28| Eine Sekunde verändert alles

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Rauch, überall war so viel Rauch, und inmitten diesem waren Aramis und ich. Wir kämpften uns einen weg hindurch, mussten dabei immer wieder auf irgendwelche herumliegende Dinge achten, die mittlerweile zu Boden gefallen waren. Doch all das kümmerte mich gar nicht, ich dachte in diesem Moment einzig und allein an Phönix. Wird er es schaffen? Kann er den Arzt besiegen? So viele Fragen und so wenig Antworten. Ich konnte immer noch nicht glauben das wir ihn tatsächlich zurückgelassen hatten, anstatt darauf zu beharren das er mit uns kommt, doch er hatte sich entschieden. Er wollte uns retten, uns alle und würde dafür sein Leben gegen, nur, damit wir frei waren. Dennoch wollte ich es einfach nicht wahrhaben, schließlich gab es immer noch die Möglichkeit das er sterben würde, und das konnte ich auf keinen Fall zulassen. Nicht nach dem er mir so viel geholfen und zugehört hatte, als niemand da war. Er war inzwischen sowas wie ein bester Freund für mich geworden und hätten wir uns auf normalen Wege kennengelernt, und da bin ich mir ziemlich sicher, wäre er der beste Freund denn man sich nur wünschen konnte. Doch jetzt, jetzt waren wir hier, in Forest Haven, auf der Flucht vor dem Arzt und den immer steigenden Rauchschwaden. Doch plötzlich überkam mich das Gefühl der Trauer, nicht nur wegen Phönix, sondern auch wegen allem anderen. Meiner Familie, meinen neuen Freunden, Aramis. Tränen verschleierten mir auf einmal die Sicht, als die Erkenntnis mich übermannte, dass wir es hier vielleicht nie lebend rausschaffen würden. Ich meine wer garantiert uns das, wenn wir daraus gehen uns nicht wieder seine Wachen erwarten und uns festnehmen oder in eins der anderen Gebäude bringen? Richtig, niemand. Und weil eben diese Erkenntnis so stark war, hielt ich an, ich konnte nicht weiter, und schon gar nicht, wenn mir meine Tränen die Sicht verschleierten. Aramis bemerkte dies und hielt ebenfalls an. Verwirrt sah er zu mir runter und nahm den Kittel beiseite als er die Tränen in meinem Gesicht erkannte und kam ein Stück näher.

„Ana, was ist los?" fragte er durch den Rauch hinweg und versuchte in meinem Gesicht zu lesen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, oder wie ich es sagen sollte, um ihm begreiflich zu machen, dass ich schlichtweg einfach nur Angst hatte.

„Ich.." fing ich an, doch kam nicht weiter.

„Hey Ana, sieh mich an" sagte Aramis und nahm den Kittel ein Stück von meinem Gesicht, um mich besser sehen zu können. Mit glasigen Augen sah ich ihm entgegen und sah direkt in seine silbernen die so viel Hoffnung und Zuneigung ausstrahlten als er mir näherkam und mein Gesicht mit seinen Händen umfasste und ein paar einzelne tränen wegwischte.

„Es wird alles gut okay? Wir schaffen das gemeinsam" sagte er ermutigend und blickte mir dabei intensiv in die Augen. Ich nickte als Antwort, allerdings konnte ich ihm nicht verheimlichen was ich wirklich fühlte in dieser Situation, also, sei mutig Ana.

„Aramis, ich habe Angst" sagte ich ganz leise und hoffte dennoch, dass er es gehört hatte. Sein Blick blieb unverändert und strahlte immer noch dieselben Emotionen aus wie vorhin, er war einfach so viel stärker als ich in dieser Hinsicht, das war unglaublich.

„Die habe ich auch. Angst dich, oder irgendjemanden der mir wichtig ist zu verlieren. Doch ich weiß das wir es schaffen können, gemeinsam" sagte er und sah mir dabei in die Augen.

„Doch jetzt müssen wir uns beeilen und das machen was Phönix gesagt hat, verstanden?" fragte er und versuchte bei dem vielem rauch, der plötzlich immer mehr wurde, mein Gesicht zu erkennen.

„Ja" sagte ich also lauter und nahm sogleich den Kittel wieder vor mein Gesicht. Aramis hatte verstanden und tat es mir gleich und so setzten wir unseren weg fort. Wir liefen die vielen Treppenstufen nach unten und mussten aufpassen das uns kein Balken von oben traf. Das Gebäude fiel immer mehr und mehr in sich zusammen, weil sich das Feuer unerbittlich durch die wände und decken fraß und somit alles zerstörte was noch von früher übriggeblieben war. Wir hatten es fast geschafft und waren auf der Hälfte der Treppen, als ich abrupt stehen blieb und durch ein Fenster schaute, welches nicht von irgendwelchen vorhängen verdeckt wurde. Und da sah ich etwas, Personen, nicht viele, aber ich sah sie. Das mussten die anderen sein die Phönix befreit hatte, bevor er zu uns gekommen war. Erleichtert atmete ich aus, weil ich gerade festgestellt hatte, dass diese Situation vielleicht doch nicht so aussichtslos war wie ich anfangs dachte. Dennoch musste ich weiter und lief Aramis hinterher, welcher ebenfalls angehalten hatte, als er zu bemerken schien das ich ihm nicht folgte. Die letzten Meter lagen vor uns. Schnell rannten wir die letzten stufen hinunter und kamen nun durch eine alte Tür hinaus an die frische Luft. Sofort ließen wir beide unsere Kittel sinken und atmeten die frische und wohltuende Luft ein, welche uns seit unserer Ankunft gänzlich verwehrt geblieben war.

ROVEN - Can you find the truth? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt