Kapitel 6

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Verunsicherung

Ich lehnte meinen Kopf gegen die Wand meines Zimmers und verschnaufte. Erneut war ich in dieser Nacht schweißgebadet aufgewacht und musste mich damit abfinden, dass mich die Albträume quälten. Immer noch leicht benommen sah ich auf meine Digitaluhr und rechnete mir aus, wie lange ich noch schlafen konnte. „Es ist 04:43 Uhr und ich muss um 05:30 Uhr aufstehen... Eindeutig zu wenig", sagte ich zu mir selbst und fühlte mich elendig. //Ich sollte unter die Dusche//, dachte ich mir und verließ mein warmes Bett.

Erschöpft lief ich ins Badezimmer und zog meinen Schlafanzug aus, bevor ich auch schon unter die Dusche stieg. Das warme Wasser verwöhnte meinen Körper und nahm mir beinahe meine gesamte Last von den Schultern, doch die Unruhe in meinem Körper blieb weiterhin erhalten. Sofort wurde mir wieder übel, bei dem Gedanken, was er meiner Familie antun könnte, bevor auch das abzusehende geschah. Ich übergab mich.

Das Wasser übertönte zu meiner Erleichterung alle Geräusche und ich stand einige Minuten später, in meinem eigenen erbrochenem. Angewidert von mir selbst stieg ich aus der Dusche und stützte mich am Waschbeckenrand ab. „Ich bilde es mir bestimmt nur ein...", murmelte ich und sah zu meinem Spiegelbild auf, doch ich erkannte mich nicht wieder. Die Frau vor mir hatte einige Kilos verloren und trotz ihrer rosigen Wangen und ihren blutroten Lippen, konnte ich deutlich erkennen, dass sie nicht mehr wirklich existierte. Sie war nur noch eine leere Hülle und genauso fühlte ich mich. Leer, verloren, von keinem Verstanden, verachtet und noch so vieles mehr.

Mit Mühe griff ich nach dem Föhn und fing an meine Haare zu trocknen, während ich das Badezimmer lüftete, um den Geruch zu vertreiben. Die Gedanken ließen mir immer noch keine freie Minute und ich dachte darüber nach, ob ich es Shi erzählen sollte.

„Mila? Bist du da drinnen?", hörte ich sie kurz daraufhin fragen und ich sah leicht verdutzt zu der Tür. „Wir wohnen alleine, also wer, wenn nicht ich", gab ich ihr als Antwort zurück und fragte mich, ob es Zufall war, dass sie genau jetzt vor der Badezimmertüre stand, oder ob das Universum mir ein Zeichen sendete. „Ist schon klar. Brauchst du noch lange? Ich muss mal", sagte sie und ich schloss ihr die Türe auf. „Schon gut, du kannst rein", sagte ich immer noch in mein Handtuch eingewickelt und lief an ihr vorbei, in mein Zimmer. Dort zog ich mir gemütliche Sachen an, bevor ich in die Küche lief, um den Esstisch zu decken. //Egal welche Zeichen du mir sendest, Shi werde ich damit nicht belästigen//, dachte ich, an das Universum gerichtet.

„Das war knapp", sagte Shi, die anschließend in die Küche kam, während ich die Kaffeemaschine startete. Ahri lief ihr müde hinterher und ich musste schmunzeln, als sie gegen mein Bein lief und sich danach auf meinen Hausschuh legte. „Du bist auch kein Morgenmensch", sagte ich zu ihr und beugte mich runter, um sie zu streicheln.

Shi schaltete das Radio an und ich griff nach meinem Schlüsselbund, den ich gestern auf dem Küchentisch liegen gelassen hatte. „Ich mache eine kleine Morgenrunde mit Ahri und bringe auch gleich etwas vom Bäcker. Hast du auf etwas bestimmtes Lust?", fragte ich sie und lief in den Flur. „Du kannst ja ein paar Körner Semmeln mitbringen", sagte sie, während ich Ahri anleinte, nachdem ich meine Schuhe angezogen hatte.

Müde lief ich mit ihr in den Park, damit sie sich dort erleichtern konnte und nahm mir bei einem Spender ein Tütchen. Ich mochte es mit Ahri zu spazieren, da die Runden immer ruhig verliefen. Sie bellte nie grundlos und war Fremden gegenüber immer auf Abstand. Ahri ignorierte auch die anderen Hunde, wenn sie nicht gerade von der Leine war. Anmutig lief sie neben mir und wir bekamen mal den ein oder anderen Blick von Joggern zu spüren.

„Mila". Unterbrach jemand meine Gedanken und ich drehte mich um und sah einen Joggenden Mister Min. Er sah keineswegs erschöpft aus und ich erhaschte einen kurzen Blick auf seinen gut gebauten Körper. „Was machst du schon in aller früh im Park?", fragte er mich und ich deutete mit einem Kopfnicken zu Ahri. „Guten Morgen Mister Min", fügte ich danach hinzu. „Das hört sich zu formal an". Er war schnell atmend neben mir stehengeblieben, doch ich nahm keine weitere Rücksicht auf ihn und lief einfach weiter.

The Suga® Boss (Suga FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt