19 - Pläne

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Das Essen war köstlich und ich glaube, dass ich nicht nur wegen dem Tee öfters hier her kommen werde. Tanaka, Maylene, Bard und Finnien habe ich auch kennengelernt und wie es sich für gutes Personal gehört, haben sie mir sofort das Gefühl gegeben, hier erwünscht zu sein. Im Gegensatz zu Sebastian, der im Anime immer so charmant gewirkt hat, nun aber irgendwie kälter als jeder Eisblock ist. Aber mir ist es egal. Vielleicht muss ich ihn noch überzeugen, dass ich nicht die Gefahr bin, für die er mich die ganze Zeit hält. Auch, wenn das irgendwie schwierig sein wird, einen Teufel zu überzeugen!

"Ich hätte Lust auf einen Spaziergang in der Stadt. Wie sieht es bei dir aus? Kommst du mit?" fragt Ciel und ich blicke ihn etwas überrascht an. "Habt Ihr keine Papiere die Ihr prüfen müsst? Oder Aufträge von der Königin?" Doch er schüttelt leicht den Kopf. "Nicht wirklich. Ich lasse die Kutsche vorbereiten! Sebastian?" Ciel dreht sich zu dem schwarzhaarigen um, der sich mit einem leichten lächeln verbeugt. "Sehr wohl, junger Herr." antwortet er in seiner typisch samtigen Stimme und verschwindet dann. "Ihr wollt doch nicht in die Stadt, um einen Verdauungsspaziergang zu machen. Was habt Ihr wirklich vor?"

Seine Augen blitzen auf, bevor der Earl aufsteht und mich ansieht. "Nicht alles muss einen Grund haben, oder?" Allein der Ton lässt mich alamierend aufmerksam werden. Von seinem Gesichtsausdruck des übertrieben freundlichen, fange ich erst gar nicht an. "Ich bin ehrlich mit Euch. Ihr habt noch nie etwas getan, dass nicht irgend einen tieferen Sinn hat. Wieso solltet Ihr also jetzt damit anfangen?" frage ich und wieder ist dieses leicht furchteinflößende Lächeln zu sehen. "Lass dich überraschen." meint er nur und ich schüttle den Kopf. "Vergesst es. Ich will keine überraschungen mehr. Im moment würde ich eher wieder zu Undertaker zurück!"

Selbst ein wenig überrascht von meinen eigenen Worten, richte ich mich auf. Lasse aber nichts von meiner eigenen Unsicherheit nach aussen dringen. Undertaker's Name war der erste, der mir in meinen Schädel gekommen ist, als ich nach einem sicheren Ort gesucht habe. Und ich sehe ihn als meinen Ankerpunkt! Nicht nur hat er mich aufgenommen. Mich, eine komplett fremde und wie sich später noch herausstellte jemand, aus einer anderen Welt! Sondern er kann mich beruhigen. Seine nähe bringt mich runter und selbst seinen Versuch mich zu töten, finde ich im nachhinein nicht schlimm, sondern eher nachvollziehbar. Ein sicherer Hafen im Sturm der Welten.

Zuerst will der Earl noch etwas sagen, macht seinen Mund aber zu und nickt. "Wie du willst." meint er nur und scheint enttäuscht zu sein. "Es tut mir leid. Aber es war verdammt viel heute und mein Schädel macht gleich boom, wenn ich das da oben nicht ordne." sage ich nun ruhig und lege eine hand auf seine Schulter. Ein schiefes lächeln erscheint auf meinen Lippen. "Und Ihr müsst zugeben, dass Eure überraschungen heute nicht immer ganz... toll waren, nicht wahr?" Ertappt, sieht er auf die Seite und geht dann los. "Kommst du? Die Kutsche wird nicht ewig warten."

Mit einem leichten lächeln folge ich ihm aus dem Zimmer und schlussendlich auch aus dem Gebäude. Sebastian wartet schon vor der Kutschentüre und macht diese auf. Tanaka sitzt auf dem Bock und scheint der kutscher zu sein. Wortlos, steigt Ciel ein und ich folge ihm. Ich setze mich ihm gegenüber auf die Holzbank und Sebastian steigt ebenfalls ein, bevor dieser die Tür zu macht und gegen die innenseite klopft. Einen moment später, fährt die Kutsche ruckelnd und ein wenig holprig los und ich sehe aus dem kleinen Fenster. Das Anwesen entfernt sich immer mehr und wird immer kleiner, bis es zwischen ein paar Bäumen verschwindet.

Tja. Das ist mein Leben. Und es ändert sich nicht viel in den nächsten Monaten! Ich helfe Undertaker im Bestattungsinstitut, lerne noch das ein oder andere nützliche über die Medizin und den menschlichen Körper und auch mit dem Umgang mit den lebenden Kunden werde ich immer besser, bis ich diesen Job komplett übernehme. Ciel und Sebastian besuche ich auch öfters und wie versprochen, hat er immer eine Tasse des wunderbaren Tee's da, den ich dann jedes mal genüßlich trinke, bevor wir zu den ernsteren Dingen kommen. Wie die neuen Aufträge Ihrer Majestät oder neue und alte Verbrechen.

Was komisch ist ist, dass ich Undertaker anscheinend irgendwie sauer gemacht habe. Ich habe keine Ahnung wie oder warum. Aber er reagiert immer häufiger gestresst, genervt und fast schon von sich stoßend. Als solle ich nicht in seine nähe kommen! Selbst der Abschiedskuss, den er selbst gewollt hat, habe ich einstellen müssen. Ich mache mir sorgen. Große Sorgen! Er beginnt, Fehler zu machen. Weniger zu schlafen und auch kaum noch zu essen. Er rührt das essen nicht an, was ich ihm gemacht habe und sieht es nicht einmal mit einem angeekeltem Gesicht an. Er geht mir aus dem Weg und scheint Probleme zu haben.

Ich versuche natürlich, die Ursache dafür zu finden! Aber es sind weder die lebenden Kunden, noch die toten Gäste. Die Räume sind es auch nicht und so bleibt nur noch eine Option übrig. Ich. Seit dem ich hier bin, scheint er immer unkonzentrierter zu werden und ich habe schweren Herzens einen entschluss gefasst, den ich ihm gleich sagen werde. Ich habe es mit Ciel abgesprochen und er meinte, dass es kein Problem wäre, bei ihm zu wohnen. Denn vielleicht bin ich einfach ein zu großer Störfaktor, als dass man in meiner gegenwart noch richtig arbeiten und leben könnte.

"Undertaker?" Vorsichtig trete ich in den Sezierraum mit den Leichen und finde ihn bei einer Autopsie. Er dreht nur kurz seinen Kopf und widmet sich dann wieder dem offenen Körper. "Ich muss mit dir reden. Und zwar jetzt." Mit jedem Wort werde ich sicherer und richte mich auch auf. Wieder kommt von ihm kein Ton. Das ist in letzter Zeit üblich geworden. "Ich mache es kurz. Ich habe das Gefühl, dass ich der Grund für deine wirklich beschissene Stimmung bin. Und um dich von mir zu erlösen, werde ich zum Earl ziehen. Ich habe es mit ihm schon besprochen. Ich will nicht, dass du so extrem unkonzentriert und leicht reizbar bist. Deshalb... werde ich jetzt packen gehen. Dann hast du mich los." sage ich, gehe aus dem Raum und schließe schweren Herzens die Tür hinter mir. Von ihm kam wie immer kein Laut.

Ein Todesgott mit GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt