Please Daddy ❤️

Miss Duffy

Mittlerweile habe ich ihn seit ca.  2 Jahren nicht gesehen. Es ist, als hätte es ihn nie gegeben. Ich habe meine Ausbildung als Friseurin erfolgreich beendet und bin in eine andere Stadt gezogen, fernab von meiner Familie und meinen Freunden. Haley wohnt zum Glück nur 20 Minuten mit dem Auto entfernt, aber wirklich oft sehen tun wir uns auch nicht, da wir uns beide sehr in unsere Jobs hängen.

Seitdem ich meine Ausbildung diesen Herbst mit guten Abschluss beendete, arbeite ich in einen schönen Salon in der Nähe der Hamburger Innenstadt mit der wunderschönen Alster mitten im Herzen. Wir waren zu viert im Salon: meine Chefin Christina, ihre Schwester Amy, ein neuer Azubi Namens Damon und meine wenigkeit. Alles in einem macht es tierischen Spaß, jedoch war von Anfang an klar, dass ich keine Friseurin bleiben wollte. Ich bewarb mich seit meines Abschlusses in jedem Theater als Maskenbildnerin, jedoch hagelte es unendlich viele Absagen, bis ich letztendlich beschloss, meinen Traum vom Make-Up anders zu verwirklichen.

Es war ein kalter Dienstag Morgen, als ich von meinem Handy unsanft geweckt worden war. Genervt schaltete ich es aus und begab mich schleichend ins Badezimmer und stolperte wie jeden morgen über Kc. Er lag ausgebreitet auf dem kleinen Flur meiner 1-Zimmer Wohnung und lies sich durch mich nicht stören. Im Bad tat ich die Sachen die wohl jedes 19 jährige Mädchen im Bad nunmal tut: ich putze mir meine Zähne, verschwand dann in der Dusche um wenigstens ein bisschen wach zu werden und began dann mich für die Arbeit zu schminken, nicht zu viel, aber immernoch Lucy-Like. Eyeliner, falsche Wimpern und viel Highlighter.

Kc beobachtete mich nun vom Flur aus und wartete nur darauf, endlich seine morgentliche Runde Gassi zu gehen. Fertiggemacht und mit vollen Magen holte ich seine Leine von der kleinen weißen Garderobe im Flur und ging eine Runde Gassi. Es regnete, wie es typisch für Hamburg war. Wir gingen unsere übliche Runde und kamen an dem neuen Teeladen vorbei, von dem meine Arbeitskollegen seit Tagen sprachen: Miss Duffy. Es war ein kleiner Eckladen mitten in Hamburg mit vielen kleinen Lampen im Schaufenster. Was mir persönlich sehr gefiehlt, waren die vielen kleinen Sprüche, die man im inneren des Ladens auf vielen Bildern sehen konnte. Sie hatten was beruhigendes.

Es war gerade mal kurz nach acht am Morgen, die Sonne ging langsam auf und trotzdem hatte Miss Duffy bereits geöffnet.

Weil wirklich jeder im Moment von diesem Laden sprach, beschloss ich mir einen kleinen Tee 2 Go für den Nachhause Weg zu bestellen. Gesagt, getan.

Ich könnte euch jetzt erzählen, dass dieser Tee mein Leben verändert hat, aber ich muss euch da leider enttäuschen: Es war ein stinknormaler Minztee.

Zuhause angekommen machte ich Kc noch schnell sein Essen für den Tag fertig, zog mir eine trockene Jacke an und begab mich mit meinem viel zu großem Schlüsselbund zu meinem Auto.

,,Mist!", meckerte ich. Ich hatte vergessen zu tanken. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mein Auto nochmal schnell tanken zu fahren. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich kaum noch Zeit hatte, bis meine erste Kundin kam, Miss Helena Vick.
Helena ist eine äußerst unfreundliche und anstrengende Kundin mit sehr hohen Ansprüchen, den ich zwar meistens gerecht werde, jedoch werden diese auch von mal zu mal höher.

Meist wollte sie ihre viel zu langen pissblonden Extensions gewaschen, geföhnt und geschnitten haben, kein Problem. Aber manchmal ist sie auch der Meinung, sie müsste mal wieder von pissblond zu schwarz wechseln. Die Friseure unter euch wissen jetzt, was das Problem ist.

Voll im stress fuhr ich schnell tanken und fuhr dann auf den kleinen Hinterhof unseres Salons, ich war 5 Minuten zu spät.

,, Guten Morgen Lucy, haben die Wimpern nicht richtig gehalten?". Helena saß genervt auf ihrem Standartplatz und funkelte mich böse an. Sie hasst meine falschen Wimpern, ich glaube sie hält im allgemeinen nicht viel von mir, aber das ist okay, ich finde sie auch nicht zum knutschen.

,, Guten Morgen Frau Vick!", lächelte ich sie ganz entspannt an, ,,Entschuldigen Sie meine Verspätung." Ich sparte mir eine Erklärung, da es sie eh nichts anging, und legte meine Sachen im Aufenthaltsraum ab, ehe ich mich zu meiner Kundin begab.

Sie quatschte mich mit allem möglichen Scheiß voll, bis sie mir endlich zu verstehen gab, was sie heute gemacht haben wollte.

,, Ich hatte einen Unfall.", sagte sie plötzlich ganz trocken. Ich schaute sie nur ein wenig verwirrt an, aber bei genauerem hinsehen konnte ich erkennen, dass ihr ein paar Extensions am Hinterkopf fehlten. Es sah aus, als hätte sie sich ihre Haare schlicht und einfach rausgerissen.

,, Sieht es so schlimm aus, wie es sich anfühlt?", fragte sie mich verunsichert während sie sich mit ihren dürren Fingern am Hinterkopft rumfuchtelte.

,,Ach quatsch, das bekommen wir schon hin.", antwortete ich sicher, aber so sicher war ich mir da nicht, denn sie hatte sich anscheind einzelne Strähnen komplett ausgerissen.

,, Wie ist das denn passiert?", fragte ich sie vorsichtig, denn es sah echt übel aus.

Sie gab mir mit einem finsteren Gesichtsausdruck zu verstehen,dass es mich nicht angeht, also fing ich an die Kleberreste aus den umliegenden Strähnen vorsichtig rauszukämmen und dachte mir währenddessen irgendwelche Stories zu ihrer Belustigung aus.

,, Guten Morgen Lucy.", hörte ich Christina rufen, sie sah wie immer Top gestylt aus und hüpfte voller Energie nach hinten. Ein paar Sekunden später kam auch Amy in den Laden, die aber sah nicht so top aus wie sonst, sie hatte Augenringe bis zum Fußboden. Ich hatte in den letzten Wochen schon mitbekommen, dass in dem Haus wo sie wohnte im Moment umgebaut wird und sie deshalb wenig erholsamen Schlaf bekommt, aber heute sah sie besonders scheiße aus. Wir beiden hatten ein ziemlich gutes Verhältnis also beschloss ich mich ein wenig bei meiner Kundin zu beeilen um der Ursache ihrer Augenringe auf den Grund gehen zu können.

Amy verschwand wortlos im Aufenthaltsraum, sehr zur Empörung von Miss Vick.

,, Was eine Unart!", hörte ich sie rummaulen, aber ich machte einfach weiter meinen Job.

Nach ca. 2 Stunden hatte wir das Haardesaster endlich vollständig geretten, und Miss Vick verließ mit ihrem neuen Termin in der Hand den Salon.

Als ich gerade zu Amy nach hinten wollte, klingelte das Telefon.

,, Salon Venti, Lucy hier, was kann ich für sie tun?", strahlte ich in den Hörer. Ich hatte ziemlich schnell gelernt, dass wenn man lächelt, man viel freundlicher Klang.

Aufgelegt.

Na toll, wieder so ein Witzbold der Telefonstreiche machte, wie ich sowas liebte.

Ein Blick auf meinen Terminplaner für heute verriet mir, dass ich meine Pause vorverlegen musste, da ich nachher eine Braut zur Frisurenprobe hatte,was mir natürlich super passte, da ich mich nun endlich Amy widmen konnte.

HInten angekommen sah ich, was ich bereits befürchtet hatte: Amy war total übermüdet und lag auf unserer kleinen Couch und schlief. Schnell ging ich zu ihr, rüttelte sie ein paar Mal und sorgte dafür das sie aufwachte.

,, Amy!", sagte ich in einem forderten Ton, ,, du weißt ganz genau was Christina mit dir macht wenn sie sieht, dass du wieder schläfst!". Aufgrund ihrer andauernden Müdigkeit war Christina bereits echt genervt von den Ausfällen ihrer Schwester und führte deshalb auch schon einige Gespräche mit ihr.

,, Entschuldige, ich hatte heute Nacht einen Albtraum und konnte danach nicht mehr schlafen, ich habe halt keinen Wachhund wie du.", sagte sie mit alberner Stimme und setzte sich dann auf.

,, Aber was solls, neuer Tag, neues Glück..", ihre gespielte Motivation stank bis zum Himmel.

,, Setz dich mal an den Tisch. Ich hole schnell mein Equipment und verstecke dann deine scheußlichen Augenringe, du siehst ja meht tot aus als lebendig!", befahl ich ihr und holte schnell meinen Koffer vom Regal.

Mit gekonnten Griffen zauberte ich ihre Augenringe weg und machte noch ein bisschen Rouge auf ihre zarten Wangen, damit sie durch das viele Puder nicht mehr ganz so tot aussah.

,, Danke meine Süße.", sagte sie, gab mir einen Schmatzer auf die Wange und ging dann ans Telefon, was erneut klingelte.

,, Lucy? Hast du kurzfristig Zeit für einen Herrenschnitt? Ich weiß du hast Pause, aber der Kerl hier ist ziemlich hartnäckig.", verwundert und ein wenig irritiert stimmte ich zu, obwohl ich mir gerade Porrige in der Mikrowelle machen wollte.