3.

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Hermine

Als ich mich gerade mit Ginny über einen Artikel im Tagespropheten unterhielt, wandte sich Neville an sie, um sie etwas zu fragen. Ich spürte unterdessen, dass ich beobachtet wurde und als ich meinen Blick kurz durch die Halle gleiten ließ sah ich, wie Malfoy und Zabini mich anstarrten. Cool bleiben. Dachte ich, schenkte den beiden das verschwörerischste Grinsen, das ich konnte und versuchte damit ‚Ich habe Malfoy nackt gesehen und könnte es jedem erzählen.' zum Ausdruck zu bringen. Im gleichen Moment jedoch war ich mir ziemlich sicher, dass es niemanden interessieren würde. Warum auch. Eigentlich ist die einzig peinliche Sache daran, dass gerade ich ihn nackt sah und jetzt weiß, was sich unter seiner Uniform verbirgt.

Wenige Momente später beschäftigten sie sich wieder mit sich selbst und ich grinste weiter in mich hinein. Ich hatte nicht vor jemandem davon zu erzählen, dennoch wollte ich das nicht auf mir sitzen lassen. Seine peinlich berührte Reaktion, nachdem ich etwas zu seinem Hintern gesagt hatte, war Gold wert. Ich rekapitulierte erneut was ich gestern gesehen hatte, denn danach fielen mir einige Details ein, auf die ich nicht bewusst geachtet hatte. Nämlich, dass sein Oberkörper mehr als ansehnlich war und das Pansy wahrscheinlich eine wahre Freude mit ihm haben würde (zwar hatte er mir nicht verraten mit wem genau er sich treffen würde, aber eigentlich wusste sowieso jeder, dass sie es war). Außerdem war seine Haut ebenmäßig wie frisch gefallender Schnee. Ich musste wirklich zugeben, dass sein Anblick etwas Reizendes hatte. Dennoch war es Malfoy. Leider hatte sein Anblick mich gestern noch viel zu lange beschäftigt, sodass ich im Endeffekt ein Date mit meiner rechten Hand gehabt hatte, während er sich anderweitig Abhilfe schaffen konnte. Ich durfte das nicht so an mich ranlassen. Nur weil ich Single war und Ron und Harry das letzte Jahr nicht wiederholten, musste ich nun nicht direkt mit dem Feind in die Kiste hüpfen. Grübelnd leerte ich meinen Tee und wollte anschließend noch einmal in die Schlafsäle zurück, da ich mein Buch für Zaubertränke vergessen hatte. Ich verabschiedete mich also schnell von Ginny und hetzte die Treppen zum Gryffindorturm nach oben. Auf dem Weg stieß ich natürlich mit jemandem zusammen. Ich konnte gerade so meine Tasche halten und setzte zu einer Entschuldigung an:

„Tut mir leid-"

„Schon gut, nichts passiert.", Cormac. Danke, Merlin, wirklich. Der war auch nur noch hier, weil er seine UTZ letztes Mal nicht bestanden hatte. Schwachkopf. Er grinste mich überheblich an und kam mir etwas näher. Instinktiv ging ich einen Schritt zurück. „Ganz allein unterwegs?", fragte er süffisant.

„Ich hab was vergessen.", sagte ich verbissen und wollte verschwinden, er jedoch hielt mich am Arm fest.

„Nicht so schnell, wir haben uns ewig nicht unterhalten.", dieser schmierige Typ, ich würde alles dafür geben ihn nie wieder sehen zu müssen.

„Sorry, aber ich hab keine Zeit, Bye.", gab ich ihm schnell zu verstehen und stürzte davon, ohne ihn weiter zu beachten, ich war sowieso schon spät dran.

Mit dem Zaubertränkebuch unter meinem Arm hetzte ich die vielen Treppenstufen nach unten. Ich war schon fünf Minuten zu spät, das war mir noch nie passiert. Verdammter Cormac. Aufgeregt stand ich vor dem düsteren Klassenzimmer in den Kerkern und hob meine Hand um zu klopfen. Sofort tönte ein fröhliches „Herein!" von Slughorn durch die Tür und ich trat zögerlich ein.

„Tut mir leid, ich hatte mein Buch vergessen.", entschuldigte ich mich leise. Slughorn ließ sich davon jedoch nicht die Stimmung verderben.

„Ist doch halb so wild meine Liebe, setzen sie sich. Also wie ich gerade sagte...", ich sah mich kurz im Raum um und musste blöderweise feststellen, dass der einzige freie Platz sich neben Malfoy befand. Der war heute wahrscheinlich nicht so gut auf mich zu sprechen, aber ich hatte keine Wahl. Seufzend ließ ich mich neben ihm auf die Bank fallen. Er hingegen räusperte sich nur verlegen und führte verbissen seine Aufzeichnungen fort. Anscheinend brachte ihn unsere Begegnung vom vorherigen Abend immer noch aus dem Konzept, stellte ich grinsend fest und packte meine Sachen aus. Slughorn erteilte uns für diese Stunde die Aufgabe einen einfachen Trank gegen Kopfschmerzen zu brauen. Da ich ja nun neben Malfoy saß, musste ich wohl oder übel für eine Stunde mit ihm zusammenarbeiten. Kann mir nur recht sein, er war schließlich der nackte Mann von uns beiden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich überflog das Rezept und wandte mich schließlich an den Casanova:

„Also, wie siehts aus, ich besorge die Zutaten, du erhitzt in der Zwischenzeit den Kessel und besorgst alle Utensilien, die wir sonst benötigen?", fragte ich ihn lächelnd. Es fühlte sich gut an, die Überlegene zu sein und wenn es nur für einen kurzen Zeitraum war. Er sah mich kurz an, senkte kurz darauf wieder seinen Kopf und nickte. Ok, das ging einfacher als gedacht. Schulterzuckend besorgte ich alle Kräuter, Wurzeln, Käfer und andere obskure Dinge die wir benötigten. Als ich an den Tisch zurückkehrte, hatte Malfoy bereits alles bereitgestellt und wir begannen in stillem Einklang zu brauen. Zwischenzeitlich musste der Trank ein paar Minuten köcheln also lehnten wir uns am Tisch an. Malfoy beobachtete angestrengt das Blubbern im Kessel, während ich ihn musterte. Das gestern muss ihm peinlicher sein, als ich ursprünglich angenommen hatte.

„Wie wars gestern mit Pansy?", fragte ich ihn unvermittelt und er sah mehr als überrascht aus. Hab ich dich. Aber er antwortete nicht, sondern setzte sich zurück auf die Bank. „Hey, gestern sagst du noch es sei unhöflich nicht zu antworten und heute hast du nicht mal einen deiner berühmten Malfoy-Sprüche auf Lager, oder was?", er verschränkte die Arme und sah mich an. Mit einem süßlichen Lächeln antwortet er:

„Das geht dich nichts an, mein Herz."

„Oh, sag bloß danach war die Stimmung zerstört?", fragte ich mit gespielter Enttäuschung. Das Lächeln auf seinem Gesicht erstarb, was mir bestätigte, das ich recht hatte. Zufrieden rührte ich unseren Trank um und stellte fest, dass er die erwünschte Farbe und Konsistenz aufwies. Plötzlich hörte ich Malfoys Flüstern neben mir:

„Du erzählst es doch keinem oder?", verwundert wandte ich mich zu ihm.

„Was soll ich denn erzählen? Dass du was mit Pansy in einem Klassenzimmer hattest? Das weiß sowieso jeder. Und für die Tatsache, dass ich dich nackt gesehen habe würde sich auch niemand interessieren. Ich meine, wow, Menschen sehen sich oft nackt. Zumal du mit deiner Nacktheit nicht mal irgendwelche witzigen Details bekannt gegeben hast, über die man sich lustig machen könnte.", antwortete ich schulterzuckend.

„Witzige Details?", sagte er belustigt und zog eine Augenbraue nach oben. Malfoy konnte also auch anders. Aber das hatte er sowieso schon lang bewiesen. Dass er nicht wirklich ein Todesser war und diversen Drohungen unterlag ist inzwischen bekannt und alles hat sich zum Alten entwickelt. Außerdem dass wir inzwischen weitestgehend von Beleidigungen absehen, schließlich sind wir alle erwachsen.

„Du weißt schon, schiefer Penis, beschnitten, dritter Nippel. Sowas halt.", gab ich ihm lapidar zu verstehen.

„Na zum Glück hab ich meinen dritten Nippel mit einem Desillusionierungszauber versteckt, sonst hättest du den doch gesehen.", sagte er lachend, was unweigerlich dazu führte, dass ich mir Dinge vorstellte, die ich mir nie vorstellen wollte.

„Danke, das wäre nicht nötig gewesen.", augenrollend beschäftigte ich mich wieder mit dem Trank. „Aber das mit dem Hintern war ernst gemeint.", sagte ich zwinkernd zu dem, jetzt irgendwie fassungslos dreinschauenden, Junggesellen.

Einige Wochen geschah nichts, das erwähnenswert gewesen wäre. Für meinen Aufsatz in Zauberkunst bekam ich, wie schon erwartet,ein Ohnegleichen, welches ich fast nur den Büchern aus Flitwicks Sammlung zuzuschreiben hatte, denn sie behandelten alles, das ich für meinen Aufsatz benötigte. Außerdem hatte Ich mich inzwischen einigermaßen von Malfoys Anblick ‚erholt',wenn man es so nennen konnte und hatte niemandem ein Sterbenswörtchen gesagt. Jedoch schlich sich der kleiderlose Schnösel immer wieder in meine Phantasien, die mich bei den Dates mit meiner rechten Hand begleiteten. Und verflucht noch eins, ich konnte es nicht abstellen. Eine weitere ärgerliche Sache war, dass ich das alles nicht mit einem One-Night-Stand mit Malfoy auslöschen konnte, denn ich nahm nach wie vor an, dass er kein Interesse an mir hegte.

Der nackte Mann [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt