Kapitel 9

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„Reagan mach bitte die Tür auf!", hallte Lukes verzweifelte Stimme durch das Badezimmer, während er gegen die Tür hämmerte. Die Geräusche drangen jedoch nicht zu mir durch. Das Blut rauschte in meinen Ohren und die Tränen rannen mir in Strömen übers Gesicht. Zitternd holte ich Luft. „Schatz bitte! Ich wollte nicht, dass es so eskaliert. Das musst du mir glauben!" Seine Stimme war kaum mehr als ein leises Flehen. Das Gefühl an den Tränen zu ersticken, wurde mit jedem Schluchzen größer, doch wie sehr ich es auch versuchte, ich konnte die Tränen nicht stoppen. Lukes verletzter Tonfall verschlimmerte das Gefühl nur noch. Langsam breitete sich Taubheit in meinen Gliedern aus. Schleichend breitete sie sich auch in meinem Inneren aus, bis auch die kreisenden Gedanken von einem undurchdringlichen Nebel verschluckt wurden. Das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür ließ mich kurz aufschrecken. Jedoch nicht genug, um den tranceartigen Zustand zu durchbrechen. Die Tränen liefen weiterhin, unaufhaltsam meine Wangen hinab.

Ich hatte jegliches Gefühl für Zeit und meine Umgebung verloren, als mich erneut das Geräusch der Haustür aufschrecken ließ. Es konnte gut sein, dass ich bereits seit Stunden auf dem Fliesenboden hockte. Erst Finnlays kindliches Lachen katapultierte mich ins hier und jetzt zurück. Erschrocken rappelte ich mich auf und klammerte mich am Waschbecken fest. Der Anblick, der sich mir im Spiegel darbot, ließ mich erneut vor Schreck zusammenzucken. Mein Spiegelbild starrte mich aus geröteten und geschwollenen Augen an. Die schwarzen Schlieren, die meine Mascara auf meinen Wangen hinterlassen hatte, standen in starken Kontrast zu meiner fahlen Haut. Meine Haare sahen durch das ständige hindurchfahren, eher wie ein Vogelnest, als eine Frisur aus.
Hastig griff ich nach einem Wattepad, um die verlaufene Mascara notdürftig von meinem Gesicht zu wischen. „Reagan! Luke! Wir sind wieder zu Hause!", ertönte Siennas fröhliche Stimme durch das gesamte Apartment.
„Wo seid ihr?", erhalte nun auch Finnlays leicht quengelige Stimme durch die Wohnung. „Bin im Badezimmer.", aus meiner Kehle kam nicht mehr, als ein heiseres Krächzen und ich war mir nicht sicher, ob sie mich überhaupt hören konnten. Schnell kämmte ich mit zitternden Fingern meine Haare durch. Fürs aufschließen der Badezimmertür benötigte ich mehrere Versuche, da mir der Schlüssel immer wieder durch die Finger glitt. Ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich in den Flur trat und ein breites Lächeln auf mein Gesicht zwang. Es fühlte sich so falsch an, doch ich wollte vor Finnlay nicht wie ein aufgelöstes Wrack wirken.

„Na wer hat Hunger?", rief ich übertrieben fröhlich in den Flur. Finnlay antwortete sofort mit jubelndem Geschrei, was jedoch nicht bis zu mir durchdrang. Ich hatte nur Augen für Siennas zierliche Gestalt, die auf dem Boden in unserem Schlafzimmer hockte. Als ich mich ihr zögernd näherte, erkannte ich endlich, dass sie einen zerbrochenen Bilderrahmen in den Händen hielt. Als sie mich näher kommen hörte sah sie auf. Ihr Blick weitete sich entsetzt, als sie meinen Zustand erkannte. „Lass das bitte liegen, bevor du dich noch schneidest. Ich mach das schon weg.", versuchte ich so gelassen wie möglich klingen, obwohl in mir nichts gelassen war. „Wer war das?", hakte sie nach, ohne auf mich zu hören und die Scherben langsam einzusammeln. „Luke."
„Hat er es absichtlich zerstört?" „Ich weiß es nicht." Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer, während ich langsam auf Sienna zu schlich. Erst jetzt konnte ich einen Blick auf das Bild im zerstörten Rahmen erhaschen. Es war zu Silvester vor einem Jahr aufgenommen worden. Ich strahlte in die Kamera, während Luke seine Arme fest um mich geschlungen und nur Augen für mich hatte. Als wäre ich die einzige Frau im Raum gewesen, dabei entstand das Foto während einer gut besuchten Party. Es stammte eindeutig aus glücklicheren Zeiten. Das Foto verschwamm vor meinen Augen, als sich erneut Tränen einen Weg über meine Wangen bahnten. Energisch wischte ich sie mir weg und riss Sienna das Bild aus den Händen. Achtlos warf ich es in die oberste Schublade der Kommode. Ich sah Sienna an, dass sie zu einem Gespräch ansetzen wollte, unterbrach sie jedoch mit einem schroffen: „Komm, gleich gibt's Essen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 25, 2019 ⏰

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Sounds Good, But Does It Feel Good? || Luke Hemmings FF *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt