Kämpfe!

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Ich hatte mich mental gewappnet und spürte Energie in meinen Adern brennen. Wie von einem Gummiband angezogen sprintete ich auf den Wolf zu. Jetzt sollte ich vllt auf meine Fähigkeit andere Gestalten annehmen zu können hinweisen … aber ich kann es natürlich auch lassen.
Mein gesamter Knochenbau veränderte sich schlagartig, meine Haut überzog sich praktisch selbst mit weichem Fell, meine Nägel und Zähne verwandelten sich in kräftige Krallen und Fangzähne. Noch ehe ich meinen ersten Gegner ansprang, den großen bösen blauen Flammenwolf, besaß ich den Körper eines deutschen Schäferhundes. Ich hatte genug Schwung um ihn aus dem Gleichgewicht und zu Fall zu bringen. Diesen Vorteil nutze ich und biss kräftig zu. Tief versanken meine Zähne im Fleisch und ich schmeckte Blut. Der Wolf drehte den Kopf und schnappte nach mir, jedoch nicht schnell genug. Mit meinen flinken Pfoten hatte ich bereits wieder Abstand zwischen uns gebracht. Schwankend versuchte das Ritter zu stehen. Erfolglos. Der würde erstmal ein Stück liegen bleiben. So weit war mein nicht vorhandener Plan aufgegangen.
Nun kamen die anderen beiden wütend an. Zügig verwandelte ich mich wieder in einen Menschen, kramte mein Garotte heraus und mit einer schon oft geübten Bewegung, holte ich den ersten Wolfskopf für meine Trophäenwand. Ha! Mit einem Plopp landete der auf dem Boden und Blut rann über den Asphalt. Aber der andere Wolf ließ mir keine Zeit mich an diesem Anblick zu ergötzen. Um noch einmal auszuholen war er schon zu nahe. Alternativen?
Und da riss der Wolf mich schon zu Boden. Ich prallte hart auf und kugelte mit dem Fellball im Arm durch die Gasse. Kurzentschlossen verwandelte ich mich noch einmal in den Schäferhund. Mir sollte wenig später aufgehen, dass das keine kluge Entscheidung war.
Wir lieferten uns ein unerbittliches Duell mit Krallen und Fangzähnen. Wobei ich den kürzeren zog. Jede Verletzung, die er mir beibrachte war gefühlt dreimal tiefer, als alle die ich ihm verpassen konnte. Er rammte seine spitzen Hauer in mein Gesicht, zerkratzte mir Arme und Beine und was er sonst so erwischte. Meine Wunden sendeten pulsierende, brennende Signale an mein Hirn. Autsch! Schrie dieses und verlangte, dass ich mich endlich aus der Gefahr brachte. Klar doch gerne. Wie? Formwandlung! Okay! Aber welche Form denn? … hier ließen sich meine grauen Zellen gerade etwas von den Schmerzen ablenken. Dann sah ich es vor meinem inneren Auge und im nächsten Moment schrumpfte ich zu einer kleinen, wendigen Echse und entfloh. Ein paar Meter weiter nahm ich wieder meine menschliche Gestalt an. Hätte mir jetzt jemand einen Spiegel gereicht, ich hätte verzichtet.
“Aaauuuuwwhh!”
Wolf Nummer eins war wieder auf den Beinen. Mist. Das Adrenalin in meinem Körper verflog langsam. Über die blutenden Wunden versuchte ich nicht nachzudenken. Viel wichtiger war jetzt die Frage”: Wie sollte ich beiden Bestien zugleich beikommen?
Der Alte! Er musste mir helfen. Und ich brauchte eine größere Form. Vllt ein Bär? Aber eins nach dem anderen. Ich zog unter meinem Pullunder mein Jagdmesser hervor und kickte es über den Boden zu dem Mann. “Hilf mir. Kämpfe!” konnte ich gerade noch rufen, da sprangen die Wölfe mich auch schon an. Ich konzentriere mich auf die Form eines Grizzlies. Die Verwandlung verlief deutlich langsamer als gewohnt, dann brach sie plötzlich ab. Zum zweiten mal machte ich Bekanntschaft mit dem Asphalt. Mir blieb keine Zeit, mich zu wundern, zu beklagen oder gar eine neue Strategie zurecht zu legen. Alles was mir blieb, war so viel Schaden wie möglich zu verursachen. Irgendwie schaffte ich es mein Garotte um den Hals des einen Tieres zu schlingen, dem anderen versuchte ich mit Tritten die Schnauze zu polieren. Mit letzter Kraft zog ich an dem Stahlband und irgendwann brach das Biest zusammen, direkt über mir und klemmte mich ein. Meine Sicht verschwamm, aber den Wolfskopf der sich zu mir herab beugte, konnte ich gerade noch erkennen. Ich spürte seinen heißen Atem und seine scharfen Fangzähnen an meiner Kehle. Noch einmal hob ich meine Arme um mich zur Wehr zu setzen. Ich legte meine Hände an den Hals des Tieres und drückte zu. Ebenso wie der Wolf es mit seinem Kiefer tat, nur das er noch wesentlich mehr Kraft besaß.
Schmerzen pulsierten überall in meinen Körper. Ich kann nicht sagen welcher der schlimmste war, aber die Summe war unerträglich. Würde ich jetzt sterben oder im Krankenhaus wieder aufwachen? Völlig egal.
Kälte kroch meinen Körper hinauf, meine Glieder wurden schwer wie Blei, mein Atem brannte wie Feuer und starke Müdigkeit überkam mich. Ich kämpfte dagegen an, aber es zog mir mit aller Gewalt die Augen zu. Gedämpft hörte ich noch etwas (oder jemand?) entfernt kreischen. Dann fiel ein weiteres Gewicht auf mich. Einatmen, ausatmen, einatmen - der Schmerz klomm ab - ausatmen. Kälte, Dunkelheit, Ruhe, Frieden, ...

Meine Sicht der Dinge - gez. AlexWo Geschichten leben. Entdecke jetzt