Kapitel 8

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„Und du glaubst ihm wirklich nicht?", hakte Nathalie zum gefühlt tausendsten Mal nach. Ein genervtes seufzen entfuhr mir, bevor ich zu erneut zu einer Erklärung ansetzen konnte. „Ich habe nicht gesagt, dass ich Luke nicht glaube. Ich habe gesagt, dass ich mir sicher bin, dass er nicht alles gesagt hat. Es kommt mir so vor, als ginge er mir noch immer aus dem Weg." Niedergeschlagen rührte ich in meiner Tasse herum, als könnte mich der entstehende Kaffeestrudel mit sich ziehen. Auch fünf Tage nach der Preisverleihung strahlte Luke auf mich diese unnahbare Distanz aus. Wir hatten in den letzten Tagen eindeutig weniger gekuschelt und auch sonst hatten wir nur wenige Zärtlichkeiten ausgetauscht.

„Ach Schätzchen! Er wird sich schon wieder abreagieren.", redete Lucia beruhigend auf mich ein, während sie mitfühlend meine Hand tätschelte. „Aber wann? Ich halte das einfach nicht mehr aus!", rief ich etwas zu hysterisch. Einige der Gäste des kleinen Cafés drehten sich empört in unsere Richtung um. Nicht nur verzweifelt, sondern nun auch peinlich berührt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. „Ich werde Calum auf diese Sache ansetzen. Er soll Luke mal genau beobachten und mir dann Bericht erstatten.", rief Lucia energisch und fischte schon ihr Smartphone aus ihrer Jackentasche. Oder besser gesagt Calums Jacke. Seitdem ihr stattlicher Schwangerschaftsbauch nicht mehr in Lucias weiteste Sachen passte, trug sie nur noch Calums Klamotten.
„Nein Luce, bitte nicht. Es reicht schon, wenn zu Hause die Stimmung so gedrückt ist. Ich will nicht, dass sich der Umgang zwischen den Jungs auch noch verändert. Vielleicht redet er ja sowieso mit ihnen und..." Ich ließ meinen Satz unvollendet da ich selbst nicht genau wusste worauf ich eigentlich hinaus wollte. „Es war nur gut gemeint." „Und dafür bin ich dir, nein euch beiden wirklich dankbar, aber ich muss das irgendwie selbst auf die Reihe bekommen." Ich versuchte meine zwei besten Freundinnen dankbar anzulächeln aber mehr als eine schräge Grimasse kam dabei nicht zu Stande.

„Aber jetzt lieber zu erfreulicheren Dingen! Wie geht's dem kleinen Wurm? Willst du das Geschlecht immer noch nicht wissen?", wechselte ich abrupt und übertrieben gutgelaunt das Thema. Nathalie und Lucia wechselten ernste Blicke, spielten zu meinem Glück aber mit. Wahrscheinlich hielten sich mich jetzt für komplett psychisch labil. Doch Lucia rang sich zu einem Lächeln durch und antwortete: „Die Untersuchung gestern war wieder äußerst positiv. Ich bin jetzt in der 28 Schwangerschaftswoche was hießt der kleine Wurm oder die kleine Würmin muss nur noch wachsen. Und nein, wir wollen das Geschlecht noch immer nicht wissen und werden es auch erst erfahren, wenn das Baby auf der Welt ist." Je länger sie vom Baby sprach desto strahlender wurde ihr Lächeln. „Habt ihr euch wenigstens schon auf mögliche Babynamen geeinigt?", hakte Nathalie nach, bevor sie einen großen Schluck von ihrem Kräutertee nahm und sich prompt die Zunge verbrannte. „Naja... hundertprozentig einig sind wir uns noch nicht. Aber in die engere Auswahl haben es Emilia und Charlotte geschafft, sollte es ein Mädchen werden. Sollte es ein Junge werden stünde momentan Jacob und Ethan zur Auswahl. Obwohl ich Calum noch davon überzeugen muss, dass ich nicht will, dass unser Kind wie ein Werwolf aus einem Teenie Roman heißt!"
Wir konnten uns das lachen nicht verkneifen und ernteten erneut missbilligende Blicke von den anderen Gästen. „Obwohl Jacob noch immer besser wäre als Robin." Verwirrt sah ich Lucia an: „Was ist den an Robin auszusetzen?" „Meinst du wie in Batman & Robin?", schoss Nathalie hinterher. „Nein eher wie in Robin Hood.", murrte Lucia klagend. Erneut brachen wir in hysterisches Gelächter aus.

Nachdem wir uns einigermaßen beruhigt hatten und ich endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte kam mir eine Idee. „Wir sollten wetten.", rief ich fröhlich und erntete dafür nur verwirrte Blicke von den anderen. „Natürlich das Geschlecht des Babys! Damals in Australien haben wir über alles Wetten abgeschlossen." „Ja, wir haben sogar gewettet, wie lange es dauern würde, bis Luke und du ein Pärchen werdet.", sinnierte Lucia und dachte höchstwahrscheinlich an ihre Heimat zurück. Bevor sie auch nur einen Anflug von Heimweh bekommen konnte sagte ich schnell: „Ich tippe auf ein Mädchen!" während Nathalie im selben Moment rief: „Ich wette auf einen Jungen!" „Dann wäre das ja schon mal geklärt. Und du, Lucia?", sah ich sie fragend an. „Ganz klar enthalte ich mich! Ich bin von den ganzen Schwangerschaftsratgeber schon so durcheinander, anhand welcher Anzeichen man ja das Geschlecht erkennen kann, dass ich schon ein bisschen voreingenommen bin." Gespielt entsetz sah ich sie an „Du hast also doch eine Ahnung was es wird!" „Natürlich habe ich ein Gefühl, aber das werde ich keinem erzählen." Provozierend streckte sie mir ihre Zunge entgegen.
„Okay, dann bist du eben wegen Befangenheit von der Wette ausgeschlossen. Als Ausgleich darfst du wenigstens den Wetteinsatz bestimmen, oder?", fragend wandte ich mich an Nathalie. Auch sie willigte in meinen Vorschlag ein. Lange saß Lucia grübelnd neben mir ehe ein fast schon diabolisches Funkeln in ihre Augen trat. „Wer sagt eigentlich, dass der Gewinner immer der Glückliche sein muss?" Verwirrt starrte ich sie an, ehe sie mit bedeutungsschwerer Stimme fortfuhr: „Der Gewinner sei dazu verdammt den ersten Babysitter dienst zu übernehmen." Lachend schlang ich meine Arme um sie: „Auf ein süßes kleines Baby aufpassen? Das hätte eindeutig schlimmer kommen können."

Sounds Good, But Does It Feel Good? || Luke Hemmings FF *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt