„Was siehst du, wenn du in den Spiegel blickst, Sebastian?"
Angesprochener blieb im Türrahmen verharren.
Ohne sich umzudrehen antwortete er.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich deine Frage verstehe."
Sie wandte sich von dem kleinen Spiegel auf ihrer Kommode ab und drehte sich zu ihm, worauf hin auch er sich erneut umdrehte.
„Wie siehst du dich? Siehst du so aus, wie du glaubst wie du aussiehst? Schaust du manchmal in den Spiegel und das was da zurücksieht sieht aus wie eine schlechte Karikatur? Welches ist falsch?"
Schon während des Sprechens hatte sie sich wieder zurück zum Spiegel gedreht und sich ein Stück nach vorn gelehnt um ihr Spiegelbild besser betrachten zu können.
Sebastian hatte einige Schritte auf sie zu gemacht und den Kopf ein wenig schief gelegt.
„Warum glaube ich, dass du über dich selbst sprichst?"
Sie antwortete nicht. Er war davon nicht überrascht.
„Sag mir, wie fühlt sich das an? Sich selbst nicht zu kennen? Nicht zu wissen wie man aussieht? Wer man ist?"
„Wie ich mich fühle?"
Sie musste sein kleines Nicken nicht sehen um es war zu nehmen.
„Leer. Eine erdrückende, schwere, kalte Leere."
„Wie die Wintertage, an denen einem nicht einmal vor dem Kaminfeuer warm werden will."
Sie nickte.
Ihre Augen fixierten sich auf sein Spiegelbild, dass neben das ihre schlich. Immer, wenn sie ihn sah, musste sie an die Le génie du mal-Statue der St.Paulus Kathedrale denken. Seine Haut war weiß wie Marmor. Sein ganzes Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt.
Er war wunderschön. Ungesund schön.
„Wenn ich in den Spiegel sehe, dann sehe ich das, was ich nach außen hin zu sein scheine. Aber keiner von uns ist innen und außen gleich. Du bist ein anderer Mensch, als der der dich ansieht, wenn du in den Spiegel siehst. Du scheinst nur einer der Menschen zu sein, deren Masken für sie selbst befremdlich und unangenehm sind. Vielleicht weil sie dich sehr ähnlich zu deinem eigentlichen Selbst widerspiegelt. Dabei wünscht du dir nichts sehnlicher als jemand anders zu sein. Als der Welt als etwas völlig anderes entgegenzutreten."
Sie drehte sich zu ihm um.
Da war dieser Blick in seinen Augen, den sie schon öfter hatte beobachten können.
Wenn seine Augen aussahen, als würden sie sich verdunkeln. Als würde das Braun zu rötlichem Schwarz.
Seine dunklen Haare umrandeten sein Gesicht in zu großer Perfektion.
In angsteinflößender Perfektion.
„Was willst du damit sagen?"
Er stand direkt vor ihr und klemmte sie beinahe zwischen ihm und der Kommode in ihrem Rücken ein.
Er machte noch einen halben Schritt auf sie zu.
„Ich will sagen dass du dich fühlst als würde dich die Welt niemals so sehen wie du es dir wünscht. Dabei erschaffst du die Karikatur selbst."
„Das macht überhaupt keinen Sinn."
Er lächelte ihr kalt zu.
„Nein das macht es wirklich nicht."
Damit wandte er sich ab und ging aus dem Raum.
Ließ sie zurück mit einem noch schwereren Gefühl als zuvor.
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Black Butler OneShots
Fiksi PenggemarEine Sammlung an Kurzgeschichten aus dem Black Butler Universum. Hauptsächlich Sebastian x Oc, weil thirsty und so hi, aber ich bin immer offen für Wünsche. Wahrscheinlich sehr sporadische updates