Fox sah auf und ließ den Rest des Langohrs sinken. "Willst du eine Geschichte hören. Ich mag die Geschichte des Lichts. Ist meine Lieblingsgeschichte." Laura lächelte. Der Tag, den er sie durch den Wald geführt hatte war schön gewesen, sogar an das gebratene Langohr, das er gefangen hatte, hatte sie sich schnell gewöhnt. Es schmeckte fantastisch. "Natürlich. Erzähl nur."
Er nahm noch einen Bissen, dann begann er: "Das große Licht kahm vom Horizont. Es flog schnell und trug einen Sturm mit. Die Menschen wurden davon berührt, als sie sich nicht schnell genug verstecken konnten. Viele fielen danach in einen tiefen Schlaf, viele verbrannten unter der Berührung oder wurden vom Sturm fortgerissen. Auch die Natur wurde vom Licht verbrannt und zerstört und lange gab es keine Wälder, nur brennende Wüsten."
"Das muss der Unfall gewesen sein, von dem bei uns erzählt wird. Für einen Moment, war der Horizont ganz hell.", kommentierte sie und Fox sah sie mit großen Augen an. "Die Geschichte gibt es bei euch also auch."
"Naja, nicht ganz. Der Unfall wurde von den Menschen verursacht. Das Licht und der Sturm, es war die Explosion und die Druckwelle. Wer nicht in der Entfernung in einem Bunker saß wurde von der Hitze erfasst und dem Sturm. Danach brannte die Welt viele Jahre lang."
"Genau. Genau." Schnell aß Fox den Rest seines Langohrs auf und zog die Beine an. "Nach dem Schlaf erwachten die Berührten wieder und sahen, was um sie geschehen war. Sie waren die letzten, wie sie erkannten und sie beschlossen, die Berührung des Lichts als Zeichen zu sehen. Sie zogen fort von dem Ort ihres Erwachens und in die Wälder, die das Licht nicht berührt hatte. Dort ließen sie sich nieder und begannen ihre Fähigkeiten, die das Licht ihnen geschenkt hatte, zu nutzen. Einige hörten bald besser, anderen konnten Düfte auf große Entfernungen wahrnehmen. Andere lernten besser zu klettern und irgendwann entdeckten sie das Fell."
"Nun, bei uns würde es wohl so weitergehen: Zufällig überlebten ein paar, doch das Licht hatte ihre genetische Stuktur verändert. Sie erhielten die Fähigkeiten von Tieren und irgendwann, konnten sie sich auch insie verwandeln.", erklärte Laura und sah ihn Fox fragendes Gesicht.
Dann schüttelte er den Kopf. "Das klingt blöd. Meine Geschichte ist besser."
"Ja, stimmt. Willst sie weiter erzählen?"
Fox nickte eilig. "Dann, als sie das Fell entdeckt hatten, erkannten sie, dass sie sich unterschieden. Einige waren der Meinung, dass die Gruppen sich trennen sollten und so taten sie es. Sie teilten sich auf und steckten Gebiete ab. Jeder sollte in seinem Reevier bleiben. Doch es gab immer wieder einzelne, die diese Regeln misachteten. SIe trafen sich mit anderen aus anderen Gruppen. Doch als es entdeckt wurde, folgte großer Streit. Die Einzelnen jedoch, waren nicht das Ziel sondern die anderen Gruppen. So begannen sie zu kämpfen, vergaßen, dass sie alle vom Licht berührt worden waren, gleichermaßen, und töteten sich.
Nach dem Kampf blieben nur wenige übrig. Sie erkannten da, dass es nichts brachte sich zu streiten, da es nur das Ende aller wäre. So trennten sich auch diese letzten Gruppen und jeder ging seines Weges. Nur einige Zeit lang während des Erwachens treffen sich die Gruppen. Sie sorgen für Nachwuchs, dann trennen sie sich wieder. In der Zeit dazwischen ist jeder allein.
Aber das alles ist schon viele Schlafzeiten her. Jetzt können nur noch wenige ihr Fell wechseln, noch weniger die alte Sprache sprechen."
"Aber du kannst das. Genau wie deine Mutter, nehme ich an." Schnell nickte Fox und Laura ließ ihr Fleisch sinken. "Dann tut es mir noch mehr leid, dass sie gestorben ist. Ich hätte sie gerne kennen gelernt."
"Es muss dir nicht leid tun. Sie ist doch immer da. In der Nacht spüre ich manchmal, wie sie sich neben mich legt und wärmt." Laura lächelte. Das klang schön, solch ein Vertrauen zu haben. Im Bunker musste sie sich stets fürchten, nachts beraubt zu werden - oder schlimmeres, um die Erhaltung der Gruppe zu sichern."Du... wie ist sie gestorben? Deine Mutter, meine ich.", fragte Fox und nachdenklich sah Laura ihm in die braunen Augen. "Sie wurde krank. Schwer krank. Aber wir hatten nichts um ihr zu helfen. Sie ist ganz langsam gestorben. Es war schrecklich."
"Tut mir leid. Aber meiner ist es ähnlich ergangen."
Laura sah ihn traurig an, während er erzählte: "Sie war eines Tages ganz heiser, konnte kaum sprechen. Der Heiler, zuständig für die in diesem Teil des Waldes, hat alle Kräuter versucht, aber es ging ihr schnell immer schlechter. Als alles nichts half gab man ihr Schlafer. Und dann war sie fort."
"Schlafer?"
Fox nickte. "Sie sind giftig. Kleine, rote Beeren. Wenn man sie isst, dann schläft man für immer ein. Es tut gar nicht weh, heißt es. Das ist jetzt fünf Schlafzeiten her..."
Laura tat es leid, wie der kleine Junge darüber sprach und wieder umarmte sie ihn. "Das ist so schrecklich."
"Ach was." Fox befreite sich lächelnd aus der Umarmung. "Jetzt jagt sie mit den anderen durch endlose Wälder des ewigen Erwachens."
"Klingt schön. Ob sie meine vielleicht trifft?"
"Bestimmt. Jeder kommt dorthin. Eines Tages sind wir alle wieder mit unseren Liebsten vereint."
Laura lächelte. Ja, diese Vorstellung gefiehl ihr besser, als die des Bunkers. Sie sagen, nach dem Tod käme nichts mehr. Man wäre einfach weg - aber das tröstete nicht.

DU LIEST GERADE
Fuchsgesicht - Als die Welt in den Abgrund fiel...
De TodoEine große Katastrophe war es, die vor vielen Generationen die Menschen in die Wälder getrieben und verändert hat. Die Menschen erhielten Fähigkeiten, die ihnen in der Natur nutzten: sie wurden zu Tieren. Immer wieder können sie das Fell anlegen ode...