Kapitel 12

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Ich denke nie viel über Dinge nach. Ich tue sie stattdessen eher ohne darüber nachzudenken, was meistens auch nach hinten losgeht. Doch heute, diese Situation, in die ich mich verhäddert habe, ist eine dieser großen Ausnahmen. Mein Herz sagt mir, ich solle ihm sagen, dass er Vater wird, dass er ein Recht darauf hat. Mein Kopf hingegen schreit förmlich: "Er hat dich verlassen! Er wird sein Kind auch verlassen!" und das kann ich nicht zulassen. Selbst wenn er zu mir zurückkäme, wäre es nur wegen des Babys und nicht, weil er mich liebt. Denn das tut er nicht. Er hat es mir ja schließlich laut und deutlich ins Gesicht gesagt. Aber sollte man nicht auf sein Herz hören? 

Ich entschied mich auf mein Herz zu hören und es ihm zu sagen. Lissa hat Recht. Es ist seine Entscheidung, ob er Teil des Lebens seines Kindes sein möchte. Meine Gedanken wurden unterbrochen als besagte Person sich neben mich auf's Sofa setzte und mir einen Teller mit Rührei und Speck reichte. Ich lächelte ihn an. "Danke." Dimitri lächelte einfach zurück. Mit meiner Gabel schaufelte ich den ersten bissen in meinen Mund und schloss meine Augen. "Mh. Oh mein Gott schmeckt das gut." "Freut mich wenn es dir schmeckt Roza." Da! Mein Herz blieb stehen. Es war das erste Mal, dass er mich Roza genannt hatte. Ein winziges Stechen breitete sich in meiner Brust aus. Sehnsucht? Verlegen aßen wir auf.

"Tut mir leid wegen gestern." "Gestern?" Verwirrt blickte er mich an. "Ich hätte dich nicht so anblaffen dürfen. Du wolltest nur helfen.", erklärte ich. Und er lachte schon wieder. Das tat er in letzter Zeit ziemlich häufig. Früher war ein Lachen bei ihm eine Seltenheit gewesen. "Mach dir keine Sorgen. Drei Schwestern schon vergessen? Ich bin es also gewohnt." Jetzt oder nie, dachte ich. Irgendwas an mir musste sich verändert haben und er merkte es sofort. "Rose, was ist los? Irgendwas verheimlichst du mir doch." Verdammt! Warum kann er mich immernoch wie ein offenes Buch lesen? "Ich... Ich muss dir was beichten." "Ok." Ich stand auf und nahm das Buch, welches seit meiner Ankunft auf dem Wohnzimmertisch lag und schlug die richtige Seite auf.

Zurück auf dem Sofa reichte ich es ihm und zeigte auf die richtige Stelle. "Hier, lies." Wortlos nahm er das alte Buch entgegen und begann zu lesen. Am Anfang wirkte sein Gesicht verwirrt doch mit der Zeit immer ungläubiger bis schließlich Spuren der Wut in seinen Augen schimmerten. Als er fertig war, klappte er das Buch zu und legte es wortlos neben sich. Ängstlich starrte ich zu ihm auf, bis er mich schließlich ansah. "Wenn das ein Scherz sein soll, von wegen was wir hätten haben können, finde ich das nicht witzig Rose. Die letzten Monate waren schon schwer genug für mich und dich jetzt auch noch schwanger zu sehen..." Er schüttelte den Kopf. "Du hast keine Ahnung wie das ist." Oh Gott. Er dachte das Kind wäre von Adrian und ich wolle ihm nur eins auswischen. "Nein, nein du verstehst nicht..." wollte ich erklären, doch er war bereits aufgestanden und zur Tür hinaus. Ich sprang auf und rannte ihm hinterher. "Dimitri! Jetzt lass mich doch mal aus-" Ein stechender Schmerz zwang mich auf die Knie.

Meine Fruchtblase war geplatzt. Die Belikovas waren Shoppen und Dimitri... er war weggerannt. Ich schrie auf vor Schmerz. Plötzlich war jemand an meiner Seite. Er war zurückgekommen dachte ich, doch es war nicht Dimitri sondern Nikolai. Ich klammerte mich an seinen Arm. "Fahr mich ins Krankenhaus. Sofort!" Er rannte mit mir in seinen Armen zu seinem Wagen und fuhr los.

Auf dem Weg dorthin erzählte er mir, dass er eigentlich Vika besuchen wollte. Zwischen zwei Wehen sagte ich ihm, er solle versuchen Dimitri anzurufen und ihm berichten was passiert ist. Denn ich wusste, dass ich es ohne ihn nicht schaffen werde. Ich konnte nur an eines Denken. Er liebte mich noch immer -das hat er gerade ziemlich deutlich gemacht- und er würde zu mir zurückkommen, wenn er erst mal die Wahrheit wusste.

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