5 - Drohung an den Todesgott

1.9K 119 6
                                    

Ciel ist zuerst etwas verwirrt, bevor er nickt. "Stimmt. In Eurer Welt haben Frauen die gleichen Berufe wie Männer." meint er eher zu sich selbst und ich lächle. "Ist noch alles ziemlich ungewohnt, was?" frage ich und trinke dann wieder einen Schluck. "Aber ich wäre wohl genau so verwirrt, wenn ich plötzlich über etwas komplett neues aus einer anderen Welt hören würde. Wahrscheinlich..." Ich sehe Ciel aus dem Augenwinkel an und nehme die Tasse von meinem Mund. "Wahrscheinlich würde ich gerade in einer Ecke sitzen und alle möglichkeiten durchgehen, wie diese Person bitteschön aus einer anderen Welt hier her gekommen ist."

Es dauert einen moment, bevor eine Antwort kommt. "Das würde ich jetzt gerne. Aber die Ecken sind schon vollgestellt." brummt Ciel und ich sehe ihn amüsiert an. "Humor bringt mich immer wieder zum lächeln..." murmle ich, bevor ich weitertrinke. "Und... was wollt Ihr nun machen, Miss Torn?" Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und drehe mich zu dem werten Earl. "Also meine erste Aktion wird sein, Euch zu sagen, dass Ihr mich duzen und Sera nennen könnt. Das kann hier übrigends jeder. In meiner Welt gibt es diese Anrede... eigentlich nicht mehr. In der Vergangenheit vielleicht. Aber jetzt ist es schon höflich, wenn man jemanden mit 'Sie' anspricht!"

Ich zucke mit den Schultern. "Aber was ich jetzt genau machen werde.... Ich habe keine Ahnung. Vielleicht erstmal rausfinden, WIE ich hierher gekommen bin. Ich weiß nur, dass ich nach meiner Arbeit halb Tod in mein Bett gefallen und dann eingeschlafen bin. Und das nächste was ich weiß ist, dass ich hier aufgewacht bin. In einem Sarg, der wohl als Bett gedacht ist." Nickend denke ich darüber nach. "An sich, das muss ich zugeben, war es verdammt gemütlich, darin zu schlafen!" Undertaker gibt ein dunkles kichern von sich. "Ich hoffe, dass du nicht so schnell eine von meinen Gästen wirst!"

Ich grinse breit. "Das Glück ist mit den dummen! Und da ich vielleicht nicht die hellste bin, habe ich in der hinsicht schon immer einiges an Glück gehabt!" erwiedere ich und sehe im Augenwinkel, wie Ciel aufsteht. "Ich werde mich in mein Anwesen zurück begeben. Eigentlich sind wir ja wegen Informationen hierher gekommen. Aber das kann sicherlich bis morgen warten." Ich stehe ebenfalls auf und gehe zu Ciel. "An sich, habt Ihr Informationen bekommen!" sage ich nur und er verdreht ein wenig gespielt genervt seine Augen. "Aber nicht die, für die ich extra hierher gekommen bin!"

Ich lächle und nicke. "Wie dem auch sei. Ich wünsche Euch eine gute Heimreise!" Und wie ich es halt auch sonst mache, umarme ich ihn. Erst einen ticken zu spät bemerke ich, was ich gemacht habe und richte mich auf. "T-Tut mir leid!" Abwehrend hebe ich die Hände und trete einen Schritt zurück. "In meiner Welt begrüßt und Verabschiedet man so seine Freunde. Und das geht bei mir schon automatisch!" Ich sehe kurz zu Sebastian. "Bei dir lasse ich es auch. Ich glaube, dass mir mein Leben dann doch einen ticken wichtiger ist, als die Umarmung eines Teufels aus einem Manga!"

Er neigt nur seinen Kopf. Etwas gesagt, hat er noch nicht, was mich irgendwie irritiert! Und ich spreche aus, was in meinem Schädel vor sich geht. "Bin ich eine so große Gefahr, dass du nicht mit mir sprichst?" frage ich einfach mal und er zieht seine Augenbrauen hoch, ohne eine weitere Regung zu zeigen. Doch dann zeigt sich ein falsches lächeln und er legt eine Hand auf die Brust, bevor er sich ein wenig verneigt. "Oh nein, Sera. Ich sehe dich nicht als Gefahr und-" "Also da kann meine Katze besser lügen als du." unterbreche ich ihn leicht genervt und verschränke meine Arme.

Ich kann einen kurzen Blickwechsel zwischen Ciel und Sebastian erkennen und dann ein ganz leichtes nicken des Earls. "Jeder von euch sollte mir die Wahrheit in mein Gesicht sagen. Und nicht hinter meinem Rücken zu irgendjemand anderem. Wenn ihr ein Problem habt, dann sprecht es aus! Ich muss mich ja auch erstmal hier eingewöhnen..." murre ich und der schwarzhaarige Butler nickt nun ebenfalls. "Ich sehe dich nicht als Bedrohung. Wirklich! Eher als... jemand, dem man noch nicht so ganz trauen sollte." meint er nun und ich sein Gesicht zeigt keinerlei menschliche Regungen, Emotionen oder Gefühle. Ausdrucksstark wie ein Stück Papier.

Ich lasse meine Arme wieder sinken. "Dankeschön, dass du es ausgesprochen hast. Jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bin!" Ein Gähnen entkommt mir und ich halte mir eine Hand vor den Mund. "Wer hätte gedacht, dass reden so anstrengend sein kann? Hm... Doch gut, dass ich nicht auf meine Lehrer gehört habe...!" sage ich und strecke mich kurz. "Wieso? Was ha-" "AH!" überrascht kreischend springe ich nach vorn und verstecke mich hinter Sebastian, der mich nur etwas irritiert von oben ansieht. Als ich bemerke, dass es Undertaker ist, entkralle ich meine Hände aus dem Frack wieder und seufze erleichtert auf.

"Meine Fresse... Dass ihr Shinigamis und Teufel lautlos seid, daran darf ich mich echt noch gewöhnen!" brumme ich und streiche Sebastian's Anzugjacke glatt. "Tut mir leid. Das war ein Reflex!" murmle ich entschuldigend und gehe zu Undertaker, der mich ansieht, als wäre ich das komischste Wesen, dass er je gesehen hat. "Und du jagst mir bitte nicht mehr so eine Angst ein!" sage ich, während ich einen Finger hebe und ihm dann auf die Stirn lege, nachdem ich mich vor ihn gestellt habe. "Das sage ich genau einmal! Ansonsten werde ich schon einen Weg finden, wie du es freiwillig bereust!"

Seine grünen Augen blitzen auf und er lächelt leicht. Seine Narben und seine grauen langen Haare passen perfekt zueinander und alles in allem gibt er ein verdammt gutes Bild ab. "Drohst du gerade einem Todesgott?" fragt er amüsiert und ich lasse meinen Finger sinken. "Ich würde sogar Sebastian drohen, wenn es sein muss. Nur dass ich mir bei ihm im moment noch nicht ganz sicher bin, ob ich dann in den nächsten Tagen nicht unter mysteriösen Umständen verschwinden würde." Ich sehe zu Sebastian. "Gibs zu. Wir trauen uns beiden nicht." er nickt leicht, bevor ich mich wieder Undertaker widme. "Ich drohe jedem, wenn es die richtigen Umstände sind."

Ein Todesgott mit GefühlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt