufklärungstrup ist mir gefolgt um dich Vollpfosten aus der Patsche zu holen.« er versuchte mich damit aufzumuntern, dass er mir gemeine Namen gab, wie er es immer tat, als Zeichen, dass er nicht sauer war, aber es half nicht. All meine Freunde waren in Gefahr. Der Mann den ich liebte und auch seine Freunde konnten sterben, weil ich einer Fremden mehr geglaubt hatte als ihm. Ich war so ein Idiot. Levi bemerkte, dass er mich nicht aufmuntern konnte und ging vor mir in die Hocke. Er griff mich beim Kiefer und zwang mich ihn anzusehen, während er mir einen strengen Blick zu warf. »Gibst du etwa gerade auf, Bengel?« fragte er und ich zuckte mit den Schultern. »Was bleibt mir anderes übrig? Wir sind verloren.« »Wir finden einen Weg. Es gibt immer einen Weg, ich muss ihn nur noch erkennen, okay? Wir kommen hier lebend raus und gehen dann zurück nach Trost.«


Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, dass was neues kommz🙏die Blockade sitzt irgendwie sehr tief und selbst wenn ich motiviert bin zu schreiben, kommt nix dabei raus😭😭
Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel ✨

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 18, 2022 ⏰

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