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Der nackte Mann [Dramione]

Hermine

Nachdem der Unterricht vorbei war und ich mich in der Bibliothek auf meine Hausaufgaben gestürzt hatte, war ich allmählich am verzweifeln. Der Aufsatz in Zauberkunst war schwieriger als gedacht. Aufgewühlt blätterte ich in den vielen Büchern, die ich mir zurechtgelegt hatte, allerdings wollte mir keines davon so recht helfen. So ein Drachenmist! Warum musste ich mich auch freiwillig für die extra Arbeit melden? Noch immer war meine Pergamentrolle nur zur Hälfte gefüllt und ich hatte mich dem Anstarren der Worte hingegeben.

Nach einer halben Ewigkeit blickte ich davon auf, denn sie verschwammen bereits vor meinen Augen. Geschockt musste ich feststellen, dass es bereits dunkel war. Wie lange ich wohl schon hier saß? Seufzend schlug ich die Bücher zu und räumte sie in die Regale zurück. Danach packte ich meine Tasche und machte mich nachdenklich auf den Weg zurück. Ob eines der Fachbücher aus dem Zimmer für Zauberkunst mir mehr helfen könnte? Manchmal hatten unsere Lehrer nämlich ein paar Schätze versteckt, die sie nur auf besonderes Abbitten zur Verfügung stellten. Kurz dachte ich darüber nach, ob es vielleicht schon zu spät dazu war, um eine Erlaubnis zu bitten, eines der Bücher zu durchforsten. Nach wenigen Momenten kam ich aber zu dem Schluss, dass Professor Flitwick sich sicherlich darüber freuen würde, schließlich kam es nicht oft vor, dass Schüler sich einem der besonders schwierigen Themen widmeten.

Kurzerhand machte ich mich auf den Weg zu dem Turm, indem er sein Büro hatte. Hoffentlich würde ich ihn noch antreffen. Mit meiner Tasche über der Schulter Schritt ich die Treppen nach oben zum dritten Stock, auf dem sich sowohl das Klassenzimmer für Zauberkunst, als auch das Büro des kleinen Professors befanden. Wenige Minuten später stand ich vor seiner Tür und überlegte kurz was ich sagen wollte, letztendlich überwand ich mich und wollte gerade klopfen, als die Tür aufschwang.

Überrascht sah Flitwick mich an, dessen Gesicht sich im Kommenden zum freundlichen wandelte.

„Miss Granger, was für eine Überraschung! Was kann ich zu so später Stunde noch für Sie tun? Sie sind sich hoffentlich dessen bewusst, dass gleich Sperrstunde ist.", tadelte er mich mit einem Lächeln, das ich gleich erwiderte.

„Guten Abend Professor. Es tut mir leid Sie jetzt noch zu stören, aber ich war in dem Aufsatz über das Schweben und Rotieren von Flüssigkeiten vertieft und musste leider feststellen, dass ich nicht vorankomme. Daher wollte ich Sie darum bitten, mir eines der speziellen Bücher aus Ihrem Unterrichtsraum ausleihen zu dürfen."

„Aber sicher doch, sicher doch. Ich möchte Ihnen das überaus nützliche Wissen meiner Lektüre nicht vorenthalten.", er zwinkerte mir zu, „Die Tür ist im Moment abgeschlossen, tippen sie den Türknauf dreimal mit ihrem Zauberstab an und sagen sie magicae."

„Vielen Dank, Professor. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.", sagte ich beschwingt.

„Nicht doch, das ist eine Selbstverständlichkeit. Ich bin schon sehr gespannt auf ihren Aufsatz, Miss Granger."

Darauf trennten sich unsere Wege, ich ging zu unserem Unterrichtsraum, während Flitwick vermutlich in seine Gemächer verschwand. Entspannt schulterte ich meine Tasche und ging zielstrebig zum Ende des Ganges. Zwar verwundert darüber, dass die Tür nur angelehnt war, dachte ich mir jedoch nichts weiter dabei und betrat den Raum. Das Bild das sich mir bot, sollte sich allerdings für immer in mein Gedächtnis brennen.

Am Ende des Raumes zwischen den Tischreihen, saß Draco Malfoy. Auf einem gepolsterten Sessel. Nackt. Anscheinend erwartete er jemand anderen, denn er hatte sich lasziv mit den Armen auf den Lehnen mit einem anzüglichen Grinsen darauf positioniert. Als er jedoch erkannte wer da gerade das Zimmer betrat, verschwand es augenblicklich.

Noch immer geschockt über seinen Anblick fiel mir die Kinnlade herunter. Er seinerseits fluchte einmal: „Fuck!", zischte und erhob sich zügig, damit er die wichtigsten Teile seines Körpers hinter der Lehne des Sessels verstecken konnte. Ich meinerseits wandte mich hastig ab, und hielt mir die Hand vor die Augen.

„Du meine Güte, Malfoy! Willst du mich umbringen?!", brachte ich nur geschockt hervor.

„Das musst gerade du sagen! Du trägst wenigstens Kleidung! Außerdem war das nicht für dich bestimmt.", sagte er und es hörte sich recht peinlich berührt an. „Du kannst die Hand runternehmen, ich stehe hinter dem Sessel.", führte er ruhig fort. So ganz traute ich dem Frieden nicht und drehte mich deshalb nur langsam zurück in seine Richtung. Zuerst linste ich zwischen zwei Fingern hindurch und stellte fest, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Erschöpft stieß ich einen Seufzer aus.

„Merlin, das hat mir noch gefehlt.", murmelte ich und rieb mir mit der Hand über die Stirn. „Was bei allen guten Geistern machst du hier?", fragte ich ihn nun aufgebracht.

„Wie gesagt, eigentlich erwarte ich jemand anderen.", sagte er und lehnte sich ein wenig nach vorn gebeugt mit den Unterarmen auf den Sessel. Malfoy begann damit mich interessiert zu taxieren. „Aber wenn du willst kannst du gern bleiben.", setzte her hinzu und grinste mich unverhohlen frech an. Wütend schnappte ich nach Luft.

„Du hast sie doch nicht mehr alle!", stieß ich hervor. Das schien ihn offenbar zu amüsieren.

„Das war nur ein Scherz! Als würde ich dich anfassen." Das war ja wohl die Höhe. Der hatte doch nicht mehr alle Nadeln an der Tanne. „Darf ich dich nun fragen was du hier suchst, wenn es kein Abenteuer mit mir ist?", fragte er mich nun, das Lächeln war wie ausgelöscht.

„Ähh-", kam es geistreich aus meinem Mund, denn ich war nach wie vor von der Tatsache etwas abgelenkt, dass sich Draco Malfoy gerade nackt hinter einem Sessel befand und das auch noch im gleichen Raum wie ich.

„Auf den Mund gefallen? Granger ich kann das durchaus nachvollziehen, aber eine Antwort auf eine Frage ist wohl nicht zu viel verlangt."

„Ich schreibe einen Aufsatz für Flitwick und habe von ihm die Erlaubnis mir ein paar Bücher aus seinen Sammlungen auszuleihen, wenn du mich also entschuldigst.", zielstrebig ging ich erst auf ihn zu, dann an ihm vorbei und musterte die Buchrücken im Regal hinter Flitwicks Schreibtisch. Ich versuchte es so gut wie möglich, mir nicht anmerken zu lassen, dass mich seine Nacktheit sehr tangierte, denn das Konzentrieren auf die Buchtitel fiel mir etwas schwerer als gedacht.

„Herrgott, Granger, ich habe dir schon gesagt, dass ich auf jemanden warte, wärst du so freundlich dich zu beeilen, damit ich mich dem widmen kann, weshalb ich hier bin?", schnaubend drehte ich mich zu ihm um.

„Ein Date mit deiner rechten Hand kann man wohl kaum als ‚warten auf jemanden' bezeichnen.", sagte ich augenrollend. Malfoy stand noch immer mit dem Rücken, die Unterarme auf der Rückenlehne abgestützt zu mir, hatte jedoch seinen Kopf in meine Richtung gewandt, um mich böse anzufunkeln. Unweigerlich machten meine Augen einen Abstecher zu seinem weißen, wohlgeformten Hintern.

„Sehr witzig.", sagt er spöttisch. Ich drehte mich erneut zum Bücherregal und lud mir kurzerhand drei Bücher auf den Arm, mit denen ich stolz und mit erhobenem Haupt an Malfoy vorbei zur Tür ging.

„Endlich.", stieß er erleichtert aus, als ich an ihm vorbei ging. An der Tür angekommen drehte ich mich noch einmal zu dem arrogantesten Schnösel unter dem Firmament und blitzte in spöttisch an.

„Viel Spaß. Süßer Hintern.", mit Genugtuung beobachtete ich, wie seine Wangen sich rosa färbten und er sich ertappt aufrichtete, um sein Hinterteil mit seinen Händen zu bedecken, obwohl ich es ja eigentlich nicht mehr sehen konnte. Grinsend verließ ich das Klassenzimmer und machte mich auf den Weg in den Gryffindor Gemeinschaftsraum.

Der nackte Mann [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt