11 - Salbe

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Er bringt mich in mein Zimmer und ich lege mich auf mein Bett. "Und jetzt leg dich auf die linke seite, damit ich an die rechte rankomme!" Ich befolge stumm seine Anweisung und ziehe das Shirt hoch. Mein Kopf liegt auf dem Kissen und Undertaker hat den Kerzenständer wieder auf das Nachttischchen gestellt. "Ich hole die Salbe. Du bewegst dich nicht!" Ich nicke und er geht zur Türe. Im nächsten moment ist er verschwunden und ich atme tief ein und aus. "Ich kann wohl echt nur irgendwelche Probleme bereiten." murmle ich zu mir selbst und ich beiße auf meiner Unterlippe herum.

"Das einzige Problem ist, dass du dich unterschätzt und dir viel zu wenig zutraust." Mit diesen Worten kommt Undertaker wieder in das Zimmer und hat einen Tiegel dabei, den er nun öffnet. Ich lächle leicht. "Du bist der zweite, der mir das heute schon sagt, weißt du das?" erwiedere ich und er sieht mich ernst an. "Dann solltest du mal daran arbeiten." meint er nur und nimmt mit seiner rechten Hand eine weißliche Paste aus dem Gefäß. Ich sehe ihm dabei zu, wie er mir mit seiner Hand näher kommt und zucke kurz zusammen, als seine warme Hand und die kalte Salbe auf meine Haut treffen.

Ich beobachte ihn eine Weile, wie er alles sanft, vorsichtig und gleichmäßig auf die Stelle aufträgt. "Undertaker...?" frage ich leise und er sieht mich kurz an, bevor er sich wieder der Salbe widmet. "Es... tut mir leid, dass ich dich Adrian genannt habe. Es steht mir nicht zu und ich werde es auch nicht mehr machen." Ich sehe von ihm weg und spüre, wie er stockt, bevor er weitermacht. "Es hat mich nur überrascht. Aber danke, dass du ihn nicht mehr erwähnen wirst." Überrascht über das 'danke', sehe ich zu ihm und blicke ihn etwas... verwundert an.

"Hat sich der große Undertaker, stärkster Shinigami und auch stärker als jeder Teufel, Legende und für manche ein Held, sich gerade bei MIR bedankt?" frage ich verblüfft und er sieht mich aus seinen grünen Augen an. "Übertreib es nicht, Sera." Der klang meines Namens aus seinem Mund lässt mich für einen moment die Luft anhalten. Wow! Das hört sich verdammt gut an! Ich zwinge mich, weiter zu atmen und hoffe, dass mein nun rasendes Herz nicht bis hinunter zu seiner Hand fühlbar ist. "Du bist aber verdammt schnell leise gewesen. Was war denn der Grund?" fragt er nun nach und sieht mich direkt an.

Hmm... keine Ahnung? Vielleicht ein super sexy Shinigami, der gerade seine Hand an meinem Bauch hat, seine Stimme verdammt gut klingt und meinen Namen so klingen lässt, als hätten meine Ohren einen Orgasmus? Ich habe wirklich KEINE Ahnung! "Hm... vielleicht bin ich einfach nur müde." bringe ich stattdessen raus und lege meine Hand auf seinen Arm. "Danke für alles, was du meinetwegen durchmachen musst. Für die Salbe, die Unterkunft und deinen Schutz. Einfach alles!" flüstere ich und lächle ihn an. Ich bin wirklich müde geworden und meine Augen haben leichte Probleme, offen zu bleiben. Die beruhigende Berührung von ihm kommt ja noch dazu!

Undertaker:

Langsam fallen ihr ihre Augen zu und sie entspannt sich komplett. Ihre Hand rutscht langsam von meinem Arm und schnell greife ich mit meiner linken Hand nach ihrer, um sie aufzufangen. Ich betrachte ihr Gesicht, dass die flackernden Kerzen in ein wunderschönes Licht stellen. Ihre Hand ist so... anders. Weich. Klein. Zart. Und doch irgendwie mit Schwielen bedeckt, als hätte sie gearbeitet. Schwere körperliche Arbeit. Aber das kleine Wesen? Das so unschuldig hier in meinem Gästezimmer liegt? Sie und schwere Arbeit? Langsam schließt sich meine Hand um ihre und ich bleibe einen moment so.

Wobei ich es ihr durchaus zutrauen könnte, hart zu arbeiten. Schließlich habe ich ihren Kampf gesehen, als sie alleine gegen die gesamte Fiskus-Bande da stand. Ich hatte fast einen Herzinfarkt! Aber ich habe mich zurückgehalten. Wollte wissen, was sie alles kann und als sie das erste mal ausgewichen ist, stand ich so kurz davor, ihr zu helfen. Es hat mich echt überwindung gekostet, nicht zur Hilfe zu eilen. Aber irgendwie... als habe sie eine eingebung gehabt, hat sich alles an ihr geändert! Nachdenklich streiche ich mit meinem Daumen über die weiche Haut. Mein Blick verliert sich in ihrem Gesicht, bevor ich ein paar mal blinzele.

Es war wirklich faszinierend, wie sie es geschafft hat! Und dann die kälte in ihrer Stimme, als sie auf ihm sitzend ihre Forderungen klar gemacht hat! Das war der Moment, in dem sie meinen Respekt erworben hat. Sie hat ihn nicht getötet, sondern ist nur aufgestanden und ist weggegangen, als wäre nie etwas passiert! Und die anderen haben ihr Respektvoll Platz gemacht, als wöllten sie nicht wirklich austesten, ob es anfängerglück oder können war. Ich fange an zu lächeln und wische mir meine Hand an meinem schwarzen Mantel ab. Und als sie meinen wahren Namen gesagt hatte...

Vorsichtig lege ich ihre Hand an ihren Körper und muss zugeben, dass ich diesen nur allzugerne erkunden würde. Und zwar nicht mit meinen Händen, sondern mit meiner Zunge! Ich schüttle meinen Kopf. Reiss dich zusammen! Sie ist ein Mensch! Eine aus einer anderen Welt, aber immer noch ein Mensch! Als wäre ihr gesamter Körper aus Lava, zucke ich zurück und trete einen Schritt zurück. Und wenn schon. Sie würde es eh nicht wollen! Sie will nach hause. In ihre Welt! Und wenn ich dann noch komme... Ich sollte nicht so selbstsüchtig sein! Leicht verzweifelt, streiche ich mir durch meine grauen Haare und atme tief durch.

Selbst ihr Geruch bringt mich dazu, sie nie wieder her zu geben. Verdammt! Ich kenne sie nicht einmal richtig! Ohne ihren Körper zu berühren, lege ich ein bischen Stoff über die Salbe, decke sie zu und puste die Kerzen aus. Mit einem letzten Blick auf Sera, gehe ich aus dem Zimmer, um mich in mein eigenes zu begeben. Das verlangen, sie zu umarmen und nie wieder los zu lassen, geht in das unermessliche. Ich mache die Türen zu und lege mich in meinen Sarg. Ich habe immer noch das Gefühl von ihrer Haut an meinen Händen und der wunderbare Laut ihrer Stimme, die meinen wahren Namen ausspricht, lässt mich in den Schlaf sinken.

Ein Todesgott mit GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt