"Lass mich deine Träne reiten übers Kinn nach Afrika wieder in den Schoß der Löwin wo ich einst zuhause war"
Eine kräftige Hand ruhte an Maddies Hüfte als sie den Club verließen, hatten sich zuvor noch von Paul und Richard verabschiedet, auch wenn diese weniger erfreut über ihf Gehen gewesen waren.
Dennoch schlug es bereits zu unchristlichen Zeiten, denn die Uhr wies die Zahl 3 auf.
Die frische Außenluft erwischte Maddie wie ein gut ausgeholter Schlag, der Alkohol in ihr schien den Sauerstoff aufzuschnappen und erschwerte ihr noch mehr ihr klares Denken. Till schien dies ebenfalls zu fühlen, denn er blinzelte ein paar mal kurz gegen die Briese und zuckte dann missbilligend mit der Nase, ein Seufzen entkam ihm. Armlängen von den beiden entfernt befand sich eine Truppe Betrunkener aus 4 Männern, die an der Hausmauer lehnten und an einer Flasche Whiskey nippten. Taxis schmiegten sich an die Randsteine, bereit betrunkenes Fleisch in ihre Wärme zu lassen.
Straßenlaternen spendeten nur karges gelbliches Licht, Motten umschwirrten die verschmutzen Lampen wie die tanzende Meute den DJ zuvor.
Der Frontsänger brachte eine große Hand zu seiner Schläfe, um sich dann sein schwarzes Haar zurück zu streichen, Madelaine beobachtete ihn mit einem seltsamen Blick ihrer grünen Augen. Die sexuelle Anspannung schien irgendwie nachgelassen zu haben, ob es der Alkohol war, wusste sie nicht.
"Hübsches Mädel hast du da!", lallte einer der Männer aus dem Halbdunkel und umklammerte die Flasche mit einem ekelhaften Grinsen. Er besaß markante, glatte Gesichtszüge, sein blondes Haar war zurück gegeelt und seine polierten Springerstiefel glänzten trotz der fahlen Beleuchtung. "Das ist Till Lindemann, ich glaubs nicht!", schnauzte ein anderer lachend und die Gruppe schien sich einer nach dem anderen aufzustellen.
Till selbst, nun etwas zurückhaltend, straffte seine Schultern und schob Maddie halb hinter sich. Er schien potentielle Gefahr zu wittern.
"Scheiss Linker.", spuckte einer, Till kam nicht umhin als rau aufzulachen und Maddie schüttelte nur verwundert den Kopf. "Idioten.", brummte sie und wollte zu einem Taxi gehen, doch Till hielt sie am Handgelenk fest. So wurde Rammstein normalerweise von der Rechten Szene doch unbeabsichtigt geschätzt, hauptsächlich wegen den provokativen Texten die Nazis oftmals missverstanden, vielleicht auch absichtlich. Till hatte sich nie zu politischen Stellungen geäußert, aber Maddie war sich sicher das er Rechts nicht sonderlich belustigend fand...
Dennoch hatte er gelacht.
Die Schwarzhaarige bemerkte wie der Sänger seine Muskeln anspannte und das Kinn etwas hob, er hatte immerhin einen beächtlichen Körperbau, ein lebender Panzer von Mensch. Breite Schultern, noch breitere Arme, dann diese ganzen Narben. Er schien die Männer etwas provokant anzugrinsen, sie biss sich abwartend auf die Lippe.
Maddie wurde aus ihren Gedanken gerissen als sie das Klirren einer Flasche hörte und Till sah, der im letzten Moment noch die Hand hob.
Maddie zuckte weg und stolperte etwas nach hinten, hörte den Sänger nur ein lautes, aggressives "Fuck!", ausstoßen. Er hielt sich den Arm.
Maddie zog ihre Augenbrauen zusammen als sie bemerkte, dass das was Till versuchte von seinem Arm zu schütteln, eine Mischung aus Scherben, Alkohol und Blut war. Doch der Sänger schien sich nicht dem Anblick bewusst zu sein, oder er ignorierte es, denn im nächsten Moment stürzte er sich auf den Werfer mit einem unguten Ausdruck in den blauen Augen, der darauf einen heftigen Schlag ins polierte Gesicht kassierte. Tills große Faust erschien wie ein Vorschlaghammer im Verhältnis zu dem Kopf des anderen. Er fiehl gegen die graffiti besprayte Wand, an der er zuvor noch lässig gelehnt hatte. Betäubt blinzelte er den Frontsänger über ihm an, Maddie konnte die Schemen einer blutigen Nase ausmachen und musste amüsiert grinsen. Sie stand einfach nur da, nicht wissend wie und ob sie eingreifen konnte und ihr Lächeln verebbte. Die Fahrer der Taxis hupten unter Protest, scheinbar vergebens, die Freunde des Mannes schienen ziemlich still geworden zu sein, traten den Rückzug an und ließen ihren Kollegen zurück mit einem wütenden Till über ihm. Doch das reichte dem Flaschenwerfer nicht.
Er trat mit seinen Schuhen nach Till und traf ihn an dessen Knie, eine alte Verletzung die den Sänger sowieso schon plagte, schwang sich auf die Füße, nur um dem überrumpelten Frontmann ein schönes Veilchen zu verpassen. Diesmal schnaubte Till nur, spuckte entnervt auf den Boden und hielt sich endlich den mäßig blutenden Arm.
"Reiß ab.", knurrte der Sänger dunkel, gedämpft durch die Geräusche der Stadt, Maddie war instinktiv ein paar Schritte in Tills Richtung gesprungen.
Es reichte.
Ein Taxifahrer stieg aus, schrie die Männer undeutlich, in ausländischem Dialekt an, er würde die Polizei rufen und der angriffslustige Idiot schien endlich zu begreifen das es besser wäre, wenn er abhauen würde.
Till war die Ruhe selbst, auch wenn er mehr eingesteckt hatte als sein Opponent, vielleicht war der Schlag seinerseits auch eine Art Reflex gewesen. Jedenfalls hatte er seine Lippen angewidert gekräuselt und drehte sich zu seinem Mädchen.
"So'n scheiß.", nuschelte Till, halb angetrunken und sichtlich genervt, die tiefe Stimme heißer. Maddie trat zu ihm, nicht wissend wie und wo sie ihn zuerst berühren sollte. "Sollen wir ins Krankenhaus fahren?"
Er schüttelte den Kopf, sah sich nach irgendetwas unbestimmtem, sichtlich nachdenklich, um. "Fahren wir zu mir.", seine Tonlage klang erschöpft.
"Solche Vollidioten.", murrte Maddie und musterte den Frontmann mit prüfendem Blick. Ein wunderschönes blaues Auge hatte sich, im Halbkreis, um seine prominenten Wangenknochen gelegt. Hirzu kam noch das er vergebens versuchte, sich einige Splitter aus dem Arm zu zupfen, Maddie schüttelte erneut den Kopf und zog ihn in ein nahes, wartendes Taxi.
Die fahrt zu Tills Wohnung bestand aus einer seltsamen Mischung sarkastischer, salziger Bemerkungen über dessen Verletzungen, eine Diskussion über Alkohol mit dem Taxifahrer und letztendlich Gelächter über die Absurdität der Situation.
Maddie wurde erst jetzt bewusst das sie einen kleinen Adrenalinschock erlitten hatte, sie rieb sich ungläubig und müde die Stirn.Tills Wohnung war anders als erwartet, sie war schlicht und einfach gehalten, auch wenn Maddie nur den Vorraum zu sehen bekam, denn der Sänger steuerte den Weg ins Bad an und sie folgte ihm mit einem Seufzen. Dort ließ er sich tapsig an dem schmalen Rand einer großen Badewanne nieder und sah die Frau mit einem irren Hundeblick aus eisigem Blau heraus an. Nun unterstrichen von den violetten Zügen des Blutergusses. "Du bist auch ein Idiot.", meinte sie dann und nahm sein Handgelenk zwischen ihre schlanken, bleichen Finger, musterte die blutverkrustete Wunde an seinem zerschundenen Arm.
"Hey, ich hab dich beschützt."
"Vor der Verletzung deiner Männlichkeit?", stichelte sie und suchte Tills Badezimmerschrank nach Verbandszeug ab, er beobachtete sie nur aufmerksam. "Ich bin zu alt für den Unfug.", murrte er dann und wollte sich nach hinten lehnen, fiehl beinahe in die Wanne. "Halt still.", sie fand wonach sie suchte und wollte die Wunde reinigen, die restlichen Scherben hatte sich Till bereits unachtsam aus dem Fleisch gezupft, einem ungeduldigen Kind gleich. "Ich brauch kein Desinfektionsmittel, in der Flasche war schon Alkohol. Und es tut nicht weh.", murrte er kleinlaut und rieb sich die Nasenwurzel mit der gesunden Hand.
Maddie sah ihn abwartend an, einige schwarze Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht. Sie hatte bereits erahnt das er ziemlich Schmerz unempfindlich war, vielleicht ihn sogar brauchte...
Ihr Blick fiehl unbewusst auf die Narben an seiner Schulter.
Angeblich hatte Till nicht viel von Make-up gehalten und sich kurzerhand echte Wunden für einen Shoot zugefügt... Idiot.
"Idiot.", verlautete Maddie ihre Gedanken und sah ihn ernst an. "Mhm.", brummte Till, erwiderte ihren Blick und hob eine Hand um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. "Danke fürs nicht hysterisch Schreien.", er grinste neckisch. Maddie hob ebenfalls die Hand und schnipste ihm gegen sein blaues Auge. "Aua!", knurrte dieser und zuckte zurück, sie konnte nicht anders als laut aufzulachen, doch es wurde durch Tills Lippen erstickt.
Maddie keuchte, öffnete leicht ihren Mund, etwas perplex.
Der Sänger umspielte lustvoll ihre Zunge mit der seinen.
"Tu mir weh.", schnurrte er dunkel gegen ihre Haut, und verursachte Chaos in den Tiefen ihres Daseins.
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Wo das Meer zu Ende ist.
RomanceVergängliche Wörter, temporäre Gefühle. Ein Lied welches sich so sehr nach den Wolken reckt, um diese bei Seite zu schieben. Ein Lied, wahrlich verdeckt von Nebel. Ein Fräulein erblüht daraus und streckt ihre Hände ewig weit entfernt danach aus, und...