26 - Schwarzer Nebel

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Undertaker:

Fassungslos starre ich auf den toten Körper in meinen Armen. Wie konnte das nur alles passieren? Wie konnte sie... Überrascht zucke ich zusammen, als ich etwas an meiner Wange hinterlaufen spüre. Langsam und mit blutüberströmter Hand, wische ich mir zitternd die Träne aus meinem Gesicht. Ich weine... Und im nächsten moment kann ich nicht mehr an mich halten. Ich drücke die Leiche von Sera an mich, während ich schluchzend dasitze. Wieso sie? Wieso musste es Sera treffen? Die Frau, die ich liebe? Die mich liebte? Wieso nicht mich? Nie habe ich verstanden, wie man um einen Menschen trauern kann. Bis jetzt.

Mein Herz fühlt sich an, als wäre es herausgerissen worden. Als hätte man darauf herumgetrampelt und es mit einer Kutsche überfahren. Ich konnte sie in der Ferne hören. Wie sie gebrüllt hat, dass ich sie nie wieder sehen würde. Aber der Tod von dem Kerl ist mir nichts wert. Nichts kann ihren Tod je kompenisieren. Keine Freude des Lebens wird mir je wieder in irgendeiner Art und weise helfen. Nicht einmal dieser Teufel wird mich zum lachen bringen können. Ich stocke. Der Teufel...? Ich habe gehört, dass ein Teufel, einen menschen zu einem machen kann! Entschlossen nehme in Sera in meine Arme und stehe auf.

Ich gebe ihr einen Kuss auf die kalte Stirn und ihre Arme schwingen ohne Kraft oder halt herum. "Ich werde alles versuchen! Halte durch!"

Sera:

Ich kann zwar dumpf eine Stimme hören, aber nicht verstehen, was sie sagt. Aber ich kann erkennen, WER es ist und allein deswegen bleibe ich stehen. Ich bin in einer Art dunkelheit gefangen und habe keine Schmerzen. In weiter ferne ist irgendwas helles und das erinnert mich irgendwie an ein Zitat meines Vaters: Das Licht am Ende des Tunnels könnte auch ein Zug sein! und irgendwie bringt es mich gerade zu grinsen.

Mein Vater hat öfters mal sachen rausgehauen, die nicht schlecht waren. Und die einen immer zum lachen gebracht haben! Ich seufze und fühle mich irgendwie besser, bevor ich mich nun umsehe. Nichts als schwarz und das helle Ding in der entfernung. Wenn Adrian da ist, wird er alles versuchen, mich irgendwie wieder zu beleben. Und wenn ich jetzt auf das Ding zu gehe, bin ich glaube ich total weg! Als würde ich einen Sitzstreik durchführen, setze ich mich im Schneidersitz hin, verschränke meine Arme und schließe meine Augen. Und jetzt heißt es geduldig warten, bis ich entweder wieder lebe, oder das helle Ding zu mir kommt.

Undertaker:

Als ich so schnell es ging zu dem Earl gerannt bin, hat er sofort Sebastian gerufen und ihm sogar mit dem Mal befohlen, dass er Sera in einen Teufel wandeln soll. Der Tod liegt noch nicht so weit zurück, als dass es unmöglich wäre. Aber dadurch, dass schon ein wenig Zeit vergangen ist kann es sein, dass sie schon kurz davor ist, komplett aus dem Leben zu scheiden. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich noch nie in meiner gesamten Existenz einmal so nervös, panisch und vorallem verzweifelt gewesen wäre. Niemals hatte ich diese Emotionen gehabt.

Und bei Sera? Gleich, nachdem sie aufgetaucht ist kam die Verzweiflung weil ich dachte, dass sie nie etwas mit mir in Sachen Beziehungen zu tun haben wollte. Der Frust, dass ich sie nicht bekommen konnte. Und schlussendlich Panik und Verzweiflung heute, weil ich sie nicht verlieren wollte. Schließlich hatte sie gedacht, dass ich sie hasste und dass sie mir einen gefallen tun würde, wenn sie in das Anwesen hier ziehen würde. Gefühle, die ich bisher noch nicht gekannt habe, sind aufgetaucht und haben mich überwältigt. Und dann ihre Reaktion, als ich sie geküsst habe! Als würde sie dahin schmelzen und es mehr genießen, als alles andere.

"Also du und Sera, was?" unterbricht der werte Earl meine Gedanken und ich drehe mich zu ihm um, da ich vor einem Fenster stehe und nach draussen gesehen habe. Ich habe meine Shinigamiform gelassen. Mein Blick wandert zu dem kleinen Kerl, der mich die ganze Zeit beobachtet hat. "Steht etwas dagegen?" frage ich nur, doch er winkt ab, bevor er mich ein wenig besorgt ansieht. "Ich hoffe wirklich, dass sie es schafft. Sie ist immer eine gute Gesellschaft und vor ihr muss man nichts verheimlichen, da sie ja eigentlich ja eh schon alles weiß." meint er nachdenklich und ich nicke.

"Sera ist... eine sehr besondere Person. Ich würde mir nie vergeben, wenn sie es nicht schaffen würde. Ich tue es jetzt schon nicht, weil ich als ihr beschützer versagt habe." Die erkenntniss, dass ich nicht nur als ihr Freund, sondern auch als ich Beschützer auf ganzer Linie versagt habe, trifft mich wirklich. Sonst läuft alles nach meinen Wünschen und nun? Nun liegt eine Person, die ich über alles liebe, irgendwo auf einem Bett und kommt hoffentlich wieder zurück in das Leben. "Ich habe hier etwas, was ich ihr eigentlich als überraschung geben wollte, da sie hier einzieht."

Der werte Earl holt eine kleine Schachtel hervor und hält sie mir hin. Misstrauisch betrachte ich sie. "Dort drinn ist ein Tee, den sie liebt. Jedes mal, wenn sie hier ist, trinkt sie ihn und ist sofort ein wenig entspannter. Nimm ihn und mach ihr damit eine Freude!" Ungläubig, aber trotzdem dankbar, nehme ich die Schachtel entgegen und öffne sie leicht. Ein bunter Mix an Gerüchen kommt mir entgegen, aber er riecht wirklich gut und ich muss leicht lächeln. Sera... Ich schließe die Schachtel. "Vielen dank, werter Earl Phantomhive." sage ich und packe diese weg, bevor ich nach draussen sehe. Du schaffst das, meine kleine kämpferin!

Sera:

Nach einer weile muss ich gähnen, bleibe aber standhaft sitzen. Ich vertraue Adrian. Und ich vertraue darauf, dass er einen weg finden wird! Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter und ich drehe mich überrascht um. Und wen ich da sehe, lässt mich breit grinsen. "Sebastian!" rufe ich überglücklich. Der schwarzhaarige verneigt sich kurz und hält mir leicht lächelnd eine Hand hin. "Wäre M'Lady bereit, sich mir anzuschließen, um von hier weg zu kommen und in das Leben einzutreten?" fragt er und ich nehme seine Hand. "Ich bin sowas von bereit!" entgegne ich entschlossen und er hilft mir beim aufstehen.

"Sebastian?" frage ich und er sieht mich fragend an. "Was gibt es?" Seine roten Augen blitzen kurz auf. "Danke!" sage ich, bevor ich ihn umarme. Und zwar nicht so, wie ich ihn zur begrüßung umarme. Sondern wie jemand, der mir wirklich am Herzen liegt. "Ich könnte den jungen Herren doch nicht die ganze Zeit so niedergeschlagen sehen." meint er nur und ich löse mich von ihm, bevor ich ihm zuzwinkere. "Stimmt! Verfälscht den Geschmack einer Seele!" Kurz ist er verblüfft, bevor ich ein echtes lächeln von ihm sehe. "Wie recht du hast, Sera... Wie recht du hast." meint er und ich folge ihm in einen dunklen und alles verschlingenden Nebel.

Ein Todesgott mit GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt