Mom fuhr uns zu Isaac, wo wir unseren Einkauf in der Garage abluden. Wir hatten ursprünglich geplant heute schon die Schaukeln zu bauen, doch Mom meinte, ich solle mich für den Rest des Tages ausruhen. Also verabredeten wir uns für morgen und ich fuhr nach Hause. Erst, als ich ausgestreckt auf meinem Bett lag, merkte ich, wie ausgelaugt ich durch den Weg durch den Baumarkt war und ich war dankbar, dass ich jetzt keine 15 Schaukeln mehr zusammenbauen musste.
Ich checkte gerade meine E-mails, als Dad mich zum Abendessen rief. Es gab Reis mit Curry, doch mein Appetit hielt sich in Grenzen. Meine Eltern unterhielten sich darüber, wieso Weihnachten im Sommer gefeiert werden sollte, doch ich folgte ihrem Gespräch nur mit halbem Ohr. Als alle ihre Teller geleert hatten, schaute wir gemeinsam noch eine Folge Antm und dann ging ich ins Bett, wo ich sofort in einen tiefen Schlaf verfiel.
Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut brennen. "Ich liebe dich, Hazel Grace.", flüsterte er leise mit bedacht. Aus seinem Mund klang der Name, wie eine säuselnde Melodie. Ich schaute zu ihm auf und als sein Blick Meinen traf, blieb die Welt, die sich zuvor immer und immer schneller um mich gedreht hatte, schlagartig stehen. Alles verstummte. Es schien, als hielte die Welt den Atem an. Als wären wir auf einer Bühne in einer wichtigen Szene und alle Blicke seien auf uns gerichtet. Es gab nur Augustus und mich. Alles andere schien auf einmal so belanglos. Er hob die Hand, ohne seinen Blick von mir zu lösen, und strich mir sanft über die Wange. Ich fühlte mich, wie aus Porzellan, so behutsam waren seine Berührungen. "Ich liebe dich auch, Augustus Waters." Allein seinen Namen auszusprechen ließ mein Herz einen Sprung machen. Ich hatte Angst, dass meine Beine unter mir zusammenbrechen könnten, wie morsche Äste, weshalb ich an Augustus Schultern Halt suchte. Er schlang seine Arme um meine Taille und ich lehnte meinen Kopf an seine Brust, atmete den Geruch seines T-Shirts ein und lauscht dem regelmäßigen Takt seines Herzens. Hier fühlte ich mich geborgen, als könnte nichts auf der Welt mir etwas anhaben. Sogar der Krebs erschien mir nebensächlich. Der Griff um meine Taille wurde enger, fester. Ich bekam
weniger Luft, als ich sowieso schon bekam und ich spürte, wie meine Lungen zusammengedrückt wurden. Ich versuchte mich durch Winden zu lockern, doch sein Arme hatte mich fest umschlungen und schnürten sich nun noch fester zusammen. Das Atmen fiel mir zunehmend schwerer. "Gus, bitte. Ich bekomme keine Luft mehr." Doch er drückte nur noch fester zu. Ich schaute zu ihm auf. Sein zuvor noch liebevoller Blick war der kalten Miene gewichen, die er nun trug. Doch da war noch etwas, was in seinen Augen schimmerte: Mitleid. Als würde er mich garnicht ersticken wollen. "Es tut mir so leid.", sagte er bedauernd, doch machte keine Anstalten mich aus seinem Griff zu lösen. Ich wurde nur noch enger an ihn gepresst. Panik stieg in mir hoch. Ich schnappte verzweifelt nach Luft, versuchte mich aus seinen erstaunlich starken Armen zu befreien. Mein Blickfeld verschwamm. Ich blickte noch einmal zu Gus auf und sah, wie er mit den Tränen kämpfte. "Bitte!", presste ich mit dem Rest Luft in meiner Lunge heraus. Ich sah schwarze Punkte vor meinem Auge tanzen. "Ich leuchte, wie ein Weihnachtsbaum, Hazel Grace.", sagte er nun in dem selben Tonfall, wie er es damals in Amsterdam zu mir gesagt hatte. Mir wurde übel. "Das ist nicht fair. Es ist so unglaublich unfair.", bekam ich hervor. Ich hatte keinen Einfluss darauf, was ich sagte. Es schien, als würden die Worte, wie von selbst aus meinem Mund fallen. "Die Welt ist keine Wunscherfüllmaschine.", gab er daraufhin zurück. Es war, als würde ich das Gespräch, was ich mit Augustus hatte, in dem er mir von seiner Diagnose erzählt hatte, noch einmal durchleben. Ich bekam keine Luft mehr und ich konnte nicht sagen, ob von der Panik, die sich in mir breit machte, oder von der Kraft, die Gus auf meine Lungen ausübte. Doch das Lezte, an was ich mich erinnern konnte, war Gus' tränenüberströhmtes Gesicht.
Als ich unter meiner warmen Decke in meinem gewohnten Bett aufwachte war Augustus weg. Der Druck auf meinen Lungen war noch immer geblieben. Ich rieb mir über die Augen und merkte, dass sie feucht waren. Ich muss geweint haben, denn jetzt erst bemerkte ich Mom, die in ihrem hellblauen Seidennachthemd und verwuschelten Haaren im Türrahmen stand. Sie atmete schwer, als wäre sie die
Treppen in mein Zimmer hoch gerannt. "Alles in Ordnung, Maus?", fragte sie, als sie sich neben mich auf die Bettkante setzte. Ich nickte und ließ mich zurück in den Schutz der Kissen sinken. "Ich hab dich weinen gehört. Ist wirklich alles gut?" Ich nickte und wischte mir erneut übers Gesicht. "Nur wieder so ein Traum.", fügte ich hinzu. Mom strich mir eine meiner kurzen Strähnen aus der Stirn. "Es ist vorbei.", sagte sie und versuchte ein aufmunterndes Lächeln zu Stande zu bringen. Doch das war eine Lüge. Es würde niemals enden. Ich war in diesem Traum gefangen.
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Pain demands to be felt ~ Fanfiction "Das Schicksal ist ein mieser Verräter"
Fanfiction!!!VORSICHT SPOILER!!! Ein Mensch ist erst dann tot, wenn er vergessen wird. Und ich habe Augustus Waters nicht vergessen. Und das werde ich auch nie. Er war meine 10. Und eine 10 vergiss man nicht. Es ist nun schon einige Monate her, dass Augustus...