"Die Mordserie ist noch nicht zu Ende. Gestern Abend wurde die Leiche der 11-jährigen Emmy gefunden. Emmy galt seit einigen Wochen als vermisst.
Die Polizei sucht weiter nach den Spuren des Täters, tappt jedoch weiterhin im Dunkeln. Emmy ist das vierte Mädchen, welches in den letzten Monaten erst entführt und später tot aufgefunden wurde.Die Mordserie ist erschreckend, die Tatsache, dass es keinen einzigen Hinweis auf den Täter und Mörder dieser jungen Mädchen gibt, verunsichert die Bewohner dieser Stadt. Viele Schulen und Kindergärten gehen nicht mehr nach draußen, die Polizei bittet die Eltern, ihre Kinder nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln allein nach Hause fahren zu lassen, solange es keine Hinweise gibt, wer hinter diesen schrecklichen Morden steckt."
Die Nachrichtensprecherin schwieg kurz und ging dann zum nächsten Thema über. Schweigend musterte ich das Radio und fragte mich, wie es dem Mörder dieser Mädchen gelingen konnte, so lange unerkannt zu bleiben. Irgendwann musste er sich doch mal durch einen Fehler verraten.
Energisch versuchte ich mir eine störrische Haarsträhne hinter das Ohr zu klemmen, aber sie sprang sofort wieder hervor, sobald ich meine Hand wegnahm. Eigentlich mochte ich meine langen braunen Haare, die in leichten Wellen über meine Schultern fielen. Sie passten gut zu meinen braunen Augen, aber in Momenten wie diesen hasste ich sie einfach nur. Sie führten ein Eigenleben und ich war dagegen machtlos.
Seufzend starrte ich das Chaos auf meinem Kopf mithilfe des Badezimmerspiegels an.
Meine hohen Wangenknochen stachen leicht hervor, während ich auf meine vollen Lippen einen dezenten, roten Lippenstift aufgetragen hatte.
Ich gehörte zu den Mädchen, die sich noch ohne Schminke aus dem Haus trauten. Deswegen besaß ich außer diesem Lippenstift nichts an Schminke, um mich in einem anderen Menschen zu verwandeln. Ich mochte mein Gesicht so, wie es war. Und mein Freund Tilo war ebenfalls der Meinung, dass ich mein Geld nicht für Schminke ausgeben sollte. Er liebte mich so, wie ich bin.
Aber meine Haare regten mich in diesem Augenblick doch auf.
Um diese noch einigermaßen vernünftig hinzubekommen, half anscheinend nur noch ein Wundermittel: Wasser.Aber dafür blieb mir keine Zeit mehr, denn es klopfte an der Badezimmertür.
"Beeil dich mal!" Tilo klang leicht gehetzt, was daran liegen konnte, dass er selbst noch auf die Toilette wollte und der Tisch, den er für uns in einem Restaurant reserviert hatte, nicht den ganzen Abend auf uns warten würde.
Also gab ich den Kampf mit meinen Haaren auf und verließ das Badezimmer.
Ohne mich eines Blickes zu würdigen, preschte Tilo an mir vorbei und schloss die Tür hinter sich. Nett.Ich schüttelte mit dem Kopf und setzte mich auf die Couch, um auf ihn zu warten. Als er schließlich mit ordentlich gerichteten Haaren vor mir stand, musste ich grinsen. Seine grünen Augen musterten mich von oben bis unten und fingen glücklich an zu glänzen.
"Sehr schön", fand er, offensichtlich blind, beugte sich zu mir herunter und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Das war mir aber als Wiedergutmachung zu wenig. Deswegen legte ich meine Hände in seinen Nacken und zog ihn wieder zu mir herunter, als er sich gerade aufrichten wollte.
Er brummte irgendwas, was ich aber nicht verstand, da ich meine Lippen schon wieder auf seine presste. Energisch erwiderte er meinen Kuss und ich schloss die Augen. Die Sitzfläche der Couch beugte sich nach unten, als er sich mit seinen Händen dort abstütze.
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Sacrifice - Don't touch her
Mystery / ThrillerEine Mordserie erschüttert das Land. Immer wieder verschwinden junge Mädchen, werden Wochen später tot und missbraucht aufgefunden. Der Mörder dieser Mädchen ist unbekannt. Mary hat mit dieser Mordserie anfangs nichts zu tun. Doch dann kommt auf ei...