Kapitel 4

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„Thaly hilf mir!! Mir ist so langweilig.", jammerte ich in mein Handy. Nur ein tiefes seufzen war zu hören. „Dir ist schon klar, dass ich eigentlich lernen muss." „Bitteeeee! Ich hab sogar schon angefangen zu putzen, du weißt also wie langweilig mir ist." Meine beste Freundin Nathalie lachte kurz auf. „Ich bin schon unterwegs und rette dich." Kaum beendete sie ihren Satz legte sie auch schon auf. Ich rechnete es Nathalie hoch an, dass sie einfach zu mir kam, da sie eigentlich für ihr Physiotherapie- und Sportwissenschaftsstudium lernen müsste. Denn im Gegensatz zu mir, hatte sie sich nach der Schule, dazu entschlossen weiter zu lernen, während ich heilfroh war, nie wieder ein Schulbuch anfassen zu müssen.
Schon den ganzen Tag über war ich total unruhig und wusste nicht wieso. Ich konnte mich weder auf mein Buch, noch auf meine Lieblingsserie konzentrieren. Dennoch hatte ich den Drang irgendetwas zu tun. Sogar putzen schien mir eine gute Lösung, obwohl ich normalerweise kein Fan davon war. Aber meine anfängliche Motivation verflog bereits nach 5 Minuten. Deshalb war ich mehr als erleichtert, als es endlich an der Tür klingelte. Noch ehe ich im Flur war, ging bereits die Haustür auf und ich hörte Nathalies Stimme durch die halbe Wohnung hallen. „Bin daahaaa." Bei uns war es Gang und Gebe, dass wir Höflichkeitshalber klingelten, trotzdem einfach die Wohnung betraten, da wir uns schon seit wir drei Jahre alt waren kannten. „Also schieß los!", forderte sie mich auf, nachdem jeder eine dampfende Tasse Kaffee vor sich hatte. „Ach ich weiß auch nicht, was heute mit mir los ist. Ich bin einfach total unruhig." „Versuchs mal mit Sport, das hilft den Kopf frei zu bekommen." Ich konnte nicht anders, als laut los zu lachen, doch Thaly sah mich weiterhin vollen Ernstes an. „Du weißt ganz genau, dass ich so sportlich bin, wie eine dreibeinige Schildkröte mit Sehschwäche." Sie zuckte bloß mit den Schultern, da sie meine Abneigung gegenüber Sport sehr gut kannte. Luke zuliebe hatte ich mal, bei einem seiner Work-Outs mitgemacht, jedoch nach 20 Minuten wieder aufgegeben, da ich bereits den Tränen nahe war. Man konnte also sagen, dass ich auf Sport nicht so gut zu sprechen war.

„Du hattest also wirklich auf der Hochzeit deiner Cousine Sex und glaubst deine Omi hat das mitbekommen?", Nathalies entsetztes Lachen hallte durch die ganze Wohnung, während ich am liebsten im Boden versinken würde. „Ich glaub, halt das sie's mitbekommen hat, denn als wir zurückgekommen sind, hat sie mich total wissend angelächelt." Nathalie brach in hysterisches Lachen aus, ehe sie schlagartig Ernst wurde. „Aber hat es sich wenigstens gelohnt?", fragte sie anzüglich mit den Augenbrauen wackelnd. Ich stieß ihr mit meinen Ellbogen gegen die Rippen, doch sie sah mich weiterhin gespannt an. Grinsend nickte ich, als wir beide erneut in schallendes Gelächter ausbrachen. Als die Wohnungstür mit einem lauten Krach ins Schloss fiel riss es uns jäh aus unserer Unterhaltung. „Hallo Schatz!", rief ich Luke zur Begrüßung zu, bekam jedoch keine Antwort, sondern hörte nur den Krach einer weiteren zuschlagenden Tür. Ich zuckte bloß mit den Schultern, als Antwort auf Thalys verwirrten Blick. Nathalie verließ bald daraufhin, die Wohnung, da sie noch für eine wichtige Prüfung lernen musste.

Leise lehnte ich mich an den Türrahmen unseres Schlafzimmers und beobachtete Luke. Mit angespannten Schultern hockte er auf der Bettkante, den Rücken mir zugewandt. Er hatte mich bestimmt kommen gehört, doch machte er keine Anstalten mit mir zu reden. „Was ist los?", hakte ich leise nach. Ein komisches, beunruhigendes Gefühl bildete sich in meiner Magengegend, denn dieses Verhalten entsprach gar nicht dem Luke, den ich kannte. „Nichts.", murrte er genervt. Ich wollte mich bereits abwenden, um ihn nicht weiter zu bedrängen, als ihm ein Taschentuch entglitt. Entsetzt sah ich das mit Blut befleckte Tuch an. „Du blutest!", platzte es schrill und überflüssigerweise aus mir heraus. „Gut erkannt, Sherlock." Seine genervte Stimme erschreckte mich. „Zeig mal her." Besorgt setzte ich mich neben ihn und wollte bereits nach seiner verletzten Hand greifen. Er zuckte zurück und sah mich das erste Mal an, seitdem er nach Hause gekommen war. Eingeschüchtert rutschte ich von ihm Weg, da ich Luke noch nie so wütend gesehen hatte. Er wirkte wie ein anderer Mensch, fast schon bedrohlich. Seine Augen weiteten sich ängstlich als ihm klar wurde, wie sehr mich seine Reaktion verunsicherte. Widerstandslos reichte er mir die verletzte Hand. „Das muss genäht werden.", stellte ich sachlich fest ohne ihm in die Augen zu sehen. „Mhmpf."

Sounds Good, But Does It Feel Good? || Luke Hemmings FF *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt