Sorry Leute, dass so lange nicht mehr von mir kam, aber ich hatte irgendwie eine kleine Schreibblockade...aber jetzt läuft es wieder und das nächste Kapitel ist bereit gelesen zu werden. ;)
Wir setzten uns auf zwei alte Gartenstühle, die in der Mitte der staubigen Garage standen. Der rote Golf, der zuvor an dieser Stelle gestanden hatte, parkte nun vorübergehend am Straßenrand. Staubpartikel tanzten in den Lichtstreifen, die durch das vergilbte Fenster fielen und Muster auf den grauen Boden malten. Die Wände waren mit Gerümpel und Kisten vollgestellt und ich fragte mich, was sich wohl in ihnen befand. Vor uns stand ein kleiner Holztisch auf dem unsere Einkäufe lagen. Ich nahm mir ein Holzstück und wog es mit der Hand ab. Es war schwerer, als erwartet und ich legte es wieder hin. "Wir nehmen uns eine Holzplatte und bohren vier Löcher in die Ecken und stecken die Schaukelhaken hinein. Dann müssen wir nurnoch das Seil befestigen und
fertig!", erklärte mir Isaac auf die Frage, wie man denn nun diese Schaukeln baue. Ich griff nach dem Bohrer, den ich bevor ich vorhin schnell eingepackt hatte, und fing an Löcher in das Holz zu bohren. Ich hatte über die Jahre einige handwerkliche Erfahrungen von meinem Vater gelernt und tat mich damit nicht schwer. Die Bohrmaschine rüttelte in meiner Hand und ich hatte Mühe sie gerade zu halten. "Fertig!", verkündete ich stolz, als das Brummen der Maschine verklang. Ich schaute zu Isaac, der gerade nach den Haken tastete. Als er einen zu greifen bekam, legte ich ihm die Holzplatte zwischen die Finger und nach einigen Versuchen fedelte er die Haken mit so einem Feingefühl in die Löcher und befestigte sie mit einer Mutter, dass ich fast vergessen hätte, dass er blind war. Ich hatte mal gehört, dass die Sinne eines Blinden ausgeprägter seien sollen, als die eines Sehenden. Ob das bei Isaac wohl auch so wahr? Konnte er vielleicht das Holz auf eine viel intensivere Weise riechen, als ich es jemals können würde? Ich dachte darüber nach, wie es wohl sein mag blind zu sein, während ich eine Platte nach der anderen durchlöcherte und Isaac sie gekonnt mit Haken versehte. "Wie ist es blind zu sein?", fragte ich ihn. Er zögerte einen Moment. "Man gewöhnt sich dran. Aber toll ist es nicht." Mir fiel auf, wie albern und unspezifisch diese Frage klang, also setzte ich nach: "Ich meine, was siehst du?" Er überlegte, als wüsste er nicht, wie er diese Frage beantworten sollte. "Garnichts." "Wie wenn du deine Augen schließt?", hakte ich nach. "Nein. Wenn du die Augen schließt, siehst du schwarz, schwarz ist eine Farbe und Farben kann ich nicht wahrnehmen. Ich sehe das, was du mit deinem Ellenboge siehst - garnichts." Ich versuchte mir vorzustellen, was er meinte, doch es war mir beinahe unmöglich. "Vermisst Du etwas ganz besonders?" Er schraubte eine Mutter auf den Haken. "Es gibt vieles, was ich gerne wieder sehen würde. Und es sind nicht unbedingt die großen Dinge, die einem fehlen. Manchmal sitze ich einfach nur draußen im Garten und wünschte mir noch einmal ein Gänseblümchen sehen zu können. Aber das kann ich nicht. Ich spüre ihre Blütenblätter zwischen meinen Fingerkuppen entlangstreifen, jedoch kann ich sie nie wieder sehen. Was würde ich geben, um noch einmal einen Schmetterling, einen Baum, so banale Dinge, wie eine Fernbedienung, meine Mutter und dich wieder sehen zu können." Die Luft zwischen uns wurde dicker und Isaacs melancholischer Gesichtsausdruck trübte die Stimmung. "Sei froh, dass Du mich im Moment nicht siehst. Meine Haare sehen aus, wie ein Vogelnest.", lachte ich, um die Stimmung wieder zu heben. Ein Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. "Sogar das würde ich jetzt gerne sehen. Ich habe Angst zu vergessen, wie die Welt um mich herum aussieht. Alles in meiner Erinnerung entspringt nur einem Bild, was mit der Zeit immer blasser wird. Ich weiß noch nicht einmal mehr, ob deine Nase breit oder schmal ist. Kannst Du dir das vorstellen?" Ich hatte den Bohrer weggelegt und konzentrierte mich nurnoch auf seine Worte. "Nein. Das kann ich nicht. Und meine Nase ist schmal."
Als wir alle Holzplatten durchlöchert, mit Schaukelhaken und Seilen versehen hatten, stand die Sonne tief über dem Horizont und tauchte den Raum in ein rötliches Licht. Isaacs Mutter hatte uns zwischendurch ein paar Tacos hingestellt, die wir hungrig gegessen hatten.
Mein Handy vibrirte in meiner Hosentasche und eine eintönige Melodie drang durch den Stoff meiner Jeanshos Es war Mom. Ich zögerte einen Moment, hebte dann allerdings ab. Ihr Stimme klang aus dem Gerät ungewohnt blechern und laut. "Wo bist du?" Ihr Tonfall klang besorgt. "Bei Isaac. Hat dir Dad nichts gesagt?" Sie seufzte erleichtert auf. "Dein Vater musste kurzfristig auf Arbeit und als ich von meinem Workshop nach Hause gekommen bin war niemand da. Hazel, ich hab mir solche Sorgen gemacht." Meine Mutter war so überfürsorglich, dass es einem manchmal die Augen verdrehen konnte. "Wo hätte ich denn sein sollen? Mit der Sauerstoffflasche komme ich ja wohl nicht weit." Darauf wusste sie keine Antwort. "Wann kommst Du nach Hause?" Ich überlegte einen Moment. "In einer Stunde sollten wir fertig sein." Wir hatten beschlossen die Schaukeln morgen aufzuhängen und heute einen Plan zu erstellen, wo wir sie platzieren sollten. "Ich hol dich dann ab.", verabschiedete sie sich und ich steckte das Handy wieder ein. "Wie haben eine Stunde.", verkündete ich. "Das sollte reichen.", gab er zurück. Ich verließ die Garage über eine Hintertür, die direkt ins Haus führte und kam mit einem Stadtplan unseres Viertels und einem roten Stift wieder. Wir markierten alle öffentliche Orte, an denen das Aufhängen der Schaukeln möglich wäre mit einem Kreuz.
Als wir fertig waren, lehnte Isaac sich zufrieden in seinem Gartenstuhl zurück. Ich tat es ihm gleich. Ich war erschöpf, doch es war eine gute Erschöpfung. Eine Erschöpfung die einen daran Erinnert etwas geschafft zu haben. Und ich hatte an diesem Tag etwas großes, bedeutungsvolles geschafft.
DU LIEST GERADE
Pain demands to be felt ~ Fanfiction "Das Schicksal ist ein mieser Verräter"
Fanfiction!!!VORSICHT SPOILER!!! Ein Mensch ist erst dann tot, wenn er vergessen wird. Und ich habe Augustus Waters nicht vergessen. Und das werde ich auch nie. Er war meine 10. Und eine 10 vergiss man nicht. Es ist nun schon einige Monate her, dass Augustus...