4.

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Draco

Diese verfluchte, brünette Gryffindor. Sie hatte sich wie ein Parasit in meinen Gedanken festgesetzt und das konnte ich absolut nicht begreifen. Sie hatte mir gesagt, dass mein Hintern süß war, na und? Deswegen hatte sie nicht gleich Interesse an mir. Trotzdem beeinflusste mich dieser Abend aus, Salazar was weiß ich für bescheuerten und überflüssigen Gründen und ich hatte Pansy tatsächlich nicht mehr angerührt und die Sache mit ihr beendet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es besser werden würde, wenn ich Granger einmal haben könnte. Aber im gleichen Atemzug dachte ich, dass sie mich nicht wollte und das mein Gehirn mir etwas suggerierte, das hoffentlich nicht wahr war und bald ein Ende haben würde. Das Ganze ging so weit, dass ich mich vor meinen eigenen Gedanken gruselte, wie vor diesen Thestralen die die Kutschen zur Schule zogen. Jeden Abend musste ich selbst Hand anlagen, was zugegebenermaßen, wirklich lästig war, vor allem weil ich dabei immer an Granger denken musste. Verseucht. Alles an mir war verseucht. Ich hatte mich selbst sogar dabei erwischt, wie ich mir ihren Hintern ansah, wenn sie in ihrer Freizeit Jeans trug, die auf jeden Fall verboten eng waren. Herrgott, wenn nicht bald jemand etwas unternahm, würde ich platzen.

Und wie das Glück es so wollte, veranstaltete Ravenclaw in der darauffolgenden Woche eine Feier für alle Häuser in dem neuen Gemeinschaftsraum, der von allen Häusern genutzt werden konnte. Ich verstand den Sinn dahinter zwar nicht, da wir alle unsere eigenen Räume hatten, aber gut. Auf jeden Fall, ich sagte gerade es sei Glück, dass die Feier stattfand, denn ich ging von Grangers Anwesenheit aus. Und damit hätte ihr letztes Stündlein geschlagen: ich würde sie abfüllen und endlich flachlegen. So war der Plan.

Ich zog mir eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes Hemd an und ging in den Slytherin Gemeinschaftsraum, in dem Blaise bereits auf mich wartete.

„Man, so lange wie du brauchst könnte ich schon lang mit einer Lady verschwunden sein.", sagte er grinsend.

„Gut Ding will Weile haben, mein Freund.", antwortete ich auf seine Stichelei.

„Du hast recht, du siehst zum Anbeißen aus, Draco Schatzi.", Blaise mimte Pansy wirklich schlecht nach. Lachend schob ich ihn Richtung Ausgang und lies es dabei bewenden.

Im Gemeinschaftsraum für alle war schon einiges los. Ungefähr ein Drittel war bereits betrunken und das obwohl es gerade mal 20 Uhr war. Ich und Blaise sahen uns kurz um und entdeckten dann ein paar andere Slytherins, die sich bereits auf der Party befanden. Ich besorgte mir einen Feuerwhisky von der Bar und stellte mich ein wenig unbeteiligt neben die anderen, um nach Granger Ausschau zu halten. Kurze Zeit später sah ich sie am Kamin angelehnt neben einer gemischten Gruppe Schülern stehen. Als hätte sie mich bemerkt sah sie zu mir, lächelte mich an und hob ihr Glas zum Gruß. Ich tat es ihr gleich und leerte den Tumbler in einem Zug. Nachdem ich mir nachschenken ließ, begab ich mich betont lässig zum Kamin und stellte mich neben Granger. Ich versuchte es zunächst mit einem unschuldigen Gespräch:

„Na, auch hier?", meine Fresse wirklich? Ist dir nichts besseres eingefallen? So einen lächerlichen Gesprächseinstieg könntest du nicht mal bei deiner Mutter bringen.

„Sieht so aus. Alles klar?", antwortete sie lächelnd.

„Sicher.", und dann wusste ich abrupt nicht mehr was ich sagen sollte, also hielt ich mein Glas neben ihres, um anzustoßen. Klirr. Wir lächelten uns an und nahmen einen Schluck. Ich wusste immer noch nicht welcher Kobold mich geritten hatte, dass ich das hier versuchte. Da war ich ganz ehrlich. Aber jetzt wo ich sie musterte wurde es mir wieder etwas deutlicher vor Augen geführt. Sie trug eine knallenge, und wenn ich das sage, dann meine ich es so, schwarze Jeans und ein bauchfreies Top. Ihre Haare waren in einem hohen Zopf zusammengefasst und an ihren Ohren hingen kleine Runde Ohrringe. Ich würde mir am liebsten selbst Verstand einprügeln, weil ich sie wirklich heiß fand.

„Du siehst gut aus.", schrie sie fast in meine Richtung, denn Musik und Gerede waren alles andere als leise. Ihr Kompliment überraschte mich noch mehr, als ihr absolut illegales Outfit und ich bekam daher nicht mehr als ein „Danke." heraus.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?", sagte sie schmunzelnd. Ganz nah an meinem Ohr. Ihr verdammter Atem jagte mir einen Schauer über den Rücken, der sich gewaschen hatte. Konnte mir bitte jemand erklären, was die Streberin mit mir anstellte? Denn ich könnte wirklich eine Erklärung vertragen.

„Nein, ich-", begann ich, wurde aber von einem Gryffindor unterbrochen. McLaggen oder so.

„Also, wie auf jeder guten Party wird es Zeit für eine Runde Wahrheit oder Pflicht!", geschäftig rieb er sich die Hände und platzierte eine leere Elfenweinflasche auf dem Boden. Sofort verteilten sich alle im Kreis darum und ich würde lieber gern vom Blitz getroffen werden, als mitzuspielen. Granger schien das zu sehen und zog mich am Arm mit zu den Anderen:

„Komm, das wird lustig.", sagte sie kichernd und wir setzten uns nebeneinander dazu. Ich versuchte wirklich angestrengt nicht so auszusehen, als würde ich gern lieber mit Umbridge Tee trinken, aber das schien mir nicht so gut zu gelingen, denn Blaise sah mich tadelnd an und zeigte auf ein gekünstelt übertriebenes Lächeln in seinem Gesicht, das vermutlich bedeutete, dass ich auch lächeln sollte. Ironisch lächelte ich zurück und erntete von ihm einen nach oben gereckten Daumen. Man, manchmal war er echt einfältig. Einmal musterte ich alle Schüler die anwesend waren. Also da waren dieser McLaggen (was war das eigentlich für ein Name? Das hört sich an, als wäre es ein Burger bei McDonald's), die Lovegood, Longbottom, Granger, Weaselette, Blaise, Millicent, Pansy (die noch immer aussah, als würde die Welt untergehen, weil ich sie abserviert hatte), Theodore, Cornfoot, Goldstein, Finnigan, Bones und ein paar andere deren Namen ich absolut nicht kannte oder kennenlernen wollte. McLaggen begann direkt damit die Flasche das erste mal zu drehen und sie zeigte auf irgendwen aus Hufflepuff und schon hatte mein Gehirn entschieden, dass das hier alles totaler Müll war. Sie stellten sich der Reihe nach hirnlose Fragen, die wirklich niemand beantwortet haben wollte und kaum jemand wählte Pflicht, weil die meisten dafür noch nicht genug getrunken hatten, nahm ich an. Ich nippte an meinem vierten Glas Whisky, als die Flasche unverhofft auf mich zeigte. Wer hatte nochmal gedreht? Ach ja, Blaise. Da konnte ich mich wahrscheinlich auf was gefasst machen. Aber da das Spiel bisher recht unspektakulär war, war ich mir sicher mit meiner Antwort etwas Spannung zu erzeugen.

„Wahrheit oder Pflicht?", fragte Blaise und funkelte mich amüsiert an.

„Pflicht.", antworte ich ebenfalls amüsiert.

„Hmmmm, oh ich werde mir was Gutes für dich einfallen lassen, mein Freund.", kryptisch legte er eine Hand an sein Kinn und dachte nach, seine Augen wanderten von mir zu Granger und schon in diesem Augenblick wusste ich, dass das schmutzige Ding in seinem Kopf eine absolut bescheuerte Idee hatte.

„Küss das schönste Mädchen hier im Raum.", sagte er und wackelte mit den Augenbrauen. So ein Fuchs. Aus mir unbekannten Gründen hatte ich das Gefühl er wollte mir helfen, also grinste ich, drehte mich zu Granger und zog sie mit einer Hand in ihrem Nacken zu mir, um sie zu küssen. Anscheinend schien sie nicht mitbekommen zu haben worum es ging, denn sie quickte überrascht auf, als sich unsere Lippen trafen.

Einen Moment lang passierte gar nichts. Dann schienen in Hermine alle Dämme zu brechen und sie warf ihre Arme um meinen Hals, was dazu führte, dass ich mit ihr zusammen nach hinten auf den Boden fiel, sie über mir. Eines sage ich euch, ich wollte verdammt sein, wenn die Hölle so aussah. Mit einer Hand in ihrem Haar, der anderen auf ihrem Rücken zog ich sie zu mir und wir küssten uns als hätten wir nie etwas anderes getan. Ihre Lippen waren unfassbar warm, ihr Herzschlag so schnell wie meiner und ihre Hände, die auf mir lagen brachten mich um meinen, sowieso schon nicht mehr vorhandenen, Verstand. Es fühlte sich an als währen wir allein im Raum, nur wir im ganzen Schloss, in Schottland, im Universum. Irgendwann lies sie von mir ab, wenige Zentimeter war ihr Gesicht von meinem entfernt, ich konnte ihren kochend heißen Atem auf meiner Haut spüren. Dann lächelten wir uns an. Und als wir lächelten wurde uns bewusst, dass wir nicht allein waren, denn die anderen begannen zu jubeln.

Das war der absolut seltsamste und gleichzeitig schönste Moment meines Lebens. Wir wurden von unserem Kuss so sehr überwältigt, dass wir die anderen glatt vergessen hatten und ich kann nicht oft genug betonen, dass ich keinen Schimmer hatte, was der Bücherwurm mit mir anstellte. Mir war heiß und kalt und noch immer hatte ich ihren Geschmack auf meinen Lippen, der Lust auf mehr machte. Verlegen lächelten wir uns noch einmal an. Danach sah ich in die Runde und stellte fest, dass nur McLaggen und Pansy nicht sonderlich begeistert aussahen. Es tat mir ja irgendwie leid für sie, aber irgendwie auch nicht. Der Alkohol schaffte es auf alle Fälle ganz gut Zweifel aus dem Weg zu räumen.

Der nackte Mann [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt