gewagte Entscheidung

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Ich hatte gerade das Jugendhilfezentrum verlassen und war, wie so oft in meinem Leben, auf dem Weg in die Töpferei. Wobei es "die Töpferei" nicht gab. Zur Zeit war es ein mittelalter Mann, der als soziales Projekt wöchentlich seine Werkstatt zur Verfügung stellte. Ich mochte die Gemeinschaft vor Ort, vor allem weil niemand irgendwelche Fragen stelle, anders als im Jugendhilfezentrum. Ich hasste es, wenn sie versuchten mich zu analysieren.
Im Geiste plante ich die Glasuren meiner Figuren. Sollte ich lieber diese Metal-Farbige, die alles so glänzen ließen nehmen oder doch eine Sorte mit Glasur-Kristallen, wobei diese hübschen marmorierten Muster entstanden? Beides hatte seinen Reiz. Zu blöd, dass es kein vernünftiges Pink in dem Studio gab. Ich hatte das gesamte Regal, auf der Suche nach einem, um geräumt. Und dann hatte ich dem Töpfermeister das Versprechen abgenommen, in die nächste Bestellung eine Flasche aufzunehmen. Bis dahin sollte ich mich gedulden.
Während ich noch in meinen Gedanken nachging, sortierte mein Unterbewusstsein eine Stimme aus dem Straßenlärm.
"... euch gesagt: Ich will das nicht. Ich glaube nicht daran!"
Hm? Wer glaubt nicht woran?
"Grrrrrrrr!"
Nicht doch! Konnte das sein? Ich folgte dem Knurren, dass von ganz in der Nähe kommen musste. Aus meinem gemächlichen Schritt war ein leichter Laufschritt geworden. Als ich in die Seitenstraße einbog, aus der ich die Geräusche vermutete, bot sich mir ein Bild des Jammers. Okay, zuerst bot sich mir ein Bild des Grauens.
Da standen drei riese pelzige Vierbeiner, mit gefährlich scharfen Krallen und Zähnen, die in bläulichen Flammen loderten und einen alten Obdachlosen bedrohten. Ich spürte tatsächlich ein leichtes Band der Verbundenheit, aber das war nicht der Grund für mein Eingreifen. Nein, der war mehr familiär motiviert, denn ich hatte da so eine total blöde Ahnung woher die Viecher kamen.
Jedenfalls hockte dieser alte verlotterte Mann hinter seinem Einkaufswagen, zitterte schlimmer als ein Wald Espenlaub und hatte sich vermutlich eingeschifft. Ein Wunder, dass er es fertiggebracht hatte die Bestien anzuschreien. Jetzt wimmerte er nur noch. Echt traurig. Die drei flammenden Wölfe waren zwar Furchteinflößend, aber jeder, den sie als Wert erachteten anzugreifen, sollte ebenfalls furchteinflößend sein. Jetzt würden die riesigen Tiere ihn sicher gleich zu Albóndiga verarbeiten, wenn ihm niemand half. Und wie es aussah, war kein anderer Niemand hier ... außer mir.
Noch immer unbeachtet baute ich mich auf, holte tief Luft und rief: "Hey!" Ja ich rief 'Hey'. Ich hätte mir sicher was Besseres einfallen lassen können, aber 'Hey' hatte denselben Effekt wie alles andere. Ich bekam die Aufmerksamkeit der Biester.

Meine Sicht der Dinge - gez. AlexWo Geschichten leben. Entdecke jetzt